Anleitung zum Glücklichsein – im Netz
Hamburg will ältere Menschen dabei unterstützen, mit digitalen Angeboten besser umgehen zu können. Mit Freund:innen oder der Familie chatten, Bankgeschäfte am PC erledigen oder einen Termin beim Arzt reservieren – das müssen viele Menschen 65+ erst noch lernen. Die Initiative „digital dabei“ kümmert sich darum, dass Senior:innen die nötigen digitalen Kompetenzen erlangen und im Umgang mit Tablet und Smartphone gestärkt werden. Ehrenamtliche Digitalmentor:innen unterstützen sie dabei persönlich. Koordiniert wird die Initiative „digital dabei“ von Lena Baltes und Kirsten Sommer am Albertinen Haus in Hamburg-Schnelsen. Das Haus wurde im Rahmen eines öffentlichen Interessenbekundungsverfahrens als Projektträger ausgewählt und kooperiert mit zahlreichen Organisationen und Einrichtungen der Senior:innenarbeit in Hamburg. Die Digitalisierung älterer Menschen sei ein wichtiger Bestandteil einer altersfreundlichen Stadt, erklärt die für Digitalisierung zuständige Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Das Ziel der Initiative „digital dabei“ sei es, kostenlose Digitalschulungen für Senior:innen im gesamten Stadtgebiet zu ermöglichen.
Die Initiative „digital dabei“ gibt es seit dem Frühjahr 2022. Jetzt hat die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) das erfolgreiche Projekt auf Antrag der Bürgerschaft bis 2024 verlängert. „Das ist ein ganz tolles Projekt, das wir hier Ehrenamtliche jedes Alters mit älteren Menschen zusammenbringen, die – wie alle anderen auch – an der digitalen Welt teilhaben wollen. Und genau das passiert hier. Man kann ohne Scham alle Fragen stellen rund um die Nutzung von Handy, Tablet und PC“, so Fegebank, bei dem Besuch einer Schulung im Albertinen Haus.
Ehrenamtliche gesucht
„Sich sicher in der digitalen Welt bewegen zu können ist heute eine entscheidende Voraussetzung für ein möglichst langes selbstständiges und selbstbestimmtes Leben – ob für den Chat mit den Enkeln oder beim Online-Banking. Dass das Projekt von Anfang so erfolgreich war, zeigt, wie groß der Bedarf dafür ist – aber auch, wie groß das Engagement der Hamburger- innen und Hamburger ist. Und für die zweite Runde gilt wiederum: Wer gern Digitalmentor:in werden möchte, ab jetzt gerne bei uns melden!“, so Ralf Zastrau, Geschäftsführer des Albertinen Hauses. Ehrenamtliche Digitalmentor:innen melden sich bei der koordinierenden Stelle im Albertinen Haus (siehe Infokasten). Nach einer kostenlosen eintägigen Schulung wird auch dafür gesorgt, dass sie und Kooperationspartner im gesamten Stadtgebiet zusammengebracht werden. Ein Austausch der Ehrenamtlichen untereinander wird ebenfalls ermöglicht.
„Weil die alten Leute da abgehängt sind“ (Jörg Schäfer, Digitalmentor bei digital dabei)
Einer der Digitalmentoren der ersten Stunde bei „digital dabei“ ist Jörg Schäfer. Er besuchte gleich zu Anfang des Projektes eine Schulung. Schon vorher hatte sich der 76-Jährige beim Compu- tertreff der Senioren in der Kirche in Niendorf engagiert. „Ich habe gemerkt, dass man – wenn man mit alten Leuten arbeitet – andere Zugriffsmöglichkeiten braucht“, so Schäfer, der vor seiner Rente Sonderschullehrer war. Sein Ehrenamt bei „digital dabei“ macht er aus verschiedenen Gründen. „Die alten Leute sind sonst abgehängt, weil sich andernfalls niemand darum kümmert“, erklärt er seine Motivation für sein Engagement. „Ich habe das gerade von einer Teilnehmerin gehört, die mir sagte: ‚Wenn ich da mit Corona sitze, da hilft mir keiner mehr. Da bin ich ganz alleine.‘“ Für Jörg Schäfer ist es vor allem eine Verpflichtung: „Wenn man mit den Dingern umgehen kann, hat man eine Verpflichtung, es anderen Leuten, die nicht wissen, wie sie sich da reinarbeiten können, beizubringen.“ Große Voraussetzungen müsse man seiner Meinung nach nicht erfüllen: „Wer sich ein bisschen auskennt mit den Gadgets, der braucht keine besondere technische Schulung.“ Eine menschliche Voraussetzung für das Amt sei Geduld. Und die Fähigkeit, ein einzelnes Problem zu erkennen und einen gemeinsamen Weg zu finden, das Problem zu lösen. Eine Stunde, in der der Digitalmentor oder seine Teilnehmer:innen verzweifelt aufgegeben haben, habe es noch nie gegeben. „Die Rückmeldungen – und das sei das Schöne – sind durchwegs positiv!“
„Wir freuen uns über interessierte Digitalmentor:innen mit diversen Sprachkenntnissen, junge Digitalmentor:innen (16+) und aus allen Ecken Hamburgs“, sagt so Lena Baltes, Gerontologin und Projektleiterin von „digital dabei“. „Senior:innen mit Unterstützungsbedarf oder Einrichtungen, die selber Digitalisierungsangebote machen oder aufbauen möchten, können sich gerne an die koordinierende Stelle wenden.“
Weitere Informationen: https://hamburg-digital-dabei.de/
Interessierte, die sich zu Digitalmentor:innen schulen lassen möchten, können sich beim Albertinen Haus (Sellhopsweg 18–22, Schnelsen) informieren: Albertinen Haus – Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Lena Baltes und Kirsten Sommer, Tel: 040 5581-4931/-4527, Mail: digitalmentoren@albertinen.de
Text/Fotos: Corinna Chateaubourg © SeMa
Jetzt den Artikel auf den sozialen Kanälen teilen: