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Seniorenkino im Metropolis

Ein ganz besonderer Kinobesuch – Seniorenkino im Metropolis: „Weil es Spaß macht!“

Ohne Kaffee und Kuchen aber mit einer Einführung und einem Vorfilm: Das Seniorenkino im denkmalgeschützten Kinosaal aus den 50er Jahren im Metropolis Kino in Hamburg.

„Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino!“ – lautete ein Werbespruch für Lichtspielhäuser in den 60er Jahren. Einmal im Monat, immer donnerstags (meistens der zweite im Monat), findet für Menschen mit Interesse an außergewöhnlichen, älteren Filmen, das Seniorenkino-Angebot im Metropolis Kino  in der Kleinen Theaterstraße 10 statt. Mit einer großen Portion Leidenschaft kümmert sich Thomas Pfeiffer, Filmarchivar der Kinemathek Hamburg und Filmvorführer im Metropolis Kino, darum, dass sich HamburgerInnen bei seinem speziellen Angebot ein paar schöne Stunden machen können. Er ist zuständig für die Organisation und die Auswahl der Filme. Neben den Filmen (die meisten sind nach wie vor aus den 50er und 60er Jahren) gibt es vorab eine kurze Einführung und darüber hinaus eine Ausgabe der Wochenschau. Ursprünglich gab es vorher auch noch Kaffee und Kuchen in der Kinobar. Das Angebot steht aktuell aber leider nicht zur Verfügung.

Der Vorhang öffnet sich und: Eine Zeitreise beginnt. An diesem Donnerstag steht „Ein himmlischer Sünder“ (OT: „Heaven can wait“) auf dem Programm. Es handelt sich um den ersten Farbfilm von Regisseur Ernst Lubitsch. In seiner Einführung erklärt Thomas Pfeiffer auch, dass der Film bereits 1943 in den USA, aber erst 1952 in Deutschland in die Kinos kam. Der Film sei in drei Kategorien für den Oscar nominiert worden: „Beste Regie“, „Beste Kamera“ und schließlich als „Bester Film“. Auch wenn die frivole Liebeskomödie schließlich ohne Oscar auskommen musste, war der 115 Minuten lange Film eine geistreiche Komödie, in der die Hauptfigur, der „Lebemann“ Henry van Cleve, nach seinem Tod am Tor zur Hölle dem Teufel ausführlich von seinem Leben und seinen Verfehlungen berichtet. Der spezielle „Lubitsch-Touch“, nur leichte Anspielungen auf Ereignisse, ohne sie bildlich zu zeigen, sei in diesem Film besonders gut zu sehen, erklärt der Experte.

Im Metropolis Kino in der Kleinen Theaterstraße gibt es einmal im Monat das sogenannte „Seniorenkino“.

Kino mit Kaffee & Kuchen

Seit über 30 Jahren betreut Thomas Pfeiffer das Filmarchiv des Metropolis Kinos, die „Kinemathek Hamburg e. V.“. Seine Auswahl dieses Mal sei zufällig mit dem Kinostart der gleichnamigen Filmdokumentation „Heaven Can Wait“ von Sven Halfar (über einen Hamburger Chor) gewesen. Manchmal suche der Archivar aber tatsächlich Filme heraus, die gerade auch aus den unterschiedlichsten Gründen einen aktuellen Bezug haben oder in ein Rahmenprogramm wie zum Beispiel das Cinefest passen. 

Seit 2008 gibt es das „Seniorenkino“ im Metropolis Kino. „Das Konzept ‚Kino mit Kaffee und Kuchen‘ war nicht unsere Erfindung“, erklärt Pfeiffer. Hier in Hamburg habe es jahrelang im Grindel-Kino eine ähnliche Veranstaltung gegeben, bei der es filmisch aber eher um die UFA-Filme der 1930er und 1940er Jahre gegangen sei. „Unser Leiter, Martin Aust, hat seinerzeit das Konzept ein wenig ‚modernisiert‘ und ist mit den 1950er Jahren eingestiegen. Ich war damals nur Zuschauer. Anfangs gab es vorweg Kaffee(-klatsch) und Kuchen und im Anschluss daran den Hauptfilm.“

Seit 1956 gibt es das Metropolis Kino, ein kom-
munal gefördertes Pro-grammkino im Hamburger Stadtteil Neustadt.

Aus der einmaligen Zugabe wurde ein fester Bestandteil

Zu dem „Vorprogramm“ sei es durch eine Art Zufall gekommen: „Wir haben in unserem Filmarchiv neben langen Spiel- und Dokumentarfilmen auch viele ‚kurze Sachen‘, die nicht immer leicht in Programme einzubauen sind. Ich habe dann einfach mal eine Wochenschau und einen 50er-Jahre-Werbespot herausgesucht und vor dem Hauptfilm gezeigt“, so Pfeiffer. „Da unser Publikum recht anspruchsvoll und vor allem sehr aufmerksam ist, habe ich die ‚Zugabe‘ vorher angekündigt, damit niemand zur Kasse laufen musste, um darauf aufmerksam zu machen, dass der falsche Film läuft. Nach der Vorführung wurde ich von mehreren ZuschauerInnen angesprochen, dass es ja genauso schön wie früher gewesen sei.“

Ursprünglich sei er damals von einer einmaligen „Zugabe“ ausgegangen. Nachdem Pfeiffer aber mehrfach angesprochen und gebeten wurde, wieder so ein Vorprogramm (wie beim letzten Mal) zu präsentieren, habe er sich dazu entschlossen, damit weiterzumachen. – So wurde das Vorprogramm zu einem festen Bestandteil, der heute nicht mehr fehlen darf.

Thomas Pfeiffer hütet seit 30 Jahren das Filmarchiv der Kinemathek Hamburg und organisiert unter anderem auch das Seniorenkino-Angebot.

„Das ist einfach schön!“
(Wolfgang aus Wandsbek)

Das Stammpublikum war vor der Corona-Pandemie deutlich größer, aber es baue sich langsam eine ‚neue Generation‘ auf, berichtet Pfeiffer. An diesem Donnerstag im Oktober wurden 36 Tickets verkauft. Das Publikum ist mehrheitlich begeistert: „Ich hatte zufällig gesehen, dass es hier heute diesen Film gibt, und Ernst Lubitsch war mir ein Begriff. Ich habe mir gedacht: ‚Diesen Film muss ich unbedingt sehen‘“, sagt Peter im Anschluss der Veranstaltung. „Ich bin sehr von der Einführung und der ganzen Geschichte angetan“, so der 77-Jährige. Besucherin Brigitte wurde von ihrem Partner mit ins Kino genommen: „Das war ein super Film, und ich bin mit einem Strahlen raus“, berichtet die 79-Jährige und ergänzt: „Das tut richtig gut.“ Zum 15. Mal ist Wolfgang, 83, beim Seniorenkino im Metropolis dabei: „Mich interessieren die alten Filme. Das ist einfach schön.“

Als nächster Film im „Seniorenkino“ im Metropolis Kino, Kleine Theaterstraße 10, steht am Donnerstag, 23. November, der Film „Bel Ami“ von Willi Forst aus dem Jahr 1939 auf dem Programm.     
    

Fotos/Text: Corinna Chateaubourg © SeMa

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