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Richterin Barbara Salesch

... ist nach zwölf Jahren wieder auf Sendung!

Nicht nur ihre roten Haare, ihre unverwechselbar dynamische und auch oft energische Ausdrucksweise und ihr Blick über die randlose Brille ließen sie zu einem unvergesslichen TV-Star werden, sondern auch die Gerichtsverhandlung mit dem „Maschendrahtzaun“. Am 12. Oktober 1999 stritt sich Regina Zindler, die Hausfrau aus Sachsen, mit ihrem Nachbarn in der Sendung „Richterin Barbara Salesch“. In dieser legendären Sendung ging es um einen  Knallerbsenstrauch, der Zindlers Maschendrahtzaun beschädigt hatte. Richterin Barbara Salesch wies nach der Verhandlung die Klage mit der Begründung ab, dass dieser Schaden nicht bedeutsam sei. Damals wurden noch echte Fälle nachgestellt und verhandelt.

Große Bedeutung bekam dann allerdings dieser skurrile Fall für Stefan Raab. Er komponierte nämlich ein Lied, baute die Worte Maschendrahtzaun und Knallerbsenstrauch in der Originalsprache der Klägerin aus dem Vogtland in seinen Text ein. Der Song stand sechs Wochen in Folge auf Platz 1 und wurde mehr als eine Million Mal verkauft.  

2012 verabschiedete sich die Richterin von ihrer Fernseharbeit.  Jetzt ist sie wieder präsent, diesmal bei RTL unter dem Titel „Das Strafgericht“. Immer wochentags von 15–16 Uhr wird hart verhandelt. Die hohen Einschaltquoten bestätigen auch heute noch ihre Beliebtheit.

Buchcover Fischer Verlage.  © Gaby Gerster

Wir trafen die Juristin bei einer ihrer Lesungen in Travemünde. Über 90 Minuten unterhielt sie amüsant ihr Publikum. In ihrem Buch „Ich liebe die Anfänge – von der Lust auf Veränderung“ (S. Fischer Verlag) schreibt sie auf 248 Seiten über ihr Leben. Anfangs darüber, dass sie am 5. Mai 1950 in Karlsruhe zur Welt kam und ihr Vater sich einen Jungen gewünscht hatte.

,,Jetzt war ich da. Nur ein Mädchen. Er war so fassungslos, als die Hebamme ihm zu einer gesunden Tochter gratulierte. Nachdem er allerdings feststellte, dass seine Tochter ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, spielte es keine Rolle mehr, dass ich ein Mädchen war.
Bei der Namensgebung hat er sich übrigens damals nicht durchgesetzt. Er wollte, dass ich Ludowika heiße. Meine Mutter wollte ein Bärbelchen. So heiße ich nun Barbara Ludowika.“

Als Jugendliche war es ihr Wunsch, Architektin zu werden. Aber auch da kam ihr Vater wieder ins Spiel. Er riet ihr davon ab, da sie nicht der Typ sei, das entwerfen und bauen zu müssen, was andere wollen. Daraufhin entschied sie sich für das Jurastudium.

Barbara Salesch war 49 Jahre und arbeitete als Vorsitzende Richterin am Landgericht Hamburg, als sie für die TV-Sendung vorgeschlagen wurde. Sie sagte zu und unterhielt mit ihrem Fachwissen, ihrer Spontaneität und Einmaligkeit das Fernsehpublikum.

Mitreißend und überzeugend erzählt sie in ihrem Buch, warum Veränderungen uns weiterbringen und dass es dafür nie zu spät sei. Im Frühjahr 2022 kam für sie wieder eine große Veränderung, denn eigentlich wollte sie nie wieder auf den Bildschirm zurückkehren. Ihr Landleben in einem kleinen Ort in der Eifel mit ihrer irischen Wolfshündin Piri und der Malerei füllte sie aus. Wir wollten wissen, wie sie die vergangenen, fernsehstudiofreien Jahren verbracht hat. 

Barbara Salesch mit ihrer irischen Wolfshündin Piri, die immer bei ihr ist – auch in der Sendung von RTL. 

© Marion Schröder

,,Ich beendete mein Kunststudium, kaufte ein Haus, welches ich sanierte. Ich richtete dort ein Atelier ein und eröffnete eine Galerie. Langeweile kannte und kenne ich nicht.“

Ihr ständige Begleiterin ist seit ein paar Jahren die irische Wolfshündin Piri, die auch im RTL-Studio in Köln ihren Platz hat.

,,Die Kameras interessieren sie nicht. Ihr ist es wichtig, dass sie in meiner Nähe sein kann, und ich bin froh, dass ich durch sie täglich circa zwei Stunden an der Luft bin.“

Im Alter von 72 Jahren startet Barbara Salesch noch einmal richtig durch. 50 Sendungen sind inzwischen aufgezeichnet und weitere sollen folgen. Die Lust auf Veränderung steht wieder einmal im Vordergrund.

Sie sagt dazu: ,,Man kann sich doch in jedem Alter noch verändern. Etwas Neues zu wagen ist kein Risiko. Man muss nur daran glauben, dass alles gut geht.“

Geändert haben sich die Beweismittel, die jetzt für die neuen Verhandlungen zur Verfügung stehen.

,,Durch die Technik wird alles viel spannender. Es gibt Beweismittel, die es vor zwölf Jahren noch nicht gab. Einen Abschluss der Fälle durch Aufzeichnungen in den Handys zu ermitteln, ist durchaus neu und interessant. Alles, was im Netz ist, bleibt im Netz, auch was Alexa erfährt oder von sich gibt. Dadurch entstehen ganz neue Möglichkeiten, sich die Lösungen der Fälle zu erarbeiten. Es ist erfrischend und macht Spaß, mit jungen Menschen im Studio zu sein.“ 

 

© Text Marion Schröder

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