Volksbegehren Gendern
– den Manipulierern die Rote Karte zeigen!
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
„Ich will es einmal wagen
das Eis, es muss doch tragen
Wer weiß? “
Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein
Das Eis auf einmal knacket
und krach! schon bricht’s hinein ...
... Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat’s geklopfet
zu Haus.
Friedrich Güll (1812–1879)
Wenn in diesem Sommer mit einem Volksentscheid in Hamburg über das Gendern in der öffentlichen Verwaltung abgestimmt wird, dann ist der Vergleich mit dem Bübchen, das wider alle Vernunft „stapfet“ und „hacket“ und dem Vater, in der Gestalt der Hamburger Wählerinnen und Wähler, die beim Volksentscheid „klopfen“ können, durchaus angebracht. Selbst im Hochsommer.
Gendern diskriminiert
Die Anhänger des Genderns reden von „Geschlechtergerechter Sprache“ oder „Geschlechtersensibler Sprache“ und sagen damit im Umkehrschluss, dass Menschen, die das Gendern ablehnen, sich sprachlich „ungerecht“ und „unsensibel“ verhalten und somit bestimmte Bevölkerungsgruppen bewusst verletzten. Im deutschen Sprachraum gilt seit Jahrhunderten das generische Maskulinum, eine grammatisch männliche Bezeichnung. Sie hat mit dem biologischen Geschlecht aber laut Definition nichts zu tun. „Die Erzieher“ bezieht sich auf eine Gruppe von Menschen, die den Beruf ausüben – über das Geschlecht sagt der Begriff nichts aus. Das wissen – hoffentlich – die Genderer auch. Zumindest jene, die in der Schule aufmerksam waren. Warum also gendern? Es drängt sich der Eindruck auf, dass es den Jüngerinnen und Jüngern des Genderns gar nicht um Sprache geht, sondern um einen Test, mit „stapfen“ und „hacken“ herauszufinden, wie manipulierbar die Gesellschaft ist.
Und das ist sie
Zuerst von den Linken gefordert und von den Grünen begeistert aufgenommen, gendert heute nicht nur die Hamburger Verwaltung getreu den sechsseitigen „Hinweisen“ des Senats über das richtige Gendern (https://www.hamburg.de/contentblob/15266014/bbbfd7425d6780879805ae34060d7133/data/hinweise-geschlechtersensible-sprache.pdf). Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei es völlig freiwillig und bei Nichtbeteiligung ohne das Risiko einer beruflichen Benachteiligung, wie Gleichstellungssenatorin Fegebank nicht müde wird zu betonen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und das Fernsehen, Kirchen und Verbände, Ärzte ohne Grenzen und weitere Wohltätigkeitsorganisationen gendern fleißig mit. Darauf zu verzichten ist uncool. Und wer will das schon sein! Der von einer Minderheit aufgebaute soziale Druck führte zu der kuriosen Situation, dass eine bodenständige SPD-Bewerberin um einen Platz in einer Bezirksversammlung in ihrem Flyer genderte, aber unumwunden einräumte, das „privat“ nie zu tun. Test gelungen – das Eis scheint zu halten, und das „Bübchen“ hat seine Freude. Was mag ihm nur als nächstes einfallen, um herauszufinden, wie weit Manipulation gehen kann?
Grün-Rot-Rot gegen grünes Urgestein
Es gibt kaum eine Partei, die ein so gebrochenes Verhältnis zu ihren wirklich erfolgreichen und in der Bevölkerung angesehenen Politikern hat wie die Grünen. Da schaffte man es zum Beispiel nicht nur, einen Boris Palmer aus der Partei zu ekeln, sondern war noch so unklug, bei der letzten Oberbürgermeisterwahl in Tübingen eine Gegenkandidatin aufzustellen, die dann prompt sang- und klanglos unterging. Der Kolumnist Jan Fleischhauer kommentierte Palmers Sieg im ersten Wahlgang so: „Mit Gendern, bis es kracht, und überall Transphobie wittern, kommt man nicht ins Rathaus.“ Es gibt aber eine weitere Lichtgestalt der Grünen, die eine ganz klar ablehnende Haltung zum Thema „Gendern“ hat und es in der Verwaltung ihres Bundeslandes nicht zulässt.
Im Landtag von Baden-Württemberg sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, er sehe keinen Regelungsbedarf mit Blick auf Gendersprache in Behörden. „Für die Landesregierung ist es ganz einfach: In offiziösen Dokumenten halten wir uns an die Rechtschreibregeln“, sagte der Grünen-Politiker. „Auch in der Schule sind Rechtschreibfehler schließlich Rechtschreibfehler.“ Kretschmann vermeide es, bei Reden durchgehend beide Ge- schlechter zu erwähnen. „Das verdirbt mir jeden Redefluss“, so seine Begründung. Er sei ein Anhänger des generischen Maskulinums. Gar nichts hält Kretschmann vom Gendern im Klassenzimmer. „Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr. Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht.“ Kretschmann wegen seiner Haltung aus der Partei zu treiben oder ihm gar vorzuwerfen, eine geschlechterungerechte Sprache zu verwenden, das trauen sich weder im Ländle noch im Bund selbst jene Grüne, die das Gendern zum Herzstück ihrer Politik gemacht haben.
Hamburger Parteien zum Gendern
Linke und Grüne sind Herzensgenderer. Die SPD, die in Hamburg zwecks Macherhalt nicht selten zum roten Schwanz, mit dem der grüne Hund wedelt, mutiert, ist auch dafür. Wen kümmert’s, dass die Parteifreunde in Hessen just gemeinsam mit der CDU das Gendern in der öffentlichen Verwaltung und in Schulen verboten haben. Auf die Anfrage des SeMa, warum in der SPD so unterschiedliche Meinungen möglich sind, hüllte sich Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bürgerschaft, in Schweigen. CDU und AfD sind gegen behördliches Gendern und verweisen auf die Entscheidungskompetenz des Rats für deutsche Rechtschreibung.
Wirklich nur Grund zur Heiterkeit?
Auf der Internet-Seite der „Tagesschau“ haben zwei Redakteurinnen im April – aber nicht am 1. des Monats – das Wort „Mutter“ durch „entbindende Person“ ersetzt. Zwar ruderte der Sender später zurück, gab aber für diese sprachliche Sonderleistung zu Protokoll „der Begriff ‚entbindende Person‘ sei gewählt worden, um niemanden zu diskriminieren“. Fakt ist: „Mutter“ ist weiblich und lässt sich nicht mit einem Genderstern deklinieren. „Mutter*in“ gibt es nicht, da Mütter immer Menschen des weiblichen Geschlechts sind. Das räumen inzwischen selbst eifrigste Genderfreunde ein. Gendern, so ein Argument seiner Gegner, ist ein akademisches Elitenprojekt und geht an der Lebens- und Sprachwirklichkeit vieler Menschen vorbei; es ist eine Bevormundung. Wie weit es mit einer Elite her ist, die aus Geschlechtergerechtigkeit den Begriff ‚entbindende Person‘ verwendet, um mögliche ‚entbindende Personen‘, die nicht weiblichen Geschlechts sein könnten, nicht zu diskriminieren, sei dahingestellt. „Die Verwendung einer Gaga-Sprache, in der nun auch noch Begriffe wie „Mutter“ und „Frau“ geächtet und durch neue Wortungetüme ersetzt werden, treibt den Unsinn auf die Spitze, weil sie in dem Bemühen, auch noch die winzigste Minderheit sprachlich einzuschließen, die große Mehrheit ausgrenzt.“ So kommentierte „Merkur.de“ aus München die Sprachkreativität aus Norddeutschland.
Gendern ist integrationsfeindlich und überflüssig
„Deutsche Sprache – schwere Sprache“, der Seufzer ist oft zu hören, wenn man mit Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund spricht. Rund !3,9 Millionen und somit etwa 20 % Frauen, Männer und Kinder der Bevölkerung in Deutschland sind Ausländer. Deren Muttersprache – sieht man von den 184 000 Österreichern und 41 225 Schweizern (Stand 31.12.2023) ab – ist nicht Deutsch. Unstrittig ist, dass Deutschkenntnis der Schlüssel zu einer gelingenden Integration ist – im gesprochenen Wort und in der Schrift. Haben viele dieser Mitbürger mit behördlichen Verlautbarungen ohnehin schon Probleme, dann ist das Gendern eine weitere, völlig überflüssige Hürde. Es ist eine bittere Ironie: Das Gendern nimmt Rücksicht auf die wenigen Menschen, die unsere Sprache bewusst nicht verstehen wollen, und benachteiligt die vielen Menschen, die sie nur schwer verstehen können. Verständlichkeit statt Befindlichkeit, darum geht es bei Sprache. Wem dient die Sprachakrobatik wirklich, wenn sie mehr sein soll als ein Manipulationstest?
Die Rote Karte zeigen.
Die klassische Sammlung von Unterschriften gegen die Gendersprache fällt nach dem Willen von SPD, Grünen und Linkspartei in die letzten Sommerferienwochen.
Diese Bürgerschaftsparteien hatten einen im Gesetz vorgesehenen Antrag der Bürger auf Verschiebung des Volksbegehrens abgelehnt – erstmalig in der Hamburger Geschichte der direkten Demokratie und im Fußball das, was man ein taktisches Foul nennt. Die Volksinitiative reagiert darauf mit einer Klage vor dem Hamburgischem Verfassungsgericht und mit dem neuen Online-Antrag auf Briefeintragung. Der ist in weniger als 60 Sekunden gestellt. Wer also dem Gendern in Hamburgs Verwaltung Einhalt gebieten will, kann basisdemokratisch die Hamburger Initiative „STOPPT GENDERN“ beauftragen, für sich beim Senat Abstimmungsunterlagen anzufordern. Die sollen voraussichtlich im Juli zugestellt werden. Hier der Link zur Beauftragung: https://www.ohne-gendern.de/antrag
F. J. Krause © SeMa
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