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Wo deutsche Geschichte atmet

Es müssen nicht immer Luftmatratze oder Liegestuhl sein. Wer sich als Urlaub ein paar Tage in den thüringischen Städten Erfurt und Weimar gönnt,  ist am Puls der deutschen Geschichte angekommen. Und das nicht nur, weil sich literarische Genies wie Goethe und Schiller in Weimar im wahrsten Sinne des Wortes die Türklinke in die Hand gaben und Martin Luther in Erfurt zum Priester wurde. In beiden Städten (etwa 30 Kilometer voneinander entfernt) wandelt der Tourist von einem Zeugnis deutscher Historie zum nächsten. Das SeMa ist mit auf Tour gegangen, hat sich die doppelte Packung germanischen Zeitgeists abgeholt.

Der Dom und sein Vorplatz bindet in Erfurt Straßenbahnen und Touristen gleichzeitig.

Gaumenschmaus und Geschichte liegen dabei nicht weit auseinander. Auf dem Erfurter Domplatz mischt sich beides, hier der imposante Dom, der den Platz beherrscht, dort die leckere einheimische Bratwurst, deren Duft auch an der Nase hungriger Hanseaten nicht spurlos vorüberzieht. Eine Gruppe Hamburger Senioren steigt aus einer der auffällig klingelnden Straßenbahnen, die in der Metropole das beherrschende öffentliche Transportmittel sind. Die vielen Treppen hoch zum imposanten Gotteshaus sind anstrengend zu überwinden, Seniorin Monika Hartwig, 75, aus Hamburg-Lokstedt hat es aber geschafft. Die fitte norddeutsche Frau, die eigentlich aus Gotha stammt, genießt die Tour wie ein Stück Heimat. „Es hat sich wirklich gelohnt, das Stadtbild hat sich einmalig entwickelt“, gibt die Rentnerin ihr Urteil ab – während sich unten am Fuße des Platzes ihre männlichen Mitfahrer mehr an die Bratwurst made in Thüringen halten. Renate Hachmann, 70, zieht es noch einmal zu der nahe gelegenen Krämerbrücke und den niedlichen Läden darauf. „Da kann man nicht vorbeigehen, da muss man immer wieder hin“, sagt die Touristin aus Pinneberg und ist auch schon auf dem Weg. Schnell über den Fischmarkt (ja, den hat auch Erfurt), und schon hat sie es geschafft. Erfurt ist eben auch die Stadt der kurzen Wege.

Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller (hier die Statuen vor dem Nationaltheater) stehen für das Weimar der Vergangenheit.

So oder so ist der Ort aber haupstsächlich ein bedeutender Teil deutscher Geschichte – und das spürt nicht nur der Tourist an jeder Ecke der Stadt.

Mögen Bratwürste lecker riechen, Straßenbahnen auffällig klingeln oder niedliche Geschäfte zum Bummeln reizen, es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen, was in Erfurt alles passiert ist, wer dort so alles lebte und wo sich die interessantesten Sehenswürdigkeiten befinden (siehe Textkästen). Sicherlich der berühmteste Erfurter war Martin Luther, der hier auch zum Priester wurde und lange lebte.

In Sachen Promis aus uralten Zeiten braucht das beschaulichere Weimar ein paar Kilometer weiter nicht zurückzustecken. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller sind die bedeutensten Zeitzeugen dieser Stadt, nicht umsonst stehen regelmäßig vor ihren eigentlich recht biederen Wohnhäusern Touristengruppen mit den entsprechenden Führern.

Ob nun auf Englisch, Französisch oder auch Spanisch, die Namen der beiden machen die Runde – und damit eben auch das große touristische Geschäft aus. Nichts, aber auch gar nichts läuft in Weimar ohne die beiden „Stars“ des Ortes (siehe Kasten), mal abgesehen von dem wirklich tollen Zwiebelmarkt, der im Stadtkern regelmäßig stattfindet. „Das ist noch ein richtiger Markt mit ländlicher Atmosphäre“, urteilt Marlies Zabel, 67, aus Hamburg-Lokstedt, die bis vor knapp drei Jahren noch in Sachsen-Anhalt lebte.

Die Krämerbrücke mit ihren niedlichen Geschäften ist ein Anziehungspunkt in Erfurt.

Wer sich für die Reise in die beiden Städte entscheidet (optimal verbunden durch den Bahn-Nahverkehr), sollte sich schon ein bisschen für deutsche Historie, Luther, Goethe oder Schiller interessieren. Darüberhinaus warten auf ihn aber jede Menge Beigaben, die den Aufenthalt fernab deutscher Historie versüßen. Imponierende Gebäude, schöne Gassen, zugängliche Menschen und eben auch die Thüringer Bratwurst im Schatten des Doms. Dabei muss der Tourist viel laufen, mit der Gewissheit: Im kommenden Urlaub wartet ja wieder der Liegestuhl.     

Erfurt: Zentrum des Thüringer Raums

Die Geschichte Erfurts wurde von seiner Bedeutung als mittelalterlichem Handelsplatz geprägt. Bereits als frühgermanische Siedlung entstanden, hatte es sich durch die günstige Lage am Schnittpunkt der Handelswege (vor allem der Via Regia) eine herausragende Position im Warenhandel schaffen können. Schon kurz nach seiner Gründung entwickelte sich Erfurt zum Zentrum des  thüringer Raumes.

Vor den Geburtshäusern von Goethe und Schiller sind Besuchergruppen aus der ganzen Welt zu sehen.

Weimar: Schiller und Goethe über alles

Weimar  ist für die Epoche der Weimarer Klassik bekannt, einer humanistisch-kulturellen Bewegung. Mit dem Goethe- und Schillerdenkmal vor dem Deutschen Nationaltheater wird an die beiden Dichter erinnert, die in der Stadt lebten. In Goethes Wohnhaus, einem Gebäude im Barockstil, befindet sich heute das Goethe-Nationalmuseum. Das Schiller-Museum befindet sich neben Schillers Wohnhaus. Das Bauhaus-Museum zeigt Werke des Architekten Walter Gropius.

Weimar-Infos im Internet unter www.weimar.de

Die Sehenswürdigkeiten in Erfurt • Krämerbrücke • Erfurter Dom • Domplatz • Historische Altstadt

Historische Stätten und Wahrzeichen in Erfurt • Egapark Erfurt • Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße • Fischmarkt, Floh- & Straßenmärkte • Alte Synagoge

Erfurt-Infos im Internet unter www.erfurt-tourismus.de       
 

 

Klaus Karkmann © SeMa

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