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Wasserkraft in Hamburg

Gemeinsam für sauberen Strom!

Die Staustufe der Alster in Fuhlsbüttel. Rechts die Halbschalen der Fischtreppe – links (unsichtbar) das Kraftwerk. Foto: Krause

Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 um 01:23 Uhr im Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks. Auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde sie als erstes Ereignis in die höchste Kategorie katastrophaler Unfall (INES 7) eingeordnet. Bereits vier Jahre zuvor war es im September 1982 im Block 1 zu einem Unfall der Kategorie INES 5 gekommen, mit der gleichen Ursache wie die bekanntere Katastrophe im Jahr 1986. Im Oktober 1986 – nur sechs Monate nach der Katastrophe – ging unweit Hamburgs das Atomkraftwerk Brokdorf in Betrieb. Für viele Menschen, die sich gegen die Nutzung von Atomenergie engagiert hatten, war das ein Schlag ins Gesicht. Einige zogen persönliche Konsequenzen. Wenn Demonstrieren nichts nützt, so ihre Überlegung, dann könnte Handeln langfristig zum Umdenken, zur Energiewende führen. Im März 1989 taten sich diese Atomkraftgegner im Verein „umschalten e. V.“ zusammen. Aus diesem Verein ging im selben Jahr die „UWW Windstrom Wedel GmbH & Co KG“ hervor. Rund 320 Einzelpersonen stehen heute hinter dieser Gesellschaft. Hauptziel ist die umweltverträgliche Erzeugung von Strom. Neben Windkraftanlagen und einem Blockheizkraftwerk ist das Wasserkraftwerk Fuhlsbüttel das dritte Standbein des kleinen Unternehmens.

Bereits im Mittelalter

Die Kraft der Alster zu nutzen ist keine neue Idee. Bereits im Jahre 1284 kaufte der damals schon weise und wohllöbliche Rat der Freien und Hansestadt Hamburg die Schleuse und Mühle in Fuhlsbüttel. Das war die Geburtsstunde der Ratsmühle, die bis zu ihrem Abriss im Jahre 1934 zum Nutzen und Frommen der Hanseaten ihren Dienst tat. Dass sie und die Schleuse immer wieder den neuesten technischen Gegebenheiten angepasst worden ist, versteht sich von selbst. Für die Schleuse stand die letzte große Erneuerung 1912/1914 an. Schon damals erwogen die Verantwortlichen im Senat den Bau eines Wasserkraftwerkes an dieser Stelle. In den 90er Jahren tauchte die Idee erneut wieder auf, wurde aber nicht umgesetzt. Erst die UWW realisierte im Jahr 2000 den Gedanken vom Beginn des letzten Jahrhunderts und baute in Fuhlsbüttel das einzige Wasserkraftwerk Hamburgs. Als im Jahr 2013 aus der Schleuse lediglich eine Staustufe wurde, berücksichtigte man die Erfordernisse des kleinen Wasserkraftwerks und auch der Natur. Eine Fischtreppe ist ein sichtbares Zeichen dafür – unter Wasser leitet ein Fischfluchtrohr die Fische um die Wasserkraftanlage herum. Zu sehen ist auch der Einlaufrechen mit 20 mm Weite. Er verhindert das Eindringen von Geschwemmsel (Treibgut) in die Turbine. Ein automatischer Rechenreiniger schiebt das aufgefangene Material in einen Container. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Turbine kann störungsfrei Strom produzieren, und die Alster wird an dieser Stelle mechanisch gereinigt.

„Unter Tage“ arbeitet das kleine Kraftwerk und erzeugt seit dem Jahr 2000 sauberen Strom. © UWW

Klein, aber oho

Was fängt man nun mit dem kleinen Unterschied von vier Metern an der Fuhlsbüttler Staustufe an? Für den Betrachter unsichtbar, wird das Wasser über eine doppelt regulierte Kaplan-Turbine geleitet. Diese ‚Luxus‘-Turbine bietet die optimalen technischen Voraussetzungen, um aus den nach Jahreszeiten anfallenden unterschiedlichen Wassermengen ein Optimum an Strom herauszuholen. Das ‚Schluckvolumen‘ der Anlage beträgt maximal 3.600 Liter in der Sekunde. Vergleichbar wäre das mit 30 Badewannenfüllungen, die in einer Sekunde über die Turbine rauschen. Das Ergebnis ist eine jährliche Stromausbeute von rund 550.000 kWh, ausreichend für ca. 207 Durchschnittshaushalte. Doch nicht nur das: Gleichzeitig wird mit dieser Art der Stromerzeugung die Abgabe von ca. 550 Tonnen CO2 im Jahr an die Umwelt vermieden, bzw. um die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll muss sich niemand Gedanken machen.

Einladung zum Mitmachen

Seit 2022 liegt die unternehmerische Führung der UWW in den Händen der zweiten Bürgerenergie-Generation in Hamburg, der Genossenschaft EnergieNetz Hamburg eG, die sich 2013 im Zuge des Hamburger Energienetz-Rekommunalisierungs-Wahlkampfes gegründet hat. Seit 2015 plant, baut, finanziert und betreibt die EnergieNetz Hamburg eG in der Metropolregion Hamburg Foto-voltaik-Dachanlagen, meist als PV-Mieterstrom-Projekte, und in Schleswig-Holstein FV-Freiflächenanlagen und Windkraftanlagen. Während die UWW keine neuen Projekte mehr plant und finanziert, besteht bei EnergieNetz Hamburg eG die Möglichkeit, sich an der Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Hamburg und Umgebung aktiv zu beteiligen: z. B. durch persönliche Mitwirkung genauso wie über die Mitgliedschaft in der Genossenschaft und die Zeichnung von Mitgliederdarlehen. Aus diesen Mitteln werden die Klimaschutzprojekte der EnergieNetz Hamburg eG finanziert. Mehr Informationen bei Matthias Ederhof: info@energienetz-hamburg.de, Tel. 040 2577676 18, www.energienetz-hamburg.de                          

 

F. J. Krause © SeMa

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