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Hohe See oder breiter Fluss?

Bei Kreuzfahrten haben Kunden die Qual der teuren Wahl

Flusskreuzfahrtschiffe legen direkt in der Mitte der Städte an (z. B. in Köln am Rhein und an der Mosel).
© Klaus Karkmann

Man wird ja wohl träumen dürfen. Für viele Menschen im Senioren-Alter ist eine schöne Schiffkreuzfahrt aus verschiedensten Gründen im Leben eine Utopie geblieben. Nun aber, wo das Ersparte auf den Kopf gehauen werden soll/kann, keine zeitlichen Zwänge mehr bestehen und die Alternativen immer größer werden, soll es so weit sein. Aber was nun konkret? Die typische Hochseekreuzfahrt, vor einigen Jahrzehnten noch ein Privileg der oberen Zehntausend, oder aber die immer mehr Liebhaber findende Flusskreuzfahrt: Der maritime Oldie hat die Qual der (immer noch recht teuren) Wahl. Was lohnt sich, was passt? Das Senioren-Magazin (SeMa) versucht, bei der Entscheidung zu helfen.

Reisekatalog in der Hand und ein Hauch von Fernweh in den Augen. „Ich könnte mir beides gut vorstellen, das wäre so oder so toll“, sagt Monika Hartwig (77) und blickt sehnsüchtig auf die Prospektfotos. Die Hamburgerin ist rüstig und abenteuerlustig genug, an Bord noch einmal in die Ferne zu schweifen. Aber genau wie sie standen im Jahr 2022 insgesamt 3,2 Millionen deutsche Kreuzfahrtfans vor der Frage: hohe See oder breiter Fluss? Die Tatsache, dass sich die große Mehrheit für die weite Welt auf den Meeren entschied, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Flusskreuzfahrt immer beliebter wird (siehe Vor- und Nachteile im nebenstehenden Text).

Die Städte rauschen auf einem Flusskreuzfahrtschiff quasi im Liegen vorbei
– hier Koblenz.
© Klaus Karkmann

Nur: Kostspielig ist der Spaß so oder so – als Alleinreisender rückt dieses Problem in den Mittelpunkt der sehnsüchtigen Pläne. „Natürlich würde auch ich gern mal eine Kreuzfahrt machen, am liebsten auf einem Fluss. Bloß es ist mir einfach zu teuer – auch in der Doppelkabine“, sagt die Hamburgerin Helene Bahr (76) ganz offen. Wie ihr geht es vielen Senioren und anderen Freunden der Seefahrt.

Und trotzdem: Das Konzept von Kreuzfahrten zieht immer mehr. Das Hotel immer dabei, frische Luft und Kulinarik bis zum Abwinken – von den anderen Annehmlichkeiten an Bord ganz zu schweigen. Diese Art zu reisen ist etwas für Genießer, die sich gern bedienen lassen und sich gern Programme sowie Führungen gestalten lassen – quasi das Gegenteil zu Aktiv-Urlaubern. Eben für die Generation 60plus passt das umso besser, wenn man denn fähig und bereit ist, den Geldbeutel weit zu öffnen ... „Kreuzfahrten sind der Hit. Ich würde auf jeden Fall auch in eine Doppelkabine gehen, um so etwas zu erleben“, schwärmt Bärbel Dethloff (70) aus Hamburg-Farmsen exemplarisch für viele Bestager.

Mögen Kreuzfahrten für Jung und Alt mit passendem Portemonnaie infrage kommen, ist das Ganze oft doch eher auf gesetzte Menschen zugeschnitten. Gerade auf einem Flusskreuzfahrtschiff ist eben während der Fahrt die Abwechslung begrenzt, man muss ich mit sich selbst beschäftigen können (siehe Nebentext Vor- und Nachteile). Der Blick auf das weite Meer oder die vorbeiziehende Landschaft entschädigt – nur muss man das über Stunden oder sogar über Tage mögen. Da hat man dann freilich genug Zeit zu träumen – in der Gewissheit, dass man in der Realität dabei ist.    

Der Kreuzfahrtboom in Zahlen

Im Jahr 2022 haben insgesamt 3,2 Millionen deutsche Kreuzfahrtpassagiere eine Schiffsreise unternommen, davon rund 2,5 Millionen eine Hochseekreuzfahrt und etwa 644 800 eine Flusskreuzfahrt.

Im Jahr 2022 unternahmen rund 20 Millionen Passagiere weltweit eine Kreuzfahrt. Damit näherte sich der globale Kreuzfahrtmarkt weiter dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie an. In den Jahren 2020 und 2021 kam es infolge der Pandemie zu einem historischen Einbruch der Passagierzahlen in der Kreuzfahrtbranche weltweit.

Rund 40 Prozent der weltweiten Kreuzfahrtschiffe wurden in naher Vergangenheit in der Karibik, den Bahamas oder im Überseegebiet Bermuda eingesetzt, damit ist das Gebiet das beliebteste Fahrtgebiet weltweit,

• Siehe immer aktuelle Informationen zu Kreuzfahrten ONLINE

Riesige Kreuzfahrtschiffe mit Kabinen für mehr als 3000 Personen sind oft im Hamburger Hafen zu sehen.
© Klaus Karkmann

Kreuzfahrten im Vergleich

(Diese Gegenüberstellung mag nicht jedermann teilen, sie ist eine subjektive Meinung des Verfassers.)

Gemeinsame Vorteile von Kreuzfahrten

• Einmaliges Erlebnis an Bord
• Tolles Essen in jeglicher Beziehung
• Man wird von Ort zu Ort mit Hotelzimmer gefahren
• Viel frische Luft an Deck
• Gerade bei Einsamkeit viele Ansprechpartner
• Unterhaltungsangebot
• Ausflüge individuell möglich, dadurch billiger
• Geselligkeit
• Guter Service
• Viele Ausflüge im Angebot

Gemeinsame Nachteile von Kreuzfahrten

• Sehr hoher Grundpreis
• Eigentlich lohnend nur mit Außenkabine, französischem Balkon oder Balkon. Dann aber eben sehr teuer, aber immer zuerst ausgebucht. Das wissen die Anbieter.
• Sehr großes Problem EZ zu erhalten, bzw. sehr teuer
• Partner für Doppelkabine sollte gesucht werden
• Ausflüge und Zusatzleistungen teuer
• Man muss die Zielgruppe mit relativ wenig eigenem Antrieb/Aktivität mögen
• Bei Hochsee: Seekrankheit

Vorteile einer Hochseekreuzfahrt

• Mehr große, weite Welt
• Internationale Häfen
• Gefühl von Meer und Freiheit
• Mehr Möglichkeiten an Bord, da größeres Schiff (Sport, Shows, Disco und andere Aktivitäten)
• Größere Pools/Saunen/Wellness
• Größere Kabinenauswahl
• Große Hafenstädte in Europa oder Übersee
• Von oben (oft 12 Decks oder mehr) besserer Überblick

Nachteile einer Hochseekreuzfahrt

• Seekrankheit
• Ausflüge teurer, wie komme ich in die Städte?
• Große Masse an Menschen (an Bord bis zu 5000), Chaos, Unwohlfühlen in der Masse
• Essen in der Masse
• Anonymität in der Masse
• Zurechtfinden auf dem Schiff

Vorteile einer Flusskreuzfahrt

• Kleinerer Personenkreis
• Ein-/Ausschiffen einfacher
• Keine Hochseekrankheit
• Schiffe halten an Flüssen mitten in der Städten
• Jeden Tag an Deck rauschen schöne Landschaften vorbei
• Tolle Fotomotive
• Mehr Sicherheitsgefühl, da „in Nähe des Festlandes an den Ufern“
• Besser für Rollstühle und Rollatoren (da nur zwei oder drei Stockwerke und Schiff in die     Länge gezogen). Aufgepasst: Aufzüge nicht auf jedem Flusskreuzfahrtschiff vorhanden.
• Radfahren in Städten und an Flussufern, Flussradwege

Nachteile einer Flusskreuzfahrt

• Vermehrt alte und unflexible Teilnehmer
• Kosten für das, was geboten wird, noch höher
• Nicht so viel Abwechslung an Bord wie auf Hochseekreuzfahrtschiffen
• Außenkabine (mit Balkon, französischem Balkon) lohnend, aber eben sehr teuer.
• Nicht so spektakuläre Häfen/Städte.
• Mehr ländliche Gebiete

 

Klaus Karkmann © SeMa

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