Filmtipp: „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“

Es ist eine Fahrt zu den Stätten seiner Kindheit. Aber die sind nicht irgendwo, sondern in Polen. Die Reise endet in Auschwitz, dem Ort des Schreckens, dem Ort der Vernichtung und Auslöschung, des industrialisierten Massenmords. Edek (Stephen Fry) hat ihn als kleiner Junge erlebt und als einziges Mitglied seiner Familie überlebt. Nach 50 Jahren fährt er nun auf Initiative seiner Tochter Ruth (Lena Dunham) noch einmal dorthin. Sie, Fotografin in den USA, will sich mit dem Erbe ihrer jüdischen Familie auseinanderzusetzen. Es ist aber auch die Geschichte einer schwierigen Vater-Tochter-Beziehung. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, aber jeweils mit einer ganz unterschiedlichen Motivation.

Ruth ist fest entschlossen, ein besseres Verständnis für die Traumata ihrer Eltern zu erlangen. Papa Edek dagegen möchte eigentlich die Vergangenheit ruhen lassen. Auf diese Weise stört er Ruths Pläne und verursacht dabei unfreiwillig seltsame Situationen. Die beiden verbringen eine spannende Woche damit, alte Familiengeheimnisse aufzudecken. Aus ihrer fragilen Beziehung werden Liebe und ein tiefes Verständnis wachsen.

Der Film erzählt vor allem, dass die Tochter den Vater verstehen muss, um auch sich selbst zu verstehen. Darin steckt etwas sehr Universelles, was uns alle mit unseren Eltern verbindet. Als Filmemacherin suche ich natürlich genau danach, nach einem Universalismus, der uns alle betrifft“ (Regisseurin Julia von Heinz).

Schauspielerin Lena Dunham, die mit der Kultserie „Girls“ bekannt geworden ist, sowie Stephen Fry („The Dropout“, „Wilde“), der gefeierte britische Ausnahmekünstler, spielen die Hauptrollen. Das charismatische Vater-Tochter-Duo findet einen Weg zueinander, indem es sich mit der erschütternden Vergangenheit seiner Familie auseinandersetzt.

Der Film von Regisseurin Julia von Heinz („Und morgen die ganze Welt“) ist eine stimmungsvolle, bewegende Kinematografie aus einer noch nicht lange zurückliegenden Ära und mit einer ausgezeichneten Besetzung. Dieser Film wurde sorgfältig gedreht und kombiniert Geschichte und liebevolle Erinnerungen mit bewegenden Überlebensgeschichten, die von Generation zu Generation nachwirken, einschließlich der Beziehungen zwischen Eltern und Kind, und geben dem Zuschauer viel Anlass zum Nachdenken. „Treasure“ feierte im Rahmen der diesjährigen 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin in der Sektion Berlinale Special Gala seine Welturaufführung.

Corinna Chateaubourg © SeMa