Seniorengerechter Garten
Ein Gastbeitrag von Svenja Schwedtke von der Staudengärtnerei Bornhöved
Wenn man nicht mehr so kann, der Garten auch schon mal zur Belastung wird, dann stellt sich für viele Gartenbesitzer die Frage, wie es weitergeht. Der eigene Garten ist einem lieb und teuer, doch manchmal frisst er einen auf.
Wie soll es nun werden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die hier unter die Lupe genommen werden wollen:
• verkaufen/sich verkleinern • sich Hilfe suchen • den Garten pflegeleichter machen • ein Stück weit ertragen, dass sich der Pflegezustand ändert
Verkaufen/sich verkleinern
Das Grundstück zu verkaufen oder den geliebten Garten zu verlassen ist ein großer Schritt. Schließlich hat man in vielen Fällen lange Jahre dort gelebt und die Entwicklung des Gartens miterlebt und selbst gestaltet.
All das will man aufgeben zugunsten eines kleineren Grundstücks, das leichter zu pflegen ist?!
Ja, das ist eine Möglichkeit, und sie bietet die Chance, den neuen Garten seniorengerechter anzulegen. Das kann die Möglichkeit der Wahl sein, wenn man Lust auf das Anlegen eines Gartens hat, einem die Neugestaltung Freude macht und die Kraft dafür vorhanden ist. Ein kleinerer Garten kann auf jeden Fall eine Erleichterung sein. Nicht mehr soo viel Arbeit, nicht mehr das Gefühl, dass es einem über den Kopf zu wachsen droht!
Worauf ist nun bei einem neuen, seniorengerechten Garten zu achten?
Sich Hilfe für den Garten suchen
Diese Option vermeidet die Veränderung, die vielen Menschen so schwerfällt. Alles bleibt beim Alten, jedenfalls so ziemlich (denn gute Gartenhelfer zu finden, die Kraut von Unkraut unterscheiden können, ist auch nicht so ganz einfach). Allerdings kostet diese Lösung Geld, eventuell sogar relativ viel. Aber wenn das kein Thema ist, kann es eine gute Möglichkeit sein, im eigenen Garten zu bleiben.
Den Garten umgestalten, pflegeleichter machen
Dabei ist es gut zu gucken, was fällt mir schwer? Was fällt mir leicht und macht mir Freude? Worauf kann ich verzichten, was möchte ich erhalten? Und wie kann es gelingen, das zu er-halten, was einem lieb geworden ist?
Da gibt es nun technische Hilfsmittel wie Rasenmähroboter oder Bewässerungssysteme. Diese zu installieren ist aufwendig, aber sind sie erst einmal da, dann können sie eine große Entlastung sein. Es gibt ergonomische Gartengeräte, die den Rücken schonen. Und es lohnt sich, die Werkzeuge zu pflegen und zu schärfen (ein scharfer Spaten ist viel leichter zu bedienen als ein stumpfer!). Vielleicht kann Gemüse in Hochbeeten angebaut werden. Die Wege sollten breit genug sein, damit auch mal ein Rollstuhl hindurchfahren kann, und es gibt auch Hochbeete für Rollstuhlfahrer. Eine vierrädrige Karre ist vielleicht einfacher zu handhaben als eine normale Schubkarre.
In den Beeten ist das Mulchen eine große Hilfe. Mulchmaterial wie Rasenschnitt oder Falllaub hält die Feuchtigkeit gut und schützt vor keimenden Unkräutern.
Weniger einjährige Pflanzen zu setzen ist eine große Arbeitserleichterung, auch Stauden können lange und farbenfroh blühen! Wichtig ist die standortgerechte Pflanzung: Wenn Stauden und Gehölze an Stellen im Garten wachsen, wo sie so viel Licht bekommen, wie sie brauchen, und wo auch der Boden stimmt, dann wachsen die Pflanzen besser. Eine Funkie zum Beispiel wird in der Sonne verbrennen und eine Rose im Schatten schlecht blühen. Auf die Ansprüche der Pflanzen zu achten ist ein großer Schritt zum erfolgreichen und damit weniger arbeitsintensiven Gärtnern.
Achten Sie bei der Umgestaltung darauf, dass das Gießwasser an der richtigen Stelle verfügbar ist und Wege kurz bleiben. Ein Zaun ist als Abtrennung unkomplizierter als eine Hecke, die geschnitten werden muss. Aus dem Rasen kann eine Wiese werden. Der Umstellungsprozess kann durch das Einsetzen von Pflanzen und das Einbringen von Samen unterstützt werden. Es will gut überlegt sein, was man noch selber gerne macht und worauf man verzichten möchte. So etwas kann gut mit Familie oder Bekannten gemeinsam überlegt werden, andere Menschen haben ja manchmal auch einen guten Blick für bestimmte Situationen. Ertragen, dass der Pflegezustand sich ändert. Das ist die schwierigste und zugleich realistischste Variante.
Wenn man die Pflege des Gartens nicht mehr schafft, nicht mehr alle Beete akribisch sauber halten kann, dann verändert sich das Bild des Gartens. Und das kann richtig spannend sein. Natürlich verliert man manche Pflanzen: die, die schon immer nur überlebt haben, weil man sie gepäppelt hat. Aber andere machen sich breit und malen völlig neue Gartenbilder. Es wird vielleicht nicht mehr überall gegossen, und so entstehen neue Trockenbeete. Pflanzen, die das vertragen, breiten sich aus. Sie sind die Gewinner des Klimawandels. Das können Königskerzen und Fingerhüte und Goldruten sein. Alles Pflanzen, die für Insekten wichtig sind und auch mal eine Trockenzeit überstehen.
Es braucht eine gewisse Offenheit, diese Veränderung zu ertragen. Veränderung ist ja sowieso das Thema, sie macht uns immer Angst, schafft Unsicherheiten. Es ist die Angst davor, die Kontrolle zu verlieren, aber auch davor, was die Nachbarn sagen. All das sollte man sich gut überlegen. (Wir haben in unserer Gärtnerei nach 25 Jahren die Pflege der Schauanlagen extensiviert, all das, worüber ich oben schreibe, ist eingetreten. Und es ist völlig anders als früher, aber auch sehr sehr schön.)
Schön ist ja, die Erinnerungen an andere Zeiten im Herzen zu tragen. Ja, es war gut, als der Garten picobello gepflegt war, aber das war eine andere Zeit. Die haben wir genossen, jetzt sind die Umstände anders, und wir machen es uns trotzdem schön und gucken, was sich verändert, und freuen uns über neue Gartengäste und die Vitalität der Natur. All das erfordert Mut und Offenheit.
Anlage eines seniorengerechten Gartens
Neben den oben erwähnten Erleichterungen sollte bei der Anlage eines seniorengerechten Gartens geschaut werden, was dem Menschen, der dort wohnt, Freude macht:
• Ein schöner Blick aus dem Fenster, an dem der Lieblingssessel steht ist wichtig.
• Vögel zu füttern und zu beobachten macht nicht nur älteren Menschen viel Freude.
• Düfte wirken unterbewusst, sie wecken Gefühle und Erinnerungen – welche Pflanzendüfte werden besonders geschätzt?
• Kräuter und Gemüse anzupflanzen und zu ernten ist für viele Menschen schön, große Kübel oder Hochbeete können hier gute Dienste leisten
• Auch Beerenobst kann im Kübel dicht am Haus kultiviert werden. Eine Bewässerungsmöglichkeit für Kübel und Hochbeete sind Olla genannte Tonflaschen, die Wasser langsam abgeben.
• Schön ist es, wenn die Gartenanlage übersichtlich ist, das Gefühl, den Garten „zu schaffen“, kann beruhigend sein.
• Blumen für die eigene Vase zu schneiden ist ein ganz besonderes Geschenk, vielleicht ist das möglich?
• Welche Pflanzen sind wichtig für den Menschen, der in den Garten einzieht? Viele Gartenbesitzer haben Lieblingspflanzen oder Erinnerungen, diese im neuen Garten zu integrieren sollte ein Ziel sein.
• Wichtig sind ausreichend Sitzgelegenheiten, damit der Garten auch genossen werden und sich ausgeruht werden kann.
• Es sollte auf Stolperfallen geachtet werden, die Wege sollten eben und rutschfest sein, eventuell sogar mit Geländer und Beleuchtung. Ums Haus herum, an der Terrasse, da sollte der seniorengerechte Garten einfach schön zu halten sein, damit schon der Blick aus dem Fenster Freude macht.
Svenja Schwedtke staudengaertnerei-bornhoeved.de
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