Wie funktioniert der Besuchsdienst der Selbsthilfeorganisation ILCO?
Der sogenannte Besucherdienst für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörige ist eines der wichtigsten Unterstützungsangebote der Selbsthilfevereinigung ILCO e. V. „Durch menschliche Nähe, durch persönliches Wissen und die gesammelten Erfahrungen unterstützen die ehrenamtlichen Besucher Betroffene im Krankenhaus oder in Rehakliniken. Sie können am eigenen Beispiel zeigen, dass ein Leben mit der Krankheit oder einem Stoma nicht das ‚Ende der Welt‘ bedeutet und sich die auftretenden Belastungen der Anfangszeit verarbeiten lassen“, so Marlies Peters, Sprecherin von ILCO e. V. Die Besuche würden Zuversicht vermitteln und dabei helfen, Ängste zu überwinden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Bei dem Besucherdienst handelt es sich um vertrauliche Gespräche zwischen Patient (oder Angehörigem) und dem Besucher. „Manchmal werde das Angebot deshalb vom medizinischen Personal eher kritisch betrachtet, als mit offenen Armen empfangen“, wundert sich Peters. Um über den Besucherdienst aufzuklären und eventuelle Missverständnisse aus der Welt zu schaffen, gebe es das Faltblatt „ILCO-Besucherdienst: Betroffene besuchen Betroffene“, das auch für Ärzte, Therapeuten und das Pflegepersonal interessant sei.
„Wir als Stomatherapeuten können nur bis zu einem bestimmten Punkt beraten und informieren. Alles, was über die fachliche Anleitung hinausgeht, Emotionen, Ängste, Tipps und Tricks, kann nur ein Betroffener selbst empfinden und erklären. Es braucht also Betroffene als Berater, die akut-Betroffenen Wege und Perspektiven für die Zukunft aufzeigen können. Unser gemeinsames Ziel: eine gute und umfassende Beratung zum Wohle des Patienten“, teilt Ute Marienfeld, Pflegeexpertin Stoma/Kontinenz/Wunde, Vorstand der Fachgesellschaft Stoma, Kontinenz und Wunde e. V. (FgSKW) ihre Erfahrung mit dem Besuchsdienst in der Klinik mit. ILCO-Mitglieder halten sich außerdem an einen „Kodex“, der ihnen unter anderem untersagt, Stellung zu medizinischen und therapeutischen Entscheidungen zu beziehen.
Kontakt zum Besucherdienst gibt es in den zertifizierten Darmkrankenhäusern beim Personal oder bei der Bundesgeschäftsstelle unter Tel. 0228 33 88 94-50 oder per Mail an info@ilco.de/forum.
Die Deutsche ILCO e. V. ist die größte deutsche Solidargemeinschaft von Stomaträgern (Menschen mit künstlichem Darmausgang oder künstlicher Harnableitung), Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörigen. Seit der Gründung 1972 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen mit Rat und Tat dabei zu helfen, dass sie auch mit einem Stoma, nach einer Stomarückverlegung oder mit ihrer Krankheit selbstbestimmt und selbstständig leben können. Die Deutsche ILCO e. V. hat bundesweit rund 6.500 Mitglieder. Selbsthilfe und Ehrenamt sowie inhaltliche und finanzielle Unabhängigkeit sind die wesentlichen Arbeitsprinzipien der Deutschen ILCO.
Der Name ILCO leitet sich von den Anfangsbuchstaben der medizinischen Bezeichnungen Ileum (=Dünndarm) und Colon (=Dickdarm) ab.
Corinna Chateaubourg © SeMa
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