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Verkehrstraining

Warum es nützlich sein kann, noch mal an einem Verkehrstraining teilzunehmen

Zwei Seniorenbeauftragte der Polizei Hamburg sensibilisieren die Teilnehmenden der Veranstaltung dafür, ihre eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten selbst richtig einzuschätzen. Foto: cc

Bis Juli dieses Jahres gab es in Hamburg bereits 20 Verkehrstote, darunter acht Fußgängerinnen und Fußgänger. Zum Vergleich: 2023 waren in Hamburg insgesamt 28 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Bei den Zahlen gebe es immer Schwankungen, eine einzige Erklärung für deren Anstieg gebe es nicht, sagte der Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Enno Treumann im Juli dem NDR. Auffällig sei aber, dass die Hälfte der Todesopfer im Seniorenalter und meist mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs war.

Die Zielgruppe der älteren Verkehrsteilnehmer*innen hat die Polizei bereits im Blick. Regelmäßig bietet sie Veranstaltungen an, die Senior*innen dabei helfen, im Alter möglichst lange sicher (!) mobil zu bleiben, die sogenannte „Verkehrsprävention für Senior*innen“. Wir haben eine entsprechende Veranstaltung besucht.

An einem Donnerstagnachmittag im Juni sind rund 15 Interessierte aus den umliegenden Stadtteilen zur Gesprächsrunde „Verkehrsprävention“ beim DRK in Niendorf in den Adlerhorst 16 gekommen. Nach einem ersten Schnack bei Kaffee und Keksen legten die Seniorenbeauftragten der Polizei Hamburg (Verkehrsdirektion 6) Jörg Naused und Elke Ewald los.

„Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto: Mobilität ist für die meisten Senior*innen selbstverständlich“, sagt Jörg Naused, Seniorenbeauftragter in Hamburg. „Allerdings“ – so betont er – „können körperliche Defizite oder ein verlangsamtes Reaktionsvermögen die Teilnahme am Straßenverkehr beeinträchtigen.“

Bei diesem Treffen wird es darum gehen, die Menschen 65+ dafür zu sensibilisieren, ihre eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten selbst richtig einzuschätzen. Es gehe nicht darum, Angst zu verbreiten oder gar Führerscheine einzusammeln, betont die Seniorenbeauftrage Elke Ewald. Gemeinsam gehen die beiden Polizisten in den kommenden zwei Stunden verschiedene Bereiche zum Thema Verkehrssicherheit im Alter durch.

Fußgängerampel, Zebrastreifen und Stolperstellen

Beim Thema Sichtbarkeit beim Überqueren der Straßen passen alle gut auf, ist doch der eine oder andere schon mal mit einem unguten Gefühl noch rasch über die Straße gehuscht, sei es am Zebrastreifen oder an der Fußgängerampel oder einfach so. „Manchmal habe ich Schmerzen, und mir ist der Weg zur nächsten Fußgängerampel einfach zu weit“, berichtet eine Teilnehmerin. Und einige andere nicken. Dabei bergen Überquerungen ohne Übergänge oft besondere Gefahren, weil andere Verkehrsteilnehmende einen dann nicht gut sehen und möglicherweise nicht mehr rechtzeitig bremsen können.

Das gerade das eigene Vermögen, zu sehen und zu hören, eine wichtige Rolle bei der Teilnahme im Verkehr spielt, leuchtet ein. „Wer ein nahendes Fahrrad oder einen Pkw nicht richtig sieht oder hört, kann sich leicht unvorsichtig verhalten, auch wenn sie (oder er) das gar nicht absichtlich macht“, so Naused.

Auch wenn die meisten Teilnehmer*innen heute zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen sind, fahren einige noch Auto. Die meisten eigentlich – sei es zum Arztbesuch, Einkauf oder Verwandtschaftsbesuch. Dass es für Senior*innen spezielle Trainings oder Tests gibt, die zum Beispiel ADAC, Verkehrswacht oder das Verkehrsinstitut Hanse GmbH (Margaretenstraße 39) durchführen, ist für die meisten hier neu. „Niemand erfährt, wenn Sie einen Test machen“, so Naused. „Was Sie mit dem Ergebnis anfangen, bleibt Ihnen überlassen. Niemand nimmt Ihnen den Führerschein weg“, erklärt er. Der HVV biete im Übrigen auch Trainings für Menschen mit Rollator an. „Dabei können sie mit ihrem Rollator Busfahren üben.“ Und auch Ärzt*innen unterstützen ältere Menschen dabei, wenn möglicherweise Vorerkrankungen oder Medikamente die Fahrtüchtigkeit reduzieren können. Beim Fahrer-Fitness-Check (pima-mpu GmbH, Lilienstraße 19/Spitalerstraße 14) können sich Interessierte informieren. Alle Ergebnisse werden auch hier vertraulich behandelt. 

„Wir werden sie
mit ihrer Sorge, die Mobilität im Alter verlieren zu können, nicht allein lassen!“
Jörg Naused & Elke Ewald, Seniorenbeauftragte bei der Verkehrsdirektion 6 klären auf. Foto: cc

Die Fitness des Fahrers

Nach zwei Stunden ist die Verkehrsprävention der Polizei in Niendorf vorbei. Am Ende weisen die beiden Seniorenbeauftragten noch auf die Rolle eines sehr gut passenden und nicht zu alten Fahrradhelmes hin und zeigen verschiedene Accessoires, die dabei helfen, im Verkehr nicht übersehen zu werden. Die Teilnehmer*innen sind durchweg froh, an dieser Veranstaltung teilgenommen zu haben: „Ich wusste viele Sachen noch nicht. Man gesteht sich in dieser Phase des Lebens manchmal nicht ein, dass man nicht mehr alles kann, dass ich nicht mehr so schnell reagieren kann ... Aber ich weiß, dass ich nicht mehr so schnell über die Straße gehen kann. Die Knochen sind verbraucht, deshalb warte ich lieber an der Ampel, bis dann wirklich grün ist“, sagt Harald Dalkowski. „Ich nehme heute hier mit, dass ich einen Helm beim Radfahren aufsetze“, sagt der 80-Jährige zwinkernd. Den Bedarf an Reflektoren oder reflektierender Kleidung auch als Fußgänger sieht er eher nicht: „Hier in Niendorf bekommen wir gar nicht so richtig mit, was auf den Straßen so alles los ist. Das ist in Eimsbüttel sicher schlimmer“, resümiert er.

Nach der Veranstaltung erklärt Renate Goldbaum aus Niendorf: „Ich fahre noch Auto, und ich habe hier teilgenommen, weil es mich interessiert, was einen alten Menschen auf der Straße noch so erwartet. Ich wollte hören, was wir Alten besser machen können. Ich habe aber festgestellt, dass ich mich gut im Verkehr ver-halte. Vielleicht muss ich als Fußgängerin auf der Straße etwas ruhiger werden“, so die 83-Jährige. Aber auch dadurch, dass sie einen Hund habe, gehe sie schon etwas ruhiger und versuche nicht bei Rot über die Ampel zu gehen.

„Mich hat interessiert, was mir die Polizei noch erzählen kann, wie ich mich altersgerecht im Verkehr verhalte“, sagt Ingeborg Hay aus Schnelsen. „Ich habe sehr viel gelernt, zum Beispiel, was ich als Fahrrad- oder Autofahrerin noch machen kann. Zum Beispiel einen neuen Helm kaufen. Aber auch, dass es Trainings für Fahrer*innen gibt, bei denen ich herausfinden kann, ob mein Reaktionsvermögen noch ausreichend ist. Darüber weiß ich selber ja überhaupt nichts“, so die 76-Jährige. Das finde sie sehr spannend, dass sie in diesem Bereich etwas tun und sich testen lassen könne. „Ich kann mich selbst schlecht einschätzen und welche gleichaltrige Freundin würde zu mir sagen ‚Ingeborg, du fährst nicht mehr richtig gut‘? – Bisher bin ich unfallfrei gefahren. Aber ich habe keine Vorstellung davon, ob ich noch richtig reagiere, ob ich alles genug sehe und solche Dinge ... und dafür finde ich so ein Training unheimlich wichtig und würde es unbedingt auch meinen Freundinnen empfehlen.“  

  • Die nächste Verkehrsprävention vom DRK-Eimsbüttel soll im Rahmen eines Beratungstages am Mittwoch, 13. November, im DRK Service-Zentrum (Hoheluftchaussee 145) stattfinden. Die Teilnahme ist kostenlos.

 

Corinna Chateaubourg © SeMa

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