Ernährung bei Hypertonie:
Was senkt den Blutdruck?
(pi) Rote Bete, Granatapfel oder auch Schokolade gehören zu den Lebensmitteln, denen zugeschrieben wird, dass Sie den Blutdruck senken können. Aber stimmt das auch? Die Stiftung Gesundheitswissen hat sich die Studienlage zu verschiedenen blutdrucksenkenden Lebensmitteln angeschaut.
Es gibt sie nicht, die einzelne Ursache für einen zu hohen Blutdruck. Stattdessen wirken bei der Entstehung von Bluthochdruck mehrere Faktoren. Neben Alter, Geschlecht und einer erblichen Veranlagung spielt vor allem der persönliche Lebensstil eine Rolle.
Demnach sind wenig Bewegung, Übergewicht, Stress sowie eine ungesunde Ernährung die Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck. Ernährung ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Basistherapie von Hypertonie. Dabei wird versucht, mit Ernährung, Bewegung und einer Lebensstiländerung, den Blutdruck zu senken. In dem Zusammenhang tauchen immer wieder einzelne Lebensmittel auf, die den Blutdruck senken sollen. Im Zuge ihrer neuen Gesundheitsinformation „Hypertonie“ hat die Stiftung Gesundheitswissen geschaut, zu welchen davon es Ergebnisse aus wissenschaftlichen Studien gibt.
Rote-Bete-Saft bei Bluthochdruck?
Rote Bete zählt zu den sogenannten natürlichen Blutdrucksenkern, aber warum ist das so? Der Grund dafür ist der hohe Nitratgehalt. Durch den Speichel im Mund und die darin enthaltenen Bakterien kann Nitrat zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit ist ein Stoff, der die Gefäße erweitert und dadurch den Blutdruck senkt, wie Studien zeigen. Es ist jedoch mehr Forschung erforderlich, um beispielsweise eine längerfristige Wirkung des Rote-Bete-Safts beurteilen zu können. Dazu kommt, dass noch nicht feststeht, wie oft und wie viel Rote-Bete-Saft getrunken werden müsste, um eine Wirkung zu erzielen.
Schokolade als Blutdruckregulierer?
Wenn Schokolade den Blutdruck regulieren würde, wäre das für viele Naschkatzen doch mal eine gute Nachricht. Aber trifft diese Aussage auch zu? Nicht für die klassische Vollmilchvariante, sondern für dunkle Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil. Denn dunkle Schokolade und Kakaoprodukte sind reich an sogenannten Flavanoiden, Pflanzenstoffen, die unter anderem in der Kakaobohne vorkommen. Es wird angenommen, dass diese Stoffe blutdrucksenkende Eigenschaften besitzen. Eine Übersichtsarbeit zeigte über eine Studiendauer von zwei bis zwölf Wochen tatsächlich eine kleine Blutdrucksenkung von etwa zwei mmHg. Allerdings wären Langzeitstudien erforderlich. Das ist bei Ernährungsstudien jedoch nicht so leicht umzusetzen.
Mit Elektrolyten gegen zu hohen Blutdruck?
„Elektrolyte sind wichtig!“, heißt es häufig. Vor allem Sportler kommen oft damit in Berührung. Aber können sie auch den Blutdruck senken? Elektrolyte wie Kalium, Natrium oder Magnesium sind für den Körper lebensnotwendige Mineralstoffe. Aktuellen Studien zufolge zeigte sich bei einer erhöhten Zufuhr von Kalium und einer Verringerung der Natriumaufnahme eine blutdrucksenkende Wirkung. Es wird ebenfalls davon ausgegangen, dass Magnesium eine blutdrucksenkende Wirkung hat.
Welche Rolle spielt Salz bei Bluthochdruck?
Lebensstiländerungen sind die Basis jeder Behandlung von Bluthochdruck – unabhängig von der Schwere der Erkrankung. Dabei kann die Ernährung eine wichtige Rolle spielen. Beispiel Salz: Wir nehmen über die Nahrung mehr Salz auf, als der Körper eigentlich benötigt. Wo sich Salz versteckt und worauf man achten kann, wenn man weniger Salz zu sich nehmen möchte, erklärt Prof. Dr. Ulrich Wenzel, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Warum spielt Salz für den Blutdruck eine große Rolle?
Salz in kleinen Mengen konsumiert, ist nicht schädlich, sondern sogar lebensnotwendig. Und Kochsalz ist neben dem Nervensystem und den Hormonen auch im Körper dafür zuständig, dass Blutdruck überhaupt aufrechterhalten wird.
Warum ist zu viel Salz für den Blutdruck problematisch?
Hoher Kochsalzkonsum führt dazu, dass Kochsalz und Wasser im Körper gespeichert werden. Und darüber hinaus führt das Kochsalz zu einer Versteifung des Endothels, der „Tapete“, die die Blutgefäße ausfüllt, aber auch die Gefäße selbst werden geschädigt, werden steifer. Darüber hinaus weiß man aber auch, dass Kochsalz, das sind neue Daten, unser Immunsystem beeinflusst. Und dass auch Kochsalz das Mikrobiom, also unsere Darmflora ganz stark beeinflusst und über die Beeinflussung der Darmflora hohen Blutdruck verursachen kann.
Wie viel Salz am Tag ist in Ordnung?
Der Bundesbürger isst im Schnitt zehn Gramm Kochsalz am Tag. Aber wenn man Patienten mit hohem Blutdruck hat, finden sich durchaus Patienten, die 20 oder sogar 30 Gramm Kochsalz am Tag konsumieren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfielt, wir Gesunde sollen sechs Gramm Kochsalz am Tag essen. Also deutlich weniger. Und wenn man sich die europäische, amerikanische, internationale Leitlinie ansieht, wird für Hochdruckpatienten explizit empfohlen, deutlich unter fünf Gramm Kochsalz zu sich zu nehmen. Also zum Beispiel zwei Gramm. Zwei Gramm Kochsalz ist auch das, was Ureinwohner Südamerikas ungefähr konsumieren, die sehr niedrigen Blutdruck haben.
Wo versteckt sich denn das Salz?
Kochsalzkonsum zu reduzieren ist gar nicht so leicht, da es nicht um das beim Kochen verwendete Salz geht, denn das sind nur fünf Prozent unseres täglichen Kochsalzkonsums. Auch das Nachsalzen bei Tisch (sechs Prozent) und die Nahrungsprodukte an sich machen machen nur zwölf Prozent aus. Knapp 80 Prozent unseres Kochsalzkonsums entstehen durch das Verzehren von Fertigprodukten, zum Beispiel Schwarzbrot mit Schinken, Käse, Matjeshering, die Fertigpizza oder tiefgefrorenes Gemüse mit Kräuterbutter angemacht.
Wie kann ich meinen Salzkonsum verringern?
Es ist nicht möglich mit dem Salzstreuer den Kochsalzkonsum zu verändern, sondern man sollte weniger Fertigprodukte essen oder darauf achten, Fertigprodukte zu verzehren, die kochsalzärmer sind. Und das fällt schwer, weil wir in Deutschland und Europa keine Ampelpflicht für Kochsalz haben. Das heißt, es ist nicht leicht, kochsalzreiche und kochsalzarme Fertigprodukte im Supermarkt zu unterscheiden. Letztendlich kann man den Kochsalzkonsum reduzieren, indem man mit Pfeffer, Paprika, Curry oder ähnlichem würzt. Oder aber man kann sich auf dem Balkon oder der Terrasse Kräuter, Majoran, Petersilie, Schnittlauch züchten und dadurch aus jedem Produkt etwas Schmackhaftes machen, ohne massiv nachsalzen zu müssen.
Informationen zu weiteren Selbstmanagementstrategien, zu Anlaufstellen bei Bluthochdruck sowie Erfahrungsberichte von Menschen, die von Hypertonie betroffen sind, gibt es auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen: www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/hypertonie/leben-mit-bluthochdruck/hypertonie/leben-mit-bluthochdruck
Jetzt den Artikel auf den sozialen Kanälen teilen: