Unbekannte Wirkung von Arzneimitteln
Zu viel Sonne birgt Gefahren
(pi) Sonne und warme Temperaturen locken die Menschen an die frische Luft. Die positive Wirkung, die das Sonnenlicht auf Stimmung und Gesundheit hat, ist allgemein bekannt. Dass bestimmte Medikamente Lichtempfindlichkeiten hervorrufen können, ist vielen Patienten jedoch nicht bewusst. Welche Arzneien in Verbindung mit Sonnenlicht reagieren und wie sich Betroffene optimal vor schmerzhaften Hautirritationen schützen können, schildert die Apothekerkammer Hamburg.
Phototoxisch oder photoallergisch?
Wer regelmäßig zu Medikamenten greift, sollte sich mit den Nebenwirkungen der Arzneien gut auskennen. Allerdings wissen viele Patienten nicht, dass bei rund 300 Medikamenten sogenannte photoallergische bzw. phototoxische Effekte beobachtet werden können, die als entzündungsähnliche Schäden der Haut auftreten.
Bei phototoxischen Prozessen zeigen sich die Reaktionen auf der Haut bereits beim ersten Kontakt mit dem Sonnenlicht und führen zu sonnenbrandähnlichen Hautreaktionen. Betroffen sind nur die belichteten Areale, wie Handrücken, Gesicht oder Unterarme. Schon nach kurzer Zeit zeigen sich die Symptome in Form einer starken Rötung, als Brennen, Schmerz und Blasenbildung. Die Reaktion tritt meist schneller auf als bei einem herkömmlichen Sonnenbrand, und im Anschluss kann eine länger anhaltende Braunfärbung der betroffenen Hautstellen bleiben. Es gilt die Formel: je höher die Dosis des auslösenden Medikamentes, desto heftiger die Wirkung. Außerdem hängt der Heilungsprozess davon ab, wie viel Zeit der Körper benötigt, um den Wirkstoff abzubauen. Unter Umständen müssen Patienten mehrere Tage oder sogar Wochen aushalten, bis die Symptome abklingen.
Handelt es sich um eine eher seltener vorkommende photoallergische Reaktion, spielt das Immunsystem des Betroffenen eine wesentliche Rolle. Aufgenommene Medikamente werden nach dem ersten Kontakt mit der Sonne als Fremdkörper eingestuft und vom Abwehrsystem bekämpft. Wer die Haut dann erneut dem Medikament und Licht aussetzt, riskiert eine leichte Rötung, starken Juckreiz, Blasenbildung und kleine, nässende Stellen. Gelegentlich kommt es auch zu Bildung von Krusten oder flächigen Schuppungen. Diese Reaktionen treten häufig etwas verzögert auf und beschränken sich nicht unbedingt nur auf die bestrahlten Areale. Unter bestimmten Umständen kann daraus ein chronischer Verlauf entstehen.
Das Ausmaß der Reaktion kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Während dunkle Hauttypen weniger betroffen sind als hellhäutige Menschen, spielen auch die individuelle Beschaffenheit der Haut, der Vorbräunungsgrad sowie die Behaarung des Patienten eine Rolle.
Beim Apotheker im Sommer nach einer erhöhten Lichtempfindlichkeit fragen
Einige Medikamente können sogar beide Reaktionen hervorrufen. Aufpassen sollte man bei bestimmten Antibiotika, nichtsteroidalen Antirheumatika, Psychopharmaka, Bluthochdruckmitteln sowie bei Diuretika. Unter den nicht rezeptpflichtigen Arzneien können einige Schlaftabletten und Mittel gegen Reiseübelkeit die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Daneben verstärken auch bestimmte pflanzliche Wirkstoffe die Anfälligkeit. Ein Beispiel ist das Johanniskraut. Genaue Hinweise finden Patienten bei allen Arzneien auf dem jeweiligen Beipackzettel unter der Überschrift „Nebenwirkungen“. Wer ein neu verordnetes Medikament erhält, kann sich immer in der Apotheke beraten lassen, inwiefern das Risiko einer erhöhten Lichtempfindlichkeit besteht.
Regeln für eine gesunde Haut
Beide Formen der Lichtempfindlichkeit werden hauptsächlich durch UVA-Strahlung verursacht. Die Apothekerkammer Hamburg rät Patienten, einige Regeln zu beachten, um die Haut zuverlässig vor den UVA-Strahlen zu schützen:
1. Alle dem Licht ausgesetzten Körperstellen mit vor UVA-Strahlen schützender Creme oder Lotion einreiben, besonders Gesicht, Beine, Arme, Nacken, Dekolleté und Hals.
2. Viel des Körpers mit dicht gewebter Kleidung bedecken.
3. Im Sommer die Mittagssonne meiden und möglichst nicht während der Mittagshitze hinausgehen.
4. Wenn zulässig, Arzneimittel mit kurzer Wirkdauer abends einnehmen.
5. Das Autofenster mit UVA-undurchlässiger Folie abkleben, denn die UVA-Strahlen durchdringen auch Glas und die meisten Kunststoffe.
6. Unbedingt Solarien meiden.
7. Bei unverzichtbaren Arzneimitteln ist unter Umständen und nach einer Rücksprache mit dem Arzt die Dosis zu reduzieren.
Die Apothekerkammer Hamburg ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Institution der apothekerlichen Selbstverwaltung für die ca. 2.400 Apothekerinnen und Apotheker, sowie Pharmazeuten im Praktikum in Hamburg. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberuf. Er ist laut Gesetz für die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zuständig. Wer Apotheker werden will, muss ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr absolvieren. Der Apotheker berät die Patienten hinsichtlich ihrer Medikation und unterstützt sie, ihre Therapie im Alltag umzusetzen. Als Fachmann für Arzneimittel und Prävention ist der Apotheker neben dem Arzt der erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen.
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