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Spinalkanalstenose

... häufiger Eingriff bei Ü65 mit großen Erfolgsaussichten! Bei den über 65-Jährigen ist die operative Behandlung einer Spinalkanalstenose der häufigste operative Eingriff an der Wirbelsäule. Dieser Eingriff kann auch im hohen Alter risikoarm durchgeführt werden. Die operative Druckentlastung reduziert die Schmerzen und ermöglicht, wieder längere Gehstrecken zurückzulegen.

Dr. Alexander Richter

Mit zunehmenden Alter kommt es häufiger zu Verengungen, sogenannten Stenosen des Wirbelkanals. Schmerzen beim Gehen und Rückenschmerzen können die Folge sein. In der Wirbelsäule befindet sich der Wirbelkanal. In diesem verläuft das Rückenmark in einer engen Röhre. Eine Struktur aus Knochen, Bindegewebe und Bändern ummantelt das Rückenmark und, im Bereich der Lendenwirbelsäule, die Nervenwurzeln, die in die Beine ziehen. „Bei starken verschleißbedingten Veränderungen entstehen Knochenauswüchse an den Wirbelgelenken und Wirbelbögen, die den Wirbelkanal ganz erheblich einengen können. Auch Vorwölbungen der Bandscheiben können die Enge verstärken. Dem Rückenmark und den Nerven fehlt dann der notwendige Raum. Wir sprechen in diesem Fall von einer Stenose des Wirbelkanals“, sagt Dr. Alexander Richter, Leitender Arzt für Wirbelsäulenchirurgie an der ENDO-Klinik Hamburg.
Die häufigste Ursache der spinalen Stenose ist der Verschleiß der Bandscheiben, der Wirbelgelenke und der Bandstrukturen. Dabei handelt es sich um typische Alterungsprozesse des Gewebes, denen jeder Mensch unterliegt. In seltenen Fällen führen angeborene Engen des Wirbelkanals zu Beschwerden. Auch Tumore und Brüche der Wirbelsäule können in Ausnahmefällen zu einer Spinalkanalstenose führen.

Ein verengter Wirbelkanal im Lendenwirbelsäulenbereich hat Auswirkungen auf die Beine, die denen einer Durchblutungsstörung ähneln. Ein Bein oder beide Beine fangen beim Gehen an zu schmerzen, und die Strecken, die der Betroffene zurücklegen kann, werden kürzer. Insbesondere, wenn die Wirbelsäule aufgerichtet wird, kommt es zu Schmerzen im unteren Rücken, die bis in die Beine ausstrahlen können.

In schweren Fällen können Muskelschwächen in den Beinen und Empfindungsstörungen auftreten. Das wiederholte Stehenbleiben, dem die „Schaufensterkrankheit“ ihren Namen verdankt, sorgt für eine kurzzeitige Verbesserung. Typisch ist die Besserung der Symptome bei einer Gangpause und vorn übergebeugter Haltung, da dies eine Aufrichtung der Lendenwirbelsäule und damit Erweiterung des Wirbelkanals bewirkt. Ein Grund, warum Betroffene häufig in der Lage sind, uneingeschränkt Fahrrad zu fahren.

Neben den geschilderten Beschwerden können auch Kreuzschmerzen auftreten, welche mit einer morgendlichen Rückensteifigkeit einhergehen. Diese sind auf den Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke und der dadurch bedingten Instabilität des Bewegungssegments zurückzuführen.
Wirbelkanalverengungen der Halswirbelsäule können durch Rückenmarks- und Nervenwurzelkompression zu fortschreitenden inkompletten Querschnittssymptomen führen, die mit Gefühlsstörungen und Lähmungen sowie Feinmotorikstörungen von Armen und Beinen einhergehen. Die Symptome können sich auch schubweise verschlechtern.

Bei leichten Beschwerden wird versucht die Wirbelsäule zu entlasten, die Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Sowohl eine medikamentöse Therapie mit Schmerzmitteln als auch krankengymnastische Übungen mit dem Ziel der muskulären Kräftigung sowie der Aufrichtung kommen zum Einsatz. Wenn nötig, ist auch eine gezielte Schmerztherapie („Spritzen“) Teil der konservativen Therapie. „Zu einer operativen Therapie raten wir den Patienten, wenn starke Schmerzen und Gehbeeinträchtigungen mit Reduktion der Gehstrecke auf wenige Hundert Meter zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen und konservative Therapiemaßnahmen zu keiner Linderung der Beschwerden führten“, sagt Dr. Alexander Richter.

Die alleinige Erweiterung des Spinalkanals wird heutzutage minimalinvasiv mikrochirurgisch, also unter Zuhilfenahme eines OP-Mikroskops, durchgeführt – ohne die Stabilität des Bewegungssegmentes zu gefährden. Hierdurch sind die risikoarmen Operationen auch im hohen Alter möglich.

Nur bei einer ausgeprägten Instabilität wird neben der Druckentlastung (Dekompression) des Bewegungssegmentes eine operative Versteifung der Wirbelsäule notwendig. Dazu werden unter einer Vollnarkose vom Rücken aus die bedrängten Nervenstrukturen entlastet. Zusätzlich wird ein Schrauben-Stab-System in die entsprechenden Wirbelkörper eingebracht. Zur Stabilisierung erfolgen die Ausräumung der Bandscheibe und das Einbringen eines mit eigenem Knochen gefüllten „Korbes“. Der Knochen muss anschließend verheilen und führt zur endgültigen Stabilisierung (Versteifung) des ehemaligen Bewegungssegments.

„Die Kombination mit der Versteifungsoperation ist nach unseren Erfahrungen nur bei etwa 15 Prozent unserer Patienten notwendig“, so der Leitende Arzt. Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass operierte Patienten über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren im Vergleich zu den konservativ behandelten Patienten länger profitieren.

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