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Städte-Check München

Das Dorf in der großen Stadt! In München findet auch die ältere Generation Gemütlichkeit

Nach dem Arbeitsleben haben viele Senioren genügend Zeit zum Reisen. Dabei stehen Städtereisen hoch im Kurs. Kurz, interessant, recht günstig und auch für die ältere Generation geeignet soll es sein. Das Senioren-Magazin testet in einer Serie, welche europäischen Städte diese Anforderungen erfüllen – oder auch nicht. Heute geht es um die bayerische Metropole München:

Es müssen nicht immer Lederhosen sein. Die Hamburger Seniorengruppe, die an diesem Nachmittag auf dem Münchner Hauptbahnhof aus ihrem Intercity steigt, sieht sich zunächst mit den Problemen eines typischen Großstadtbahnhofes konfrontiert. Warum sollte es hier anders sein als an der Spree, am Main oder an der heimatlichen Elbe? Nun ja, München ist etwas anders, das merken die hanseatischen „Oldies“ dann schon in ihrem Taxi. Im bayerischen Dialekt – freilich gefärbt mit etwas osteuropäischem Akzent – plaudert die Fahrerin mit einer Art dörflichen Charme, der auch an Oberammergau erinnern könnte. Und so ist es wirklich: Die älteren Touristen aus Hamburg wissen zunächst nicht, ob sie in einem Dorf oder der Großstadt München gelandet sind.

Und dieser Zwiespalt bleibt. Der 62-jährige hanseatische Radler, der sich einer Sightseeing-Tour per Bike angeschlossen hat, wird zwar typisch bayerisch begrüßt, merkt dann aber, dass er der einzige Germane unter den zwölf Radlern ist. Die englische Sprache ist angesagt, die vier Amerikaner, drei Briten, zwei Australier und eine Chinesin, die sich galant auf ihr Zweirad schwingt, danken es – der Deutsche ist sozusagen fremd im eigenen Land. Was dann folgt, ist einfach schön – gleichgültig ob Amerikaner, Chinese oder Deutscher –, die Stadt München fasziniert jeden Touristen.

Dabei sind es nicht nur die historischen Bauten wie das Deutche Museum, die Frauenkirche oder gar etwas außerhalb das Schloss Nymphenburg, aus denen auch den Hanseaten die Geschichte geradezu entgegenspringt, die München prägt. Es ist die Gemütlichkeit zwischen diesen eigentlich großstädtischen Attraktionen, die den Charme und damit wohl auch die Beliebtheit der Metropole an der Isar ausmachen. Stichwort Isar: Wer es denn trotzdem noch zu hektisch findet, kann in die Isarauen oder den Englischen Garten „flüchten“. Platz ist auf jeden Fall genügend da.

Aber: Wer München richtig kennenlernen will, braucht Kraft – viel Kraft. „Wir haben uns die Füße fast wundgelaufen“, schildern an einem Abend ehrlich einige Senioren aus der sechsköpfigen Gruppe um Christel Beyer (70) aus Hamburg. „Es ist wirklich alles wie im Traum“, sagt die Seniorin, die mit ihrer kleinen Gruppe in vier München-Tagen so ziemlich alles abgeklappert hat: „Aber man kommt an seine Grenzen.“

Das gilt nicht nur – aber auch – für Senioren bei dem Blick in den Geldbeutel. München ist teuer – äußerst teuer. Beispiele: Vier Euro für eine kleine Cola bei der Besichtigung der imposanten Allianz-Arena, ein E-Bike kostet am Hauptbahnhof für einen Tag glatte 30,– Euro (Hamburg um die 20,– Euro), und auf dem Viktualienmarkt mag es schmecken – wenn einem wegen der hohen Preise der Bissen nicht im Halse stecken bleibt.

Und das Hofbräuhaus? Auch da fühlten sich die Hamburger Senioren wohl, allerdings nur oben im großen Saal. Was sich im Erdgeschoss unter den trinkfreudigen Touristen (auffallend viele Asiaten und Amerikaner) abspielt, braucht kein Senior mehr. Auch oben ist Blasmusik, und die vor allen Dingen weiblichen Hamburger Touristen sind auch hier zwischen Haxen und einer Maß Bier schnell mit den Herren aus Osaka oder Peking im Gespräch – wenn man das so nennen kann. Die Heimfelderin Anke Becker (71) und ihre fünf Freundinnen von der Elbe zum Beispiel werden diesen Abend auch nicht mehr so schnell vergessen. „Es war wirklich eine tolle Atmosphäre und schön, so etwas zu erleben“, sagt die Dame aus dem Süden Hamburgs.
So oder so: München lohnt sich für rüstig gebliebene Senio-ren allemal. Man muss halt seine Grenzen kennen und gut organisiert sein, zudem etwas Geld in der Tasche haben, und dann gibt es – zumindest im Hofbräuhaus – auch die ein oder andere Lederhose zu sehen.

Mehr Informationen bei der Touristenzentrale München unter der Nummer 089/23396500 oder im Internet unter www.muenchen.travel.     

Klaus Karkmann © Sema

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