Peter Urban
... ein Urgestein des NDR-Hörfunks und Mr. ,,Grand Prix“, veröffentlichte jetzt seine Biografie!

Peter Urban mit Udo Lindenberg 2018.
Foto © Peter Urban privat
Von 1956 bis 2001 hieß der heutige Eurovision Song Contest „Grand Prix Eurovision de la Chanson“. Er wurde als Musikwettbewerb für Komponisten und Texter angekündigt. 1956 belegte Lys Assia mit ihrem Lied ,,Refrain“ für die Schweiz den ersten Platz, 1966 gewann Udo Jürgens für Österreich mit ,,Merci Chérie“, 1972 Vicky Leandros für Luxemburg mit ,,Après Toi“ und 1974 die schwedische Gruppe ABBA mit ,,Waterloo“. 1982 holte Nicole mit ihrem Lied ,,Ein bisschen Frieden“ den begehrten Pokal für Deutschland.
1980 trat Katja Ebstein mit dem Titel von Ralph Siegel ,,Theater“ an und erreichte den zweiten Platz. Damals wurden die Texter und Komponisten noch vorgestellt. Einige von ihnen dirigierten die Orchester zu ihren Kompositionen, wie auch Rolf Zuckowski mit seinem Beitrag für die Schweiz. Ralph Siegel war als Dirigent bei einigen seiner 25 Teilnahmen an den Musikwettbewerben dabei und bei dem von ihm komponierten Lied „Theater“ auch als Pianist in Den Haag mit auf der Bühne. Schade, dass dieses Ritual geändert wurde, da der ESC doch auch heute noch ein Wettbewerb der Texter und Komponisten ist.

Peter Urban am Piano 1964. Foto © Peter Urban privat
Rolf Zuckowskis Sohn Alexander komponierte 2014 mit einem Team das von Conchita Wurst gesungene Siegerlied ,,Rise like a Phoenix“. Alexander saß mit seinen Musikerkollegen damals in seiner Wohnung in Hamburg vor dem Fernseher, als sie erfuhren, dass ihr Lied mit 290 Punkten gewonnen hat. Sie waren nicht nach Kopenhagen zur ESC-Veranstaltung eingeladen. Seit Jahren werden die Schöpfer der Lieder auch nicht einmal mehr genannt.
Am 13. Mai moderierte der am 14. April 1948 in Niedersachsen geborene Peter Urban in der ARD seine letzte Sendung beim 67. ESC, den ca. 200 Millionen Menschen weltweit sahen. Seine große Fangemeinde kann sich eine Übertragung des Eurovision Song Contests ohne die markante Stimme, den immer passenden und oftmals auch witzig-ironischen Kommentaren von Peter Urban gar nicht vorstellen. Er gehört zum ESC wie der Michel und der Hafen zu Hamburg.
Peter Urban: „Ich war noch Student, als ich 1973 einem Redakteur vom NDR einen Brief schrieb, in dem ich ihm mitteilte, dass in seiner Sendung fachlich etwas nicht stimmte. Der Redakteur antwortete daraufhin, und wir trafen uns und freundeten uns an. Er lud mich in seine Sendung ein und fragte, ob ich nicht für ihn und den NDR arbeiten möchte. Ich sollte Platten auflegen, moderieren und neue Musik vorstellen. Das war mein Start beim Radio noch während meines Geschichts- und Englischstudiums. Vielleicht wäre ich sonst Studienrat geworden.“

Im NDR Studio 1980.
Foto © Peter Urban privat
Der Wahlhamburger startete damals seine erfolgreiche Karriere und begegnete im Laufe der Jahrzehnte, während seiner Tätigkeiten als Journalist, Musiker und Moderator, vielen Stars. ,,Es war unglaublich, dass ich Persönlichkeiten treffen konnte, die ich damals verehrte: Bruce Springsteen saß nach einem Auftritt mit freiem Oberkörper in seiner Garderobe vor meinem Mikrofon und erzählte sehr sympathisch. David Bowie, Elton John, Paul Simon, Udo Lindenberg und viele andere Pop-Größen durfte ich interviewen. Auch die Begegnung mit Harry Belafonte habe ich noch gut in Erinnerung. Er war ein ausgezeichneter Sänger und besonderer Mensch. Schon als Schüler hatte ich ein besonderes Mitteilungsbedürfnis und wusste viel über Musik. Ich war häufig in England und erlangte dadurch ein umfassendes Fachwissen zum Thema Musik, welches ich auch vielen Menschen durch die Radiosendungen beim NDR übermitteln konnte.“
Peter Urban war früher selbst Musiker, trat auch im legendären ,,Onkel Pö“ auf.

Cover Peter Urban:„On Air“.
Foto © Rowohlt Verlag
Im NDR-Studio 1 produzierten er als Keyboarder und die Jungs seiner Band viele Titel. ,,Musik kann auch unheimlich trösten, wenn man traurig ist, aber auch dann erfreue ich mich daran. Es ist das Schöne, dass Musik auch das erreichen kann.“
Der promovierte Musikwissenschaftler verabschiedete sich am 13. Mai nach dreieinhalb Stunden Moderation von seinen Zuhörern beim ESC mit den Worten: „Es war mir immer ein Vergnügen und eine große Ehre. Von einem wunderbaren ESC in Liverpool sage ich bye bye.“
Auch wir verabschieden uns von ihm für weitere ESC-Moderationen, werden aber seine Sendungen „Die Peter Urban Show“ und „Urban Pop“ im NDR-Radio weiter verfolgen. Peter Urbans ganzes Leben war privat und beruflich von der Musik geprägt und wird es immer bleiben.
Wir legen unseren Lesern seine spannende Biografie „ON AIR – Erinnerungen an mein Leben mit der Musik“ ans Herz. Dieses 540 Seiten und 40 Fotos umfassende Werk ist im Rowohlt Verlag erschienen und kosteten € 25,–. ISBN 978-3-498-00295-4.
Text Marion Schröder – Fotos Marion Schröder und Peter Urban privat © SeMa
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