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Obwohl nicht in der Bibel ...

... Kaffee ist ein himmlisches Getränk!

Bei Fachkräften für Hafenlo-
gistik zählt Fachwissen, nicht
die Muskeln. Diese Mitarbeiterin von NKG Kala ist ein charmanter Beweis dafür. (c) NKG Kala

Für Politiker, Kaufleute und Spekulanten ist es hilfreich, einen „guten Riecher“ zu haben. Ganz unverzichtbar ist er in der Kaffeebranche. Den mussten schon die rund 400 Kriegsinvaliden haben, die ab 1780 auf Befehl von Friedrich dem Großen in preußischen Kommunen durch „Schnüffeln“ feststellen sollten, wo verbotenerweise Kaffee geröstet wurde. Nach dem Sieben-jährigen Krieg war die Staatskasse leer; deshalb belegte der König Kaffee von 1781 bis 1787 mit einer hohen Luxussteuer. Nur staatlichen Röstereien war es erlaubt, Kaffee zu rösten. Verkauft wurde er durch konzessionierte Händler zu hohen Preisen.  

Eine Stütze des Staates

In ihrer rund 300-jährigen Geschichte war die Kaffeesteuer zeitweilig eine ganz wesentliche Einnahmequelle des Staates. Auch wenn in unseren Tagen andere Steuern längst an ihr vorbeigezogen sind, so brachte der heute gültige Steuertarif für Röstkaffee mit 2,19 Euro je Kilogramm und für löslichen Kaffee mit 4,78 Euro je Kilogramm im Jahr 2020 immerhin das schöne Sümmchen von 1,06 Mrd. Euro zuzüglich Mehrwertsteuer ein. Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit dem höchsten Kaffeekonsum. Hier liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei über sieben Kilogramm Kaffee. Im Durchschnitt trinkt ein Deutscher rund 149 Liter Kaffee im Jahr. Es folgten Mineralwasser mit 137 Litern und Bier mit 106 Litern. Wein und Schaumwein brachten es zusammen auf lediglich 24 Liter. Rund 26 Liter Tee werden im Jahr getrunken.

Auch wenn der Rohkaffee überwiegend lose in Containern verschifft wird, sind besonders bei Spezialitäten die traditionellen Säcke nicht aus der Mode gekommen. Foto: NKG Kala

– heute auf dem Index

Unstrittig ist, dass Kaffee viele prominente Fans hatte und hat. Johann Sebastian Bach schrieb 1734 sogar eine Kaffee-Kantate (BWV 211), die vermutlich im Zimmermannschen Kaffeehaus zu Leipzig erstmalig aufgeführt wurde. Balzac, Kant, Rousseau, Voltaire und viele andere Künstler waren glühende Kaffeeliebhaber. Über Beethoven gibt es gleich zwei Kaffee-Legenden: In einer wird berichtet, er habe seiner Haushälterin genau 60 Bohnen für eine Tasse aufgezählt. Eine andere berichtet, es seien nur zwölf gewesen und erst nach deutlichen Protesten, sie wolle ihm doch keinen dünnen Kaffee servieren, weil darunter seine Kunst leide, habe er die Dosis deutlich erhöht. Dass Mozart den Kaffee liebte, ist dagegen keine Legende. In zwei Briefen an seine Frau Constanze ist das belegt. Eine Kaffee-Legende, die sich hartnäckig hält ist, dass Mozart der Komponist des Kanons zu drei Stimmen „C-a-f-f-e-e“ sei, den der „Hamburger Musikant“ im blauen Teil „A“ von 1952 ganz richtig dem Komponisten Karl Gottlieb Hering (1766–1853) zuordnet. Das damals harmlose Lied hat es heute dagegen in sich. Pirmin Lang, Fachdidaktiker für Schulmusik an der Hochschule Luzern, erklärt: „Die musikalischen Um-setzung der Töne C, A, F und E ist reizvoll; der Text muss heute aber als problematisch betrachtet werden“. Welche zwei Worte sind wohl die Bohnen des Anstoßes?

Zwei Sorten – 50 Länder

In Deutschland ist Hamburg „die“ Kaffeestadt. Nicht, dass der Klimawandel in der Hansestadt inzwischen den Kaffee-Anbau ermöglichte. Ähnlich dem Kakao liegt der „Kaffeegürtel“ zwischen dem 23. Breitengrad Nord und dem 25. Breitengrad Süd rund um den Äquator. In rund 50 Ländern wird Kaffee angebaut. Brasilien ist der weltweit größte Kaffeeproduzent. Aber auch Mexiko, Guatemala, Honduras, Kolumbien und Peru zählen in der Welt des Kaffees zu den Großen. In Asien führt Vietnam – aber auch Indien und Indonesien liefern erhebliche Mengen. Im Heimatkontinent des Kaffees, Afrika, sind Äthiopien, Tansania und Kenia wichtige Länder des Kaffee-Anbaus. Nur zwei Sorten sind wirtschaftlich relevant: 60 Prozent „Arabica“ mit geringen Erträgen und feinem Aroma. 40 Prozent „Robusta“ mit kräftigem Aroma, höherem Koffein-gehalt und höheren Erträgen. „Robusta“-Kaffeekirschen reifen schneller heran als die des „Arabica“. Mit nur rund sechs Monaten Reifezeit dürfen Kaffeebauern bei „Robusta“ auf zwei Ernten im Jahr hoffen. Der „Arabica“ benötigt dagegen 9–11 Monate. Sehr vereinfacht dargestellt, kommt „Arabica“ überwiegend aus Amerika – „Robusta“ überwiegend aus Asien. Beiden gemeinsam ist – um in Deutschland genossen zu werden, führt für die Mehrzahl der Bohnen kein Weg an Hamburg vorbei.

Nachdem er im Luftstrom geröstet wurde, kühlt
der Kaffee aus und entfaltet einen köstlichen
Duft. Foto: Krause

Jede zweite Tasse
Zwei Drittel des grenzüberschreitenden Warenverkehrs erfolgt in Containern. Auch die ungerösteten, aber bereits vom Fruchtfleisch befreiten Kaffeebohnen erreichen Hamburg entweder in Säcken oder lose in Containern mit Inlinern. NKG Kala Hamburg ist ein auf Eingangskontrolle, Einlagerung, Pflege und Auslagerung spezialisiertes Unternehmen. Die Firma ist Teil eines weltweit führenden Dienstleisters für Rohkaffee, mit über 2.000 Beschäftigten in 26 Ländern. „Jede zweite Tasse Kaffee, die in Deutschland getrunken wird“, so Christine Leyens von NKG Kala Hamburg GmbH „ist bei uns sozusagen durchgelaufen. Wir sind Dienstleister für viele Kaffeeröster und handeln in deren Auftrag. Unsere rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sicher, dass nur einwandfreie, den jeweiligen Spezifikationen entsprechende Ware ein- und ausgelagert wird. Dafür, dass wir den hohen Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden, sorgen unsere speziell geschulten ‚Fachkräfte für Hafenlogistik‘. Selbstverständlich bilden wir in diesem krisensicheren Beruf auch aus. Wer bei uns eine Ausbildung machen möchte, sollte die mittlere Reife haben. Und eine gute Nase. Denn bei aller technischer Unterstützung – unsere Leute schnuppern gleich beim Öffnen eines Containers, ob da etwas ‚faul‘ ist“.

Foto © Exportadora de Productos Orgánicos 18 Conejo SA de CV

Wie Wein – nur anders

In der Bibel gibt es über 200 Referenzen zum Thema Wein. Zu Kaffee sagt die Bibel kein Wort. Das, obwohl in der Apostelgeschichte „ein Kämmerer der Kandake“ der Königin Äthiopiens, dem vermutlichen Heimatland des Kaffees, erwähnt wird. Wein hat mehr als 500 Aromen. Jeder Rebsorte werden bestimmte Geschmacksattribute zugeordnet, deren Ausprägung zusätzlich durch Boden-, Wetter- und Klimabedingungen sowie Ausbau durch den Winzer beeinflusst werden. Nicht anders ist es bei Kaffee.  An die Stelle des Winzers tritt nach dem Kaffeebauern der Kaffeeröster, um die Kaffeebohne mit all ihren Facetten in das perfekte Licht zu rücken und gezielt Teile der fast 1.000 Aromen hervorzuholen. Ausbildungsberufe wie bei Wein gibt für Kaffeeröster nicht. Dennoch ist Deutschland ist eines der bedeutendsten Röstkaffee-Exportländer. Hierzulande tummeln sich neben den großen Marken zahlreiche Spezialitätenanbieter. Ein großer unter den Kleinen ist die Speicherstadt-Kaffeerösterei am Kehrwieder 5. Bei den gut 30 unterschiedlichen Kaffeekreationen, die sie anbietet, dürfte kein Kaffeewunsch unerfüllt bleiben. Bei Wein sind es beste Einzellagen und Jahrgänge, die sich von guten Alltagsweinen abheben. Bei Kaffeespezialitäten sind es die genauen Herkunftsbezeichnungen und ganz spezifische Röstungen, die sie zu einem besonderen Genuss werden lassen. Kaffeespezialitäten sind – ähnlich wie Spitzenweine – auch vom Preis her nichts für alle Tage. Aber für besondere Tage schon. Denn, Kaffee ist wie Wein – nur anders.

 

F.J. Krause © SeMa

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