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Die Tücken der Polymedikation

Auch bei vielen Medikamenten die Übersicht bewahren

Hamburg – Es stapeln sich die Verpackungen im Medizinschrank, und neben dem morgendlichen Kaffee finden sich immer mehr bunte Pillen. Wer viele Krankheiten hat, bekommt diverse Arzneien verordnet. Für ältere Patienten wird es dann knifflig, das passende Präparat zur richtigen Zeit einzunehmen. Aber auch junge Patienten kennen nicht alle Tücken der Polymedikation. Bei Erkältungen oder Schmerzen gehen sie beispielsweise oft unkritisch mit der Selbstmedikation um, oder sie wissen nicht, dass einige Nahrungsmittel Wechselwirkungen mit ihren Arzneien auslösen können. Je mehr Medikamente benötigt werden, desto notwendiger

ist eine enge Betreuung durch Fachpersonal, erklärt die Apothekerkammer Hamburg. In Apotheken erhalten alle Patienten Beratung zum Umgang mit Medikamenten.

Medikationsanalyse verschafft Übersicht

Die Begriffe Polymedikation, Multimedikation oder Polypharmazie bezeichnen die gleichzeitige Anwendung von fünf oder mehr Arzneimitteln. Patienten mit verschiedenen Erkrankungen benötigen für eine optimale Therapie oftmals diverse Medikamente. Werden mehr als drei Präparate verordnet, sollten Ärzte und Apotheker den Erkrankten erhöhte Aufmerksamkeit schenken, um arzneimittelbedingte Risiken wie Neben- oder Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen. Das erhöht die Arzneimitteltherapiesicherheit. Patienten können sich in ihrer Apotheke ausführlich beraten lassen. Zum Beratungstermin sollten Erkrankte ihre gesamten Arzneimittel mitbringen, d. h. die vom Arzt verordneten, die selbst gekauften und die außerhalb der Apotheke erworbenen Produkte. Wenn der Apotheker alle Präparate kennt, kann er die Risiken beurteilen und einen vollständigen und individuellen Medikationsplan erstellen, mit Namen, Darreichungsformen, Dosierungen und Stärken der Arzneimittel. Nicht selten entdecken Apotheker beim Aufstellen des Medikationsplans Doppelverordnungen und -anwendungen, Fehldosierungen oder sogar Arzneimittelmissbrauch. Hin und wieder stoßen Apotheker dabei auf Patienten, die bewusst oder unbewusst, Einnahmeregeln missachten. Ergeben sich bei der Überprüfung Hinweise auf Risiken oder Korrekturbedarf der Therapie, muss der Apotheker im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzt den Patienten über die Risiken informieren.

Höheres Alter, steigendes Risiko

Riskant ist Polymedikation vor allem bei älteren Menschen. Laut Statistik nehmen Patienten im Alter zwischen 75 und 85 mehr als acht Arzneimittel pro Tag zu sich. Da sich mit steigendem Alter die Verstoffwechselung und Ausscheidung verzögern, werden Wirkstoffe länger im Körper gespeichert. Je mehr Medikamente die Patienten einnehmen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von arzneimittelbezogenen Problemen, beispielweise Wechselwirkungen. Solche Wechselwirkungen verursachen unter anderem, dass Arzneimittel unerwünscht stark wirken oder bereits bestehende Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Schwindel oder Sturzgefahr noch zunehmen. Schätzungen zufolge gehen bundesweit rund 250.000 Krankenhauseinweisungen auf solche unerwünschten Arzneimittelereignisse zurück.  

Nicht eigenmächtig handeln

In der Praxis hat sich gezeigt, dass Patienten mit Arzneimitteln in der Selbstmedikation oft unkritisch umgehen und sie im Vergleich zu den vom Arzt verordneten Medikamenten als harmlos erachten. Dem ist nicht so: Auch frei verkäufliche Präparate können Wechselwirkungen auslösen. Hier gilt, dass mit jedem zusätzlich eingenommenen Mittel die Gefahr von arzneimittelbezogenen Problemen wächst. Auch die Ernährung kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen: Hier gibt der Apotheker gern Hinweise, was zu berücksichtigen ist und welche Nahrungsmittel Wechselwirkungen auslösen können. In der Regel sind alle verordneten Medikamente sinnvoll. Patienten sollten sich an die Anweisungen von Ärzten und Apothekern halten und die Therapie nicht abbrechen. Wer vermutet, zu viele Medikamente einzunehmen oder sich bei der Selbstmedikation Rat einholen will, sollte seinen behandelnden Arzt oder den Apotheker ansprechen.

Die Apothekerkammer Hamburg ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Institution der apothekerlichen Selbstverwaltung für die ca. 2.400 Apotheker, sowie Pharmazeuten im Praktikum in Hamburg. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberuf. Er ist laut Gesetz für die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zuständig. Wer Apotheker werden will, muss ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr absolvieren. Der Apotheker berät die Patienten hinsichtlich ihrer Medikation und unterstützt sie, ihre Therapie im Alltag umzusetzen. Als Fachmann für Arzneimittel und Prävention ist der Apotheker neben dem Arzt der erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen.

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