USCHI NERKE
Zu Besuch bei der BEAT-CLUB- und MUSIKLADEN-Ikone!

Uschi Nerke mit zwei
BRAVO-OTTO-Auszeichnungen.
Diese beiden Musiksendun-gen waren in den 60er und 70er Jahren Kult. Viele deutsche und internationale Künstler folgten gern der Einladung. Der Beat-Club wurde von 1965–1972 aus-gestrahlt, von 1972–1984 danach der Musikladen. Am 25.09.1965 ging der Beat-Club auf Sendung. Sprecher Wilhelm Wieben begrüßte das Fernsehpublikum mit den Worten: ,,Endlich ist es soweit. In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für euch gemacht ist. Es ist eine Livesendung mit jungen Leuten für junge Leute.“ Die damals 21-jährige Uschi wurde neben wechselnden Moderationspartnern zum Gesicht dieser Sendung und zum Fernsehstar. Sie stand in der Zeit auch schon als Sängerin auf Bühnen und strebte eine musikalische Karriere an. Weil Rudi Carell sie nicht mit ihrem Lied in seiner Sendung unterbringen konnte, empfahl er sie für den Moderatorinnenposten bei Radio Bremen. 14 Jahre sagte sie mit ihrer unverkennbaren Stimme und mit viel Freude den Beat-Club an und wechselte dann nahtlos zum Musikladen, in dem sie auch mit den größten Stars auf Tuchfühlung ging. Aufsehen und Bewunderung fanden auch Uschis selbst genähte Miniröcke. Sie bekam sogar mehrere Anfragen vom Magazin ,,Playboy“, die sie immer ablehnte. Neben der Arbeit in den erfolgreichen Musiksendungen betrieb sie nach ihrem Abschluss als Diplom-Ingenieurin ein eigenes Architektenbüro. Nach ihrer erfolgreichen Fernsehzeit wechselte die attraktive Wahl-Seevetalerin zum Radio und moderierte bis 2013 jeden Samstag ihre eigene Rundfunksendung. Bei Oldie-Sendungen ist sie auch jetzt noch als Moderatorin gefragt.

Uschi und Günther mit Kater Minki.
Wir trafen die Musikikone in ihrem Haus in Seevetal und dachten bei der ersten Begegnung, dass die Zeit stehengeblieben sei. Uschi Nerke versprüht immer noch denselben Charme und gleicht der Uschi von damals nicht nur durch ihre unverkennbare Frisur. Sie lebt mit ihrem zweiten Ehemann Günther Petersen und Kater Minki in ,,ihrem Paradies“, wie sie sagt, 25 Kilometer südlich von Hamburg. Uschi lud uns in ihr Haus ein und erzählte sehr interessant aus ihrem arbeitsreichen, bewegten Leben.
Hatten Sie damals in den Sendungen einen Lieblingsmusiker oder eine -musikerin?

Das Buch von Uschi Nerke – edition fischer, € 9,80,
ISBN 978-3-86455-984-6
Wir hatten viele Musiker bei uns und auch viele nette und liebenswerte Leute. Alle fühlten sich wohl, denn wir waren wie eine große Familie. In der Kantine saßen wir oft zusammen und besuchten auch gemeinsam Clubs. Besonders schön war der Abend, als Albert Hammond zu mir in meine schöne Penthousewohnung kam. Bei einem Glas Wein erzählte er mir von seinem gerade erfolgten Umzug nach Los Angeles. Strahlend zeigte er mir auch ein Bild von seinem eigenen Swimmingpool. Wir sind auch nach den vielen Jahren noch befreundet. Vor drei Jahren lud er meinen Mann und mich zu einem seiner besonderen Konzerte nach Wuppertal ein. Ein großes Orchester begleitete ihn. Wir sind auch jetzt noch mit etlichen Künstlern in Kontakt. Ich genieße es.
Wurden Sie oft angebaggert?
Geflirtet hatten wir natürlich, aber mehr nicht. Wir waren Freunde und haben Späße gemacht. Selbst die härtesten Rocker waren zahm und kannte ihre Grenzen.
Welche Musikrichtung war damals Ihr Favorit?
Genau die, die gespielt wurde. Auch heute liebe ich diese Lieder noch. Es sind viele positive Erinnerungen damit verbunden. Sie traten später bei Oldie-Veranstaltungen als Moderatorin auf. Ich bin bis heute immer noch dabei. Allerdings ist es jetzt etwas ruhiger geworden, und das ist auch gut so.

Sie malt an liebsten Tiere.
Sie hatten früher auch Auftritte als Sängerin. Liegt die Musikalität in Ihrer Familie?
Seit ich denken kann, habe ich mit meiner Mama gesungen. Meistens in der Küche. Es war immer toll. Ich liebte es.
Ihr Mann Günther war ausgebildeter Koch und Konditor, aber auch Vertreter. Welchen Beruf liebte er mehr?
Er liebte beide Berufe. Als Vertreter verkaufte er zuerst Whisky, hatte dann aber das Glück, die Lizenz für Mickey Mouse zu bekommen. Er betrieb dann seine eigene Firma namens Flakon Textil. Wir flogen dafür auch nach Bangkok. Er erledige dort seine geschäftlichen Angelegenheiten, und ich saß bei den Zeichnern, und wir entwickelten die Muster für die Kleidung. Es war eine sehr kreative und erfolgreiche Zeit.
Sie betrieben aber auch ein Restaurant.
Mein Mann erfüllte sich damit einen Traum. Unser Restaurant in Maschen hieß HEIDEHAUS. Wir erneuerten die gesamte Einrichtung. Als Architektin entwarf ich einen Rundherum-Tresen und schuf somit den Mittelpunkt in dem Restaurant und damit einen wichtigen Treffpunkt für unsere Gäste, auch viele Musiker. Mein Mann war für die Küche zuständig. Er war bekannt für sein Roastbeef mit Bratkartoffeln. Ich kümmerte mich um die Wäsche und gern auch um die Dekoration. Oft fuhr ich morgens gegen fünf Uhr auf den Blumenmarkt nach Hamburg, um für Termine wie Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern einzukaufen. Die Arbeit machte uns Spaß, allerdings merkten wir nach circa fünf Jahren, dass wir kein Privatleben mehr hatten. Denn neben der Arbeit im Restaurant, Haus und Garten mussten auch unser Sohn und die zahlreichen Tiere versorgt werden. Schweren Herzens gaben wir das Restaurant auf.

Uschi Nerke mit dem Beat-Club-Logo.
Sie habe viele Hobbys: Ihre Tiere, den Garten, das Malen, und Sie schrieben auch zwei Bücher. Was war das Thema Ihres letzten Buches?
Der Titel ist „Bei mir wäre ich gern Tier“. Ich schreibe darin auf 155 Seiten über die Tiere, die mit uns hier lebten. Es war damals eine bunte Mischung aus dem Tierreich: unter anderem Hunde, Katzen, Kaninchen, Ziegen und Graupapageien. Einer von den intelligenten Vögeln konnte das Klingeln des Telefons täuschend echt nachahmen, sodass ich selbst manchmal nicht wusste, war er es oder ein Anrufer.
Warum wären Sie bei sich gern Tier?
Es gab immer Futter, viel Liebe und ein sicheres Zuhause. Sie hatten in der letzten Zeit viele Sorgen und Arztbesuche wegen Ihrer Brustkrebserkrankung.
Wie geht es Ihnen heute?
Es war die Hölle, aber jetzt ist alles wieder gut. Es ist nichts Neues aufgetaucht, und ich kann jedem Menschen nur sagen: Geht regelmäßig zum Durchchecken! Rechtzeitiges Erkennen kann Leben retten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Endlich Frieden in unserer Welt!
Text + Fotos Marion Schröder © SeMa
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