Der Knochenbrecher –
Osteoporose ist kein Schicksal
Acht Millionen Bundesbürger leiden an Osteoporose, alle drei Minuten bricht in Europa ein Knochen auf Grund der Erkrankung: Knochenschwund ist eine Volkskrankheit. Sie lässt sich jedoch in den Griff bekommen.
Die Knochen tragen uns mit einer enormen Stabilität durch das Leben. Beispielsweise können die Oberschenkelknochen das Mehrfache des Körpergewichts aushalten. Ihre vielen Aufgaben vermögen die Knochen zu erfüllen, solange sie gesund sind. Nicht aber, wenn die knochenabbauenden Zellen, die so genannten Osteoklasten, die Oberhand gewinnen. Dann wird das Knochengewebe nach und nach abgebaut und die Knochen werden immer brüchiger – die Osteoporose. Typische erste Anzeichen dieser Erkrankung des Knochenstoffwechsels sind gelegentliche Rückenschmerzen, denn der Abbau der Knochensubstanz zeigt sich zunächst an
den Wirbelkörpern. Im weiteren Verlauf kommt es dann zunehmend zu Knochenbrüchen ohne einen erkennbaren Auslöser – die so genannten Spontanfrakturen. Diese stellen sich vorwiegend an den Wirbelkörpern der Wirbelsäule, im Bereich des Hüftgelenks – besonders am Oberschenkelhals – sowie am Handgelenk und am Oberarmkopf ein. So weit muss es allerdings nicht kommen: Stärkt man gezielt die Knochen, lässt sich Osteoporose wirksam vorbeugen. Das gelingt unter anderem mit regelmäßiger körperlicher Bewegung und passender Ernährung. Unerlässlich sind zudem ausreichend Calcium und Vitamin D – beides wichtige Bausteine der Knochen.
Rechtzeitige Erkennung: Knochendichte messen
Wie so viele andere Erkrankungen kommt auch die Osteoporose auf »leisen Sohlen« daher. Deshalb wird sie leider oft erst dann bemerkt, wenn sie erste Spuren hinterlässt – Schmerzen und mitunter bereits schon Knochenbrüche. Dazu, den Knochenschwund rechtzeitig zu erkennen und mögliche Indizien dafür abzuklären, steht an erster Stelle die Messung der Knochendichte. Dabei wird der so genannte T-Wert bestimmt, der Aufschluss über das Risiko für Knochenbrüche gibt. Je höher dieser Wert ist, desto geringer ist die Gefahr von Knochenbrüchen. Um die Knochendichte zu messen, wird inzwischen meist eine so genannte DXA-Osteodensitometrie durchgeführt. Anhand dieser Methode lässt sich die Dichte der Knochenmineralien ermitteln; diese ist bei Osteoporose herabgesetzt. Weitere Verfahren zur Bestimmung des T-Wertes sind die so genannte quantitative Computertomographie (QCT) und die quantitative Ultraschallmessung. Beide liefern jedoch nicht so genaue Resultate wie die DXA-Methode.
Bruchgefahr ist gut zu bannen
Drei von vier Knochenbrüchen wären zu vermeiden, wissen Experten – mit den richtigen Maßnahmen lässt sich das Risiko erheblich senken. Gute Aussichten also für jene, deren Knochen bereits beeinträchtigt sind. Bei medikamentösen Behandlungen besteht die Wahl zwischen Arzneimitteln, die gezielt den Aufbau des Knochengewebes fördern und solchen, die den Abbau des Knochens durch die Osteoklasten verhindern. Daneben greifen gezielte Ernährung, Vitamin D und regelmäßige Bewegung wirksam in die »Osteoporosespirale« ein.
Strategien gegen den Knochenschwund
Wie eingangs erwähnt, lässt sich Osteoporose in den Griff bekommen. Das gilt sowohl für dessen Vorbeugung als auch dann, wenn die Knochen bereits davon betroffen sind. Die wichtigsten, weil wirksamsten Maßnahmen zur Pflege der Knochengesundheit sind im Folgenden aufgeführt.
Gut mit Kalzium versorgen
Der Mineralstoff Kalzium ist, wie vielen sicher bekannt, ein elementarer Baustein der Knochen und deshalb auch wichtig zum Schutz vor und bei Osteoporose. Die besten Lieferanten sind Milch und Milchprodukte. Sie sollten deshalb am besten täglich auf dem Speiseplan stehen. Wichtig zu wissen ist dabei, dass fettarme Milch und Produkte daraus wie Joghurt und Quark einen höheren Gehalt an Kalzium haben. Bei Käse ist auf dessen Härte zu achten: Je höher diese ist, desto mehr Kalzium steckt in dem betreffenden Käse. Spitzenreiter im Hinblick auf die Kalzium-Versorgung sind daher Parmesan oder gut gereifter Gouda. Wer Milchzucker (Laktose) nicht verträgt, kann seinen Bedarf an Kalzium einfach mit Sauermilchprodukten wie Kefir oder Joghurt abdecken.
Neben Milch und Milchprodukten enthalten auch grüne Gemüse, wie vor allem Brokkoli, Lauch, Fenchel, Spinat und Grünkohl relativ viel Kalzium. Das gilt auch für Küchenkräuter wie Petersilie, Dill und Kresse (immer in frischer Form) sowie für Sesam und Mandeln. Mineralwasser ist ebenfalls eine gute Quelle für Kalzium: Es empfiehlt sich ein Wasser, dass pro Liter mindestens 400 mg Kalzium und möglichst weniger als 200 mg Natrium enthält.
Ausreichend Vitamin D zuführen
Dem »Sonnenvitamin« wird in der Medizin immer mehr Aufmerksamkeit zuteil. Das hat seine guten Gründe. Einer davon ist seine hohe Bedeutung bei Osteoporose. Denn damit der Körper Kalzium gut über den Darm aufnehmen kann, muss er ausreichend mit dem fettlöslichen Vitamin D versorgt werden. Somit ist dieses Vitamin indirekt auch am Knochenstoffwechsel beteiligt. Wie lässt sich nun an ausreichend Vitamin D rankommen? Zum Einen über den reichlichen Genuss von fetten Seefischen wie Lachs oder Hering, Butter, Pilzen und Eiern. Zum Anderen durch viel UV-Strahlung von der Sonne. Denn der Körper stellt Vitamin D selbst her, sofern er genügend Sonnenlicht bekommt. Das bedeutet, so oft es geht, raus an die frische Luft gehen.
Regelmäßig bewegen
Sport ist bekanntlich wahre Medizin – auch für die Gesundheit der Knochen. Gut sind alle Sportarten, welche die Knochen und Gelenke trainieren, aber nicht zu stark belasten.
Dazu gehören Walken, Schwimmen und Aqua-Gymnastik und -Jogging, Skilanglauf, Tanzen und moderates Krafttraining zur Stärkung der Muskeln und damit der Knochen.
Übergewicht abbauen
Starkes Übergewicht hemmt die Aufnahme von Kalzium in den Körper. Zudem bewegen sich Übergewichtige oft zu wenig. So verdoppeln die überflüssigen Pfunde das Risiko für Osteoporose.
Nicht rauchen
Nikotin ist der Knochenfeind Nr. 1 und so haben Raucher ein stark erhöhtes Osteoporose-Risiko.
Osteoklasten und Osteoblasten – Gegenspieler im Knochen
Die Knochen sind alles andere als leblos, sondern sehr rege und in der Lage, sich ständig zu erneuern. Sonst könnten Knochenbrüche auch nicht mehr heilen. Genau genommen sind die Knochen eine dauerhafte Baustelle. Auf dieser werkeln die Osteoblasten und die Osteoklasten, beides Zellen des Knochens. Die Osteoblasten sind für den Aufbau des Knochens zuständig, da sie stetig neues Knochengewebe bilden. Die Osteoklasten sorgen dafür, dass der Knochen nicht einfach immer weiter wächst und bauen das Knochengewebe wieder ab. So werden die Knochen permanent auf- und abgebaut. Ein sinnvolles Gegenspiel – sofern dabei nicht die Osteoklasten zu aktiv werden.
Zwei Varianten
Die Erkrankung des Knochenstoffwechsels gibt es in zwei Varianten, nämlich der primären und der sekundären. Letztere ist weitaus seltener und tritt als Folge von anderen Erkrankungen auf – etwa Störungen der Verdauung oder rheumatoider Arthritis. In der Mehrheit der Fälle besteht eine primäre Osteoporose. Sie wird unterteilt in die postklimakterische Osteoporose und in die Altersosteoporose. Die Altersosteoporose tritt sowohl bei Frauen wie Männern im höheren Alter auf. Ihre Auslöser sind Bewegungsmangel, unzureichende Versorgung mit Vitamin D und Kalzium sowie bei Männern die mit dem Alter nachlassende Produktion des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Ursache der postklimakterischen Osteoporose ist die nachlassende Bildung der weiblichen Geschlechtshormone.
Birgit Frohn © SeMa
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