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Lebenszeit vor dem Vergessen bewahren – 11 Biografien

(pi) Es gibt sie noch, die letzten Zeitzeugen, die uns die Chance geben, einen direkten, ergreifenden Einblick zu gewinnen in Momente, die wir, die viele zum Glück nicht durchleben mussten. Geboren zwischen 1925 und 1940, spielten, tobten, liefen sie im Garten, durch Wiesen, Wäldern  und auf den Wegen. Die heute 80- bis 90- Jährigen erinnern es noch gut, das kleine Kinderparadies. Bis zu dem Moment, als der Krieg näherrückte. Oft jäh und unvorbereitet ...

Der SeMa Buchtipp:

Lebenszeit vor dem Vergessen bewahren – 11 Biografien

Hardcover
ISBN 978-3-00-066924-8
im Buchhandel für 15,– Euro erhältlich

... In Ostpreußen war im Sommer 1943 der blaue Himmel an der Ostsee bei Cranz plötzlich von schwarzen Rußflocken verdunkelt. Ein Unheil drohte, und so kämpften die Menschen sich durch das von den Bomben getroffene Königsberg. Eine Flucht begann. Mit dem Notdürftigsten bepackt, durften Frau und Kinder durch väterliche Hilfe eine kurze Strecke im U-Boot entlang der Ostseeküste fahren. Aber wie weiter? Sie schafften es, Fahrkarten der „Wilhelm Gustloff“ zu erstehen, und standen dann verzweifelt, hilflos weinend am Kai, als das Schiff gerade abgelegt hatte. Die Mutter und ihre beiden kleinen Töchter konnten nicht ahnen, dass diese Verspätung ihre Lebensrettung war. Anderen Frauen gelang es nach mehrfachen Versuchen, im bitterkalten Winter, ohne Nahrung, im Viehwaggon eingesperrt nach Westen zu entkommen. Die Ankunft in Schleswig-Holstein war nicht immer einfach. Man stand auf einem Platz und wurde von den Bauern ausgesucht. Aber das Schöne war, es gab eine warme Suppe.

Auch die Hamburger Deerns und Buttjes hatten gefahrvolle Zeiten vor sich.  Man lag als sechsjährige angezogen mit einem Alarmgesicht im Bett, wenn das Radio die Warnmeldungen durchgab, und hatte die kleine Puppe im griffbereiten Fluchtgepäck neben sich stehen. Immer auf dem Sprung. In der Zeit war schon ein kleiner Teller mit rosa Bonbons zum Geburtstag ein unbeschreiblicher, unvergessener Glücksmoment – ebenso wie das Spielen in den Trümmern nach 45 – es war unbeschreibliche Freiheit und Abenteuer.

Da ist das Fluchterleben eines jungen Mannes aus dem Iran durch fremde Länder, durch Flüsse und Wälder, gefangen genommen und wieder geflohen ein ebenso ergreifendes Miterleben, was zeigt: Diese Probleme sind nicht verschwunden, die Erlebnisse damals und heute sind erschreckend ähnlich.

„Es gibt so wenige Helden, aber so viele Menschen, die um ihr Leben rennen“, ist der letzte Satz am Ende einer Biografie.

Das Buch „Lebenszeit“ ist eine Gemeinschaftsarbeit der Biografie-Werkstatt der Hamburg-Altona, ev. luth. Paulusgemeinde mit Unterstützung der Kulturbehörde Altona. Es zeigt elf Biografien von Frauen und Männern, die den Mut hatten, die Kindheitserlebnisse für uns noch einmal zu öffnen. Der Inhalt gibt Erlebnisse wieder von großer Gefahr und verblüffenden Ideen und Taten, den Alltag zu bewältigen, mit  anrührenden Fotos von schönen Zeiten und überraschender Freude. Jeder kann das Glück nachfühlen, wenn der vermisste und ersehnte Vater nach Monaten an die Tür klopfte.

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