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Jonglierbälle und Lachfalten

Senior*innen machen Zirkus!

Die Pose sitzt schon: Teilnehmer*innen des Schnupperangebotes und
ihre Trainer*innen.
Foto: cc

Eine positive Spannung liegt in der Luft, als die Teilnehmer*innen des Schnupperangebotes „Senior*innen machen Zirkus“ im Saal des Kulturzentrums steeedt in Eidelstedt an einem Mittwochvormittag im Juni zusammenkommen. Einen Teller auf einem Holzstöckchen jonglieren: Ist das nicht zu schwierig? Oder: Hula-Hoop habe ich doch als Kind schon nicht gekonnt ... Oder auch: Werde ich mich blamieren, wenn mir der Teller immer wieder vom Stöckchen fällt? Die Aufregung um diese Fragen legt sich allerdings ganz schnell, als Kursleiterin Annika Evers die sieben Interessierten beim Workshop begrüßt. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde wird klar: Die, die hierhergekommen sind, wollen zum einen neue Leute kennenlernen und etwas Neues lernen und sich vor allem aber auch bewegen.

Zuerst steht das Kennenlernen der Gruppe auf dem Programm. Beim Namen-der-anderen-Teilnehmenden-Lernen wird schon viel gelacht. Alle haben dabei kleine Schwierigkeiten – vor allem auch, weil sich die Menschen bei diesem Kennenlernspiel teilweise durch den Saal bewegen. „Das Lachen ist ein wichtiger Aspekt beim Zirkusmachen“, sagt die Theater- und Zirkuspädagogin und nimmt die Stimmung auf. Nicht nur die Clowns seien lustig, auch, dass man – zum Beispiel beim Scheitern – über sich selbst lache, mache die Teilnahme am Zirkusprojekt so wertvoll.

Trainerin am Ring: Annika Evers. Foto: cc

Neue Bewegungsformen entdecken

Wenn sich die Teilnehmenden untereinander kennengelernt haben, werden die Grundlagen des Zirkus erklärt. „Im Idealfall lernen die Einzelnen dann auch schon ihr ‚Lieblingsrequisit‘ kennen“, so Evers. Jonglage mit Ringen, Bällen, Keulen, Tüchern oder Hüten, Teller-Drehen und Hula-Hoop – die Möglichkeiten, sich beim Zirkus auf verschiedene Arten zu bewegen, sind vielseitig. Diabolo, Clownerie, Choreografie und Tanz sind weitere Elemente, die die Menschen dabei für sich entdecken können.

Nach dem Kennenlernen stehen die Hula-Hoops an: Petra freut sich über ihren ersten Erfolg mit dem Reifen. Einige Zeit hält sie den Ring an der Taille. Doch mit dem Hula-Hoop kann man noch viel mehr machen. Die Teilnehmer*innen werden kreativ: Mit einem gewissen Schwung wegwerfen und zurückrollen lassen, ihn über das Handgelenk oder sogar am Hals kreisen lassen: Sie lassen sich einiges einfallen. Und ganz nebenbei fordern die Aufgaben neben der körperlichen Geschicklichkeit auch das Gehirn auf angenehme Art und Weise heraus. 

Vielseitig und für jeden etwas

„Zirkus ist für alle super, weil er so vielseitig ist“, sagt Kursleiterin Evers. „Man hat viele verschiedene Möglichkeiten, selbst wenn man vielleicht körperliche Einschränkungen hat. Wenn man es zum Beispiel im Rücken hat, kann man eher Poi* spielen. Wenn man eine Verletzung an der Hand hat, kann man ein Clown sein ... beim Zirkus sind die Möglichkeiten sehr abwechslungsreich.“ Hier könne jeder seine individuellen Stärken finden, man sei weniger in Konkurrenz miteinander (wie bei anderen Sportarten), sondern die Vielfalt bereichere die Gruppe, so die Theater- und Tanz-Pädagogin.

Trainerin am Ring: Susanne Busse. Foto: cc

„Ein Gruppenangebot, bei dem es auch darum geht, etwas miteinander zu machen.“

Das Ziel ist die Bewegung. „Hula-Hoop ist zum Beispiel richtig gut für die Wirbelsäule“, ergänzt Evers und betont: „Aber jeder kann es in seinem Maße machen, es gibt – bei allen Requi-siten – sehr viele verschiedene Level, die gemacht werden können.“ Wenn man irgendwann mit drei Bällen jong-lieren könne, nehme man den vierten und irgendwann vielleicht den fünften. Nach oben sei viel offen, erklärt die Pädagogin. „Deswegen ist es super für Anfänger und Fortgeschrittene.“ In erster Linie sei es ein schönes Gruppenangebot, bei dem es auch darum gehe, etwas miteinander zu machen. Wenn sich die Teilnehmenden kennengelernt haben, jede und jeder sich ein (oder mehrere) Requisit(en) ausgesucht haben und die Gruppe Lust hat, könne am Ende des Kurses auch eine Aufführung geplant werden. „Das ist aber erst der zweite Schritt“, sagt Evers. Bei der Zirkusarbeit wird übrigens auch das Gehirn, genauer: die beiden Gehirnhälften, trainiert. „Es macht klug, habe ich mal gehört“, grinst sie.

Unheimlich vielseitig: Petra mag die Bewegungen mit dem Hula-Hoop-Reifen.
Foto: cc

Teilnehmerin Dagmar Warming begeistert sich schon länger für das Thema Zirkus und will mit dem Schnupperkurs und dem im September startenden Angebot wieder einsteigen. „Mir gefällt die Vielfalt beim Zirkus. Vor allem aber interessiert mich das Poi-Spielen“, so die 68-jährige. Am Hula-Hoop gefällt ihr die Vielseitigkeit: „Neben dem Kreisen um die Taille gibt es auch die sogenannten Off-Body-Figuren. Dabei steckt der Körper nicht im Ring drin, sondern man macht etwas ‚außerhalb des Körpers‘ mit ihm. Zum Beispiel führt man ihn in verschiedenen Bewegungen am Körper oder über dem Kopf entlang.“ Jonglieren, ob mit Keulen oder Bällen, sei dagegen nicht so ihr Ding: „Im Laufe der Zeit findet man heraus, was einem liegt oder was eher nicht ...“, so Warming. Trotzdem versuche sie sich immer mal wieder an den Keulen, scheitere jedoch immer. „Aber Scheitern ist in Ordnung beim Zirkus. Das gehört dazu.“  

Wer auch einmal „Zirkusluft“ schnuppern möchte, kann dies am Mittwoch, 17. Juli, in der Zeit von 10.00–12.00 Uhr tun. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Spende willkommen. Am Mittwoch, 9. September, startet dann der Kurs „Jonglierbälle und Lachfalten – Senior*innen machen Zirkus“ im Kulturhaus Eidelstedt „steeedt“ (Alte Elbgaustraße 12). Er dauert ein Jahr. Das Projekt wird aus dem Regionalfonds „Weiterentwicklung Gesund in Eimsbüttel“ gefördert. Die beiden Trainerinnen stellen sich auf die Möglichkeiten und Wünsche der teilnehmenden Senior*innen ein. Vorkenntnisse sind nicht nötig.          

Corinna Chateaubourg © SeMa


*Poi: Poi-Spielen ist ein einfach zu erlernender Zirkussport, der großen Eindruck hinterlässt. Das Poi-Spielen ist aufgrund seiner dynamischen Bewegung, schnellen Lernerfolge und wegen der fliegenden bunten Schweife eine beliebte Zirkuskunst.

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