Portugals Perlen
Lissabon und Porto: gleich und doch so unterschiedlich
Es muss nicht immer der Duft der großen weiten Welt sein – aber er kann es natürlich sein. Wer in die portugiesische Me-tropole Lissabon reist, spürt sofort die kosmopolitische Ausstrahlung, darf sich in einer europäischen Großstadt der Superlative fühlen. Das ist 320 Kilometer weiter nördlich in Porto ganz anders. Die Stadt am Douro ist menschlicher und greifbarer geblieben – auch wenn sie in Sachen Touristenzahlen ihrer „großen Schwester“ schon mächtig Dampf macht. So oder so: Eine Reise in die Perlen Portugals lohnt sich – aber eben aus unterschiedlichen Gründen.
Mit ihm ins Gespräch zu kommen ist nicht schwer. Höflich hält uns der Taxifahrer vor einem Restaurant am Douro die Tür seiner Benzin-Droschke auf, ist dankbar, dass wir nicht eines der vielen Tuk-Tuks (offene primitive Taxen nach asiatischem Vorbild) zur Hinauffahrt in Portos Hügel nehmen. Die originellen Kultfahrzeuge passen ins Bild der engen Gassen – und zu den Menschen drum herum. Portos Attraktivität umfasst die Menschen, die Stimmung mit allabendlicher Musik in den engen Gassen der Altstadt, eine Perfektion, die gerade nicht da ist und auch nicht ins Bild passen würde. Die Stadt – geprägt wie keine andere vom Portwein – ist nicht im Wandel oder auf Lissabons Spuren. „Wir sind nahe am Menschen dran, und das wollen wir auch bleiben“, sagt der höfliche Taxifahrer, der stolz seine kleine Zahnlücke präsentiert.
Die abendliche Taxifahrt in die Oberstadt kann man sich leisten, denn das Preisniveau ist in Porto weit unter dem der Hauptstadt. Klar: In Lissabon gibt es mehr historische Höhepunkte, die Plätze sind größer, die Metro ist voller, die ganze Atmosphäre strahlt Großstadt und Glamour aus. Etwas, was Porto nicht bieten will und nicht bieten kann. Wer allerdings unter der Ponte de Dom Luis I. bei einem Portwein sitzt oder den Musikern in einer der engen Gassen zuhört, vermisst das auch nicht. „Lass, die in Lissabon größer, lauter oder weltmännischer sein“, kommt es aus der Zahnlücke unseres Taxifahrers. „Wir haben uns – und das reicht.“
Freilich gibt es auch Parallelen. Ob nun die leckeren Natas (kleine Kuchen), die atmosphärischen Markthallen, die frische Brise an den Flüssen (hier Tejo, da Douro), man spürt in beiden Städten eine gewisse maritime Leichtigkeit. Und am Atlantik liegen sie beide, Dabei ist Porto etwas am näher am Meer gelegen, von Lissabon braucht der Nahverkehrszug etwa 30 Minuten in die schmucken Küstenstädte Estoril oder Caiscais. Strände und Buchten mit den Randerscheinungen des Massentourismus gibt es gratis dazu.
Beide Städte lohnen sich, am besten jeweils mindestens vier Tage. Nur: Für Senioren, die nicht ewig nur Treppen und Hänge laufen wollen/können, ist die Hauptstadt Lissabon mit ihrer Weite besser geeignet – zumal es kulturell auch mehr zu entdecken gibt. Man ist in einer Metropole von Weltruf und spätestens mit Blick auf die Preise spürt man das auch. Porto ist mehr für die Senioren-Seele, wenn der knackige Tourist über 70 die engen Gassen mit Treppen und Anstiegen noch bewältigen will/kann. Dann man los, Portugals Perlen warten – zur Not gibt es ja noch die netten Taxifahrer.
Direktflüge von Hamburg
Von Hamburg gibt es Direktflüge sowohl nach Lissabon (Flugdauer rund 4 Std., 20 Minuten) und Porto (Flugdauer rund 3 Stunden). Die Flüge werden unter anderem von Air Portugal angeboten. Infos zu Portugal-Reisen im Internet unter https://www.fremdenverkehrsamt.com/reisefuehrer/reiseziel/portugal/index.html. Deutsch wird in Portugal nicht oder selten gesprochen, mit der englischen Sprache kommt man aber gut durch. Auch in Portugal wird in Euro gezahlt, allerdings wird immer öfter auf Bargeld verzichtet und über Karte abgerechnet.
Lissabon: Hügel und die Weite des Tejo
Lissabon ist die Hauptstadt Portugals und liegt auf hügeligem Gelände an der Atlantikküste. Sie hat rund 530 000 Einwohner (ungefähr so viele wie Hannover) Vom imposanten Castelo de São Jorge aus bietet sich ein weiter Blick über die gesamte Altstadt mit ihren pastellfarbenen Häusern, die Tejomündung und die Hängebrücke Ponte 25 de Abril. Das Museu Nacional do Azulejo zeigt dekorative Keramikfliesen aus fünf Jahrhunderten. Außerhalb Lissabons erstrecken sich zwischen Cascais und Estoril (beide Orte gut mit dem Nahverkehrszug erreichbar) eine Reihe von Stränden am Atlantik.
Porto: viele Brücken und enge Gassen
Porto ist eine Küstenstadt im Nordwesten Portugals, die bekannt ist für ihre prächtigen Brücken und den hier hergestellten Portwein. Die Stadt zählt rund 240 000 Einwohner. Im mittelalterlichen Viertel Ribeira (Flussufer) liegen schmale, kopfsteingepflasterte Straßen mit Geschäften und Cafés. Am auffallendstende und als Wahrzeichen bekannt ist die Brücke Ponte Dom Luís I, über die auch die Metro fährt. Die Igreja São Francisco zeichnet sich durch ihr kunstvoll verziertes, barockes Inneres und üppige vergoldete Schnitzereien aus. Der prächtige Palácio de Bolsa wurde im 19. Jh. als Börse erbaut, um potenzielle europäische Anleger zu beeindrucken.
Klaus Karkmann © SeMa
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