Städte-Check Prag
Wunderbares Prag! Nach dem Arbeitsleben haben viele Senioren genügend Zeit zum Reisen. Dabei stehen Städtereisen hoch im Kurs. Kurz, interessant, recht günstig und auch für die ältere Generation geeignet sollen sie sein. Das Senioren-Magazin testet in einer Serie, welche europäischen Städte diese Anforderungen erfüllen – oder auch nicht. In der ersten Folge geht es um Prag in der Weihnachtszeit.
Zwischen Kunst und Knödel
Hauptsache gutes Schuhwerk. Wer Prag wirklich kennenlernen will, der sollte sich auch in fortgeschrittenem Alter zu Fuß auf den Weg machen. Aber ob Karlsbrücke, Altstädter Ring, Wenzelsplatz oder Petrin: Das Kopfsteinpflaster ist so anstrengend zum Laufen, wie die historischen Bauten und Kunstwerke beeindruckend sind. Es mag sein, dass es modernere Städte gibt oder dass die großen Superla-tive in der Stadt an der Moldau fehlen.
Die Atmosphäre, die Behaglichkeit und die Historie auf der Linie zwischen Ost und West, die an jeder Ecke zu spüren ist, entschädigen dafür.
Mit großen aufgerissenen Augen steht zum Beispiel die Hamburgerin Monika Philippsen (76) an ihrem ersten Prag-Abend zwischen den Weihnachtsbuden auf dem Altstädter Ring. „Diese Stadt fasziniert sofort mit einer unvergleichbaren Atmosphäre“, sagt die Seniorin aus Hamburg-Niendorf. Sie hatte sich mit einigen gleichaltrigen Senioren aus der Hansestadt die Prag-Reise zur Weihnachtszeit gegönnt und weiß schon nach einigen Stunden – sie hat nichts falsch gemacht. Langsam wandern sie durch die engen Gassen – natürlich voll von Weihnachtstouristen – Richtung Moldau. Gleich am ersten Abend soll es dann auch noch zur Karlsbrücke gehen, der Senioren-Tross zieht staunend weiter.
Wer in Prag – insbesondere zur Weihnachtszeit – Atmosphäre schnuppert, der ist schnell beim Thema Essen und Genuss. „Das Angebot an Essen ist hier mal etwas ganz anderes, sehr vielfältig“, urteilt zum Beispiel die Hamburgerin Marianne Grieger (72) beim Gang Richtung Moldauufer. Natürlich: Wer das Überangebot an verschiedenen Würsten oder anderen böhmischen Spezialitäten (zum Beispiel Knödel, Rouladen oder Kartoffelsuppe) in Angriff nimmt, merkt sofort: Die Waage sollte in den kommenden Tagen eher gemieden werden. Unsere Hamburger Seniorengruppe jedenfalls weiß schon am ersten Abend nicht, ob sie nun die alten Gebäude bestaunen, sich den Gaumenfreuden hingeben oder den ebenfalls für Prag typischen Straßenmusikanten lauschen soll. Für die „Oldies“ aus dem Norden bleibt am Ende nur ein Gemisch aus Ohnmacht und Augen reiben.
Und das mit den faszinierenden Gebäuden ist kein Zufall: Prag ist ein urbanes Lehrbuch für Architektur. Romanische Kirchen und Souterrains, gotische Dome, barocke Paläste und Gärten, mondäne Jugendstilbauten und einzigartige kubistische Architektur machen aus ihr einen Ort, der seinesgleichen auf der Welt sucht. Niemand muss ein Kenner der einzelnen Baustile sein, um die architektonische Vielfalt der tschechischen Hauptstadt genießen zu können. Unsere Hamburger Senioren jedenfalls kriegen den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu – es sei denn, es gibt wieder eine leckere Spezialität zu essen.
Die tschechische Metropole ist – obwohl längst zu einer der großen Attraktionen in Europa aufgestiegen – in finanzieller Hinsicht durchaus noch in einem bestimmten Rahmen zu genießen. Dazu passt es, dass Menschen im Alter über 70 Jahren die sehr gut ausgebaute Metro (U-Bahn) und Busse kostenlos nutzen können (siehe Beitrag nebenstehend). Und die Metro – besonders deren Bahnhöfe tief unter Prag – sind schon wieder eine Attraktion für sich. Säulen, Kacheln und eben ab und zu ein Geiger oder Trompeter lassen bei den hanseatischen Touristen schon wieder den Atem stocken. So typisch Großstadt ist das eigentlich nicht.
Wer Prag richtig erleben will, sollte also gut zu Fuß sein und auch ein bisschen abenteuerlustig. So manche Gaststätte, in der es dann besonders gemütlich wird, ist versteckt und erschließt sich erst im Inneren. Wenn die böhmischen Spezialitäten dann jedoch auf dem Tisch sind – dazu vielleicht ein leckeres, in Prag besonders günstiges Bier –, ist der Bann gebrochen. Und die Waage hat dann eben auch mal Urlaub.
Freie Fahrt in der U-Bahn
Alle Senioren im Alter über 70 Jahre können in Prag kostenlos fahren. Und dies gilt nicht nur für die U-Bahn, sondern auch für Busse, Straßenbahnen, die Moldau-Fähren und für die Seilbahn auf den Petřín-Hügel. Sie brauchen dazu allerdings einen Ausweis der Prager Verkehrsbetriebe – den Průkazka PID (gegebenfalls die Opencard mit der entsprechenden Applikation PID). Dieser wird in jedem Informationszentrum der Prager Verkehrsbetriebe umgehend ausgestellt. Der Fahrgast muss dazu ein Passfoto vorlegen und 20 Kronen (80 Eurocent) zahlen.
• Prag ist mit der Bahn von Hamburg-Hauptbahnhof aus direkt (über Berlin) zu erreichen. Die Fahrtzeit beträgt gut sechs Stunden.
• Auskünfte vor der Prag-Reise erteilt die Tschechische Zentrale für Tourismus, Große Friedberger Straße 6, 60313 Frankfurt, Telefon 069/21 99 85 87 oder Wilhelmstraße 44, 10117 Berlin, Telefon 030/ 2 04 47 70
• Informationen im Internet unter www.czechtourism.com
K. Karkmann © SeMa
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