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Fit und aktiv trotz Knie-Arthrose

Am Anfang zwickt es nur ganz selten mal im Knie und dann auch nur bei extremen Belastungen, doch irgendwann sind die Schmerzen oft kaum noch zu ertragen: Knie-Arthrose zählt zu den häufigsten Gelenkerkrankungen. Doch glücklicherweise bedeutet sie nicht das Ende eines aktiven Lebens.

Dr. Joachim Dabelstein.

Die ersten Anzeichen scheinen harmlos: Am Morgen ist da diese Steifheit in den Knien, nach der ungewohnten Gartenarbeit zwickt’s in den Gelenken, das Treppensteigen wird beschwerlich, und beim Aufstehen aus dem Sessel fährt ein Schmerz in die Knie: ganz normale Alterungsprozesse, meint man. Und in der Tat zählt die Knie-Arthrose zu den häufigsten Gelenkerkrankungen, die mit zunehmendem Alter auftreten. „Mit der Zeit baut sich die biologische Struktur des Knorpels ab“, erklärt der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Joachim Dabelstein, Sektionsleiter an der Asklepios Klinik St. Georg. Das allerdings macht sich im Normalfall erst sehr spät bemerkbar. Denn erst, wenn der Knorpel immer dünner wird, seine Pufferfunktion also verliert, reiben die Knochen aneinander, ein Schmerz entsteht. Auch genetische Faktoren können dabei eine Rolle spielen, ebenso starke Belastungen, Fehlstehlungen und Verletzungen an Meniskus, Kreuzbändern oder am Gelenk selbst. Zudem begünstigt Übergewicht Arthrose.

„Auch wenn es ein natürlicher Prozess ist und sich der Knorpel auf natürliche Weise nicht wieder aufbauen lässt, kann man versuchen, den noch vorhandenen Knorpel so lange wie möglich zu erhalten“, sagt der Orthopäde. Entscheidend ist viel Bewegung, damit die Gelenke geschmeidig bleiben. „Der Knorpel hat keine eigenen Gefäße, sondern ernährt sich durch Gelenkflüssigkeit, die sich im Gelenkspalt zwischen den beiden Gelenkflächen befindet“, erläutert Dabelstein weiter. Durch eine Art Pumpmechanismus bei Bewegungen saugt der Knorpel diese auf. Auch eine ausgewogene, antientzündliche Ernährung kann dem Verschleiß und den damit verbundenen Entzündungen des Gelenkes entgegenwirken. Dafür gehören viel Obst und Gemüse auf den Speiseplan, zugleich wenig Fleisch und Wurstwaren. Auch die unter anderem in Lein- und Olivenöl sowie in fettem Fisch enthaltenen Omegea-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Zu viel Zucker hingegen fördert Entzündungen.

Entscheidend, um den Verschleiß einzudämmen, ist zudem, dass andere Grunderkrankungen wie Diabetes und rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung) gut eingestellt sind. „Der Stoffwechsel muss bestmöglich funktionieren, damit auch der Knorpel in den Knien ausreichend versorgt wird“, sagt Dabelstein.

Subjektives Empfinden entscheidend

Manchmal aber ist eine Operation unumgänglich. Bei gelenkerhaltenden Eingriffen werden entweder die Gelenk-Fehlstellung beseitigt oder lose Knorpelteile entfernt. Ist die Arthrose fortgeschritten, raten Ärzt:innen nach eingehender Diagnose und individueller Beratung zu einem künstlichen Kniegelenk. „Es richtet sich immer sehr nach dem subjektiven Empfinden“, sagt der Orthopäde Dabelstein. Er stelle seinen Patienten immer zwei Fragen. Erstens: Wie viel Zeit denken Sie an Ihr Knie, also wie sehr sind Sie in Ihrem Alltag durch die Schmerzen eingeschränkt? Und zweitens: Wie stark ist der Nachtschmerz? Es gibt noch weitere Faktoren, die nach Ansicht von Dabelstein die Entscheidung für oder gegen eine Operation beeinflussen. Wichtig ist der allgemeine Gesundheitszustand. „Leidet ein Patient an einer anderen Krankheit, das kann auch eine Depression sein, kann eine Knie-OP diese verstärken. Dann ist der Einsatz einer Prothese keine Option.“

Doch auch bei vordergründig ansonsten gesunden Patienten sollte der Zeitpunkt genau abgewogen werden. „Für ein neues Kniegelenk braucht man einen freien Kopf und mehrere Monate Zeit“, sagt Dabelstein. Der Klinikaufenthalt dauert etwa eine Woche, danach folgt eine dreiwöchige Reha, doch danach gehen die Arbeit und die Rehabilitation erst richtig los, um wieder die volle Bewegungsfreiheit zu erlangen. Dafür bedarf es übrigens eines gesunden Knies. Deswegen rät der Unfallchirurg auch unbedingt davon ab, beide Knie gleichzeitig erneuern zu lassen.

Operateure bewusst auswählen

Im Vorfeld eines solchen Eingriffs empfiehlt Dabelstein zudem, den allgemeinen Gesundheitszustand zu überprüfen. Da zählen unter anderem banale Dinge wie gepflegte, gesunde Füße. „Offene Wunden können Eintrittsstellen für Infektionen sein“, gibt er zu bedenken. Gleiches gilt für die Zähne. „Die sollten vor einer OP unbedingt saniert sein.“ Bei der Wahl der Operateurin oder des Operateurs rät Dabelstein auf ausreichend Erfahrung zu achten. Da gilt die Faustregel von mindestens 50 Operationen im Jahr. „Das Knie ist ein sehr kompliziertes Gelenk, und die OPs erfordern eine gewisse Erfahrung“, sagt er zur Begründung.
Etwa 15 Jahre hält ein künstliches Kniegelenk, das eine hohe Lebensqualität zurückgibt und einen aktiven Alltag ermöglicht, inklusive Sport wie Walken, Ski-Langlauf, Radfahren, Schwimmen. Nur auf Stopp- und Startsportarten wie Tennis oder Squash sollten Kniearthrose-Patienten verzichten. Das aber dürfte für die meisten zuvor von Knieschmerzen geplagten Menschen das kleinere Übel sein.

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