Yoga im Sitzen
„Vorbeugen ist gut für eure Bandscheiben“. Wer sein Leben lang Yoga gemacht hat, muss auch im fortgeschrittenen Alter nicht auf seinen Lieblingssport verzichten: Es gibt sogar vereinfachte Varianten – wie zum Beispiel Yoga im Sitzen. Aber auch für Menschen, die noch nie Yoga gemacht haben, bietet sich diese Sport-Art an. Yoga-Lehrerin Shamima Abbé betreut die zehn bis zwölf Teilnehmer, die mittwochs um 11.45 Uhr am Kurs von martini.erleben in der Martinistraße in Eppendorf teilnehmen.
Fünf Minuten bevor es losgeht, sind schon alle Stühle, die mit Abstand im Raum der Begegnungsstätte in der Martinistraße 33 verteilt sind, besetzt. Acht Damen und zwei Herren sind heute gekommen. Es wird gelacht, jeder Neu-ankömmling begrüßt, und alle entledigen sich ihrer Schuhe. Das ist für manche hier gar nicht mehr so einfach, bei den einen zwackt die Hüfte, bei anderen das Knie. Und trotzdem will heute keine(r) hier auf die Stunde Yoga im Sitzen verzichten. Shamima Abbé macht seit etwa zehn Jahren selbst Yoga, seit März 2019 unterrichtet sie auch. „Sitz- Yoga ist eine Wohltat für Körper, Geist und Seele, fördert Entspannung, Beweglichkeit, Ausdauer und aktiviert die Selbstheilungskräfte“, so Abbé.
Aktivieren, anspannen, entspannen
Von den guten Einflüssen des Yogas wollen heute zehn Teilnehmer*innen profitieren. Die meisten waren schon vorher einmal hier und sind im Großen und Ganzen mit den Übungen vertraut. Denen, die die Übungen noch nicht kennen, erklärt Abbé langsam und gewissenhaft die Abläufe. Die Jüngste ist vermutlich um die 50 Jahre alt, die Älteste über 80. Das Alter spiele aber keine Rolle, betont die Trainerin, „Ich frage nicht nach dem Alter.“
Los geht’s mit einer leichten Aufwärmung: Füße, Beine, Rücken, dann Hände, Arme und Rumpf werden nach und nach bewegt, gedehnt und aktiviert. Zwischen den Übungen beugen sich Trainerin und Teilnehmer*innen vornüber. „Vorbeugen ist gut für eure Bandscheiben“, ruft die Yogalehrerin, und alle machen mit. Die Übung scheint so gut anzukommen, dass keine weiteren Aufforderungen nötig sind. Die Yoga-Im-Sitzen-Teilnehmer*innen liegen gern bäuchlings auf ihren Oberschenkeln und: Sie kommen jedes Mal ein Stückchen weiter runter.
Nicht bewerten!
Ein wichtiger Aspekt – und das wiederholt Yogi Abbé mehrfach – ist das Nicht-Bewerten! „Es bedeutet, dass man während der Yogastunde alles im Körper wahrnehmen, aber nicht bewerten soll. Es geht nicht darum, sich selbst zu ‚geißeln‘ im Sinne von: Bin ich zu schlecht? Ist das jetzt schlimm, dass da etwas zieht? oder: Warum kriegt die das besser hin als ich?“, sagt Abbé. „Man sollte beim Yoga ganz bei sich bleiben, also auf seiner Matte oder seinem Stuhl und bei seinem Körper. Die Veränderungen während der Asanas (Yoga-Übungen) sollen bemerkt, aber nicht beurteilt werden!“
Nach etwa einer halben Stunde geht es auf den Höhepunkt zu: Der sogenannte Sonnengruß steht an. Dabei handelt es sich um eine Abfolge von Bewegungen, die neben dem Körper auch den Geist, die Koordination und das Merkvermögen trainieren. „Sitz-Yoga ist so wertvoll, weil es das körperliche Gleichgewicht und die eigene Koordinationsfähigkeit steigert“, merkt Shamima Abbé an. „Außerdem werden einerseits die Aufrichtung und Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert, und andererseits wird manche unwillkommene Alterserscheinung gemildert.“
Zufriedenheit und Lebensqualität steigern
Auf die Frage, wie ich einen guten Kurs für „Yoga im Sitzen“ finde, rät die Expertin zunächst zu einem Sitz-Yoga-Kurs seiner Wahl zu gehen und zu gucken, ob der Lehrer und die Art zu unterrichten passt. Auch hier gebe es Unterschiede, einige unterrichteten spiritueller, andere sportlicher. Es käme auch immer auf die Gruppe an, wie fit die einzelnen Teilnehmer seien … Am Ende zähle, dass man sich gut fühle und gern zu seiner Stunde ginge. Dann stünde einer langen und vertrauensvollen Zusammenarbeit nichts im Wege.
Yoga im Sitzen (Stuhl-Yoga)
Die Teilnehmer*innen lernen Bewegungsabfolgen, die nicht nur ihre Koordination und Konzentration fördern und zur Entspannung beitragen, sondern auch die Muskulatur kräftigen, das Gleichgewicht schulen und den ganzen Körper geschmeidiger machen. Durch das gezielte Praktizieren von Yoga vertieft sich die Atmung, Vitalität und Lebensfreude nehmen zu. Der Kurs ist auch für Rollstuhlfahrende geeignet.
Es wird empfohlen, bequeme Kleidung und warme Socken mitzubringen.
So geht’s: Bei „Yoga im Sitzen“ von martini.erleben kann jede(r) mitmachen. Der Kurs ist fortlaufend, es gibt keine Mitgliedschaft, bezahlt werden acht (oder für Menschen mit Grundrente ermäßigt sechs) Euro vor jeder Stunde. Eine vorherige telefonische Anmeldung ist ausdrücklich erwünscht, zu Zeiten von Corona ein Muss. Mitmachen dürfen jeweils 14 Teilnehmer*innen. Gern Montag oder Dienstag vorher telefonisch unter 0151-17100705 anmelden.
Anmeldung bei der Kursleiterin unter:
0151-17100705.
Einstieg jederzeit möglich.
Veranstalter: martini·erleben
Ort: Begegnungsstätte, Martinistraße 33
Preis pro Stunde: € 8,- (€ 6,- ermäßigt)
Fotos/Text Corinna Chateaubourg © SeMa
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