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Niklaus Renth

– ein außergewöhnlicher Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten!

Niklaus Renth bei der
Kalligraphie.

Als wir die beiden Bücher von Niklaus Renth bei einer Bekannten zum Ansehen bekamen, war sofort klar, dass wir unseren Lesern diesen 78-Jährigen, sein Leben und seine Arbeiten vorstellen möchten. Wir besuchten ihn zum Interview in seiner Wohnung in Hamburg-Lurup und erfuhren in einigen Stunden, was diesen Menschen ausmacht.

Im Alter von 13 zog er zu Hause aus, um eine Kochlehre zu beginnen. Seine Mutter bemerkte: ,,Bei so einer Lehre hast du immer zu essen und eine Unterkunft.“ Schon damals beschäftigte er sich mit dieser individuellen Schönschrift, entwarf und zeichnete Speisekarten. Niklaus Renth absolvierte die Prüfung als Küchenmeister. Später interessierte er sich für die religiöse Welt. Schon während seines Studiums der Theologie beschäftigte er sich mit spirituellen Werten. Nach Aufenthalten in der Schweiz, wo er predigte, für das Personal einer Seelsorge kochte und  ein Praktikum der Malerei bei Prof. Max Lüscher in Basel absolvierte, führte ihn sein Weg auf die Kanareninsel Lanzarote. Damals fühlte er sich dort sehr wohl, malte, entwarf und fertigte Skulpturen und kochte für Besucher. Sein Haus wurde zu einer Stätte der Begegnungen. Nach 18 Jahren auf der Insel zog es ihn 2002 nach Hamburg, wo er nach Luzern und Lanzarote seine Bilder in Ausstellungen präsentieren und verkaufen konnte. Er half ehrenamtlich in Obdachlosen-Stätten und kochte mit den Bewohnerinnen im Krankenhaus Tabea. Die Menükarte entwarf er mit Schrift und Zeichnungen.

Die Kalligrafie beschäftigte ihn schon sein Leben lang. Für die Fertigstellung seines Kochbuch benötigte er fünf Jahre. Es ist ein Kunstwerk, bei dem jeder Buchstabe einzeln geschrieben wurde. Auch das Buch über Katzen ist ein gezeichnetes Meisterwerk. Zurzeit beschäftigt er sich mit individuellen Auftragsproduktionen wie zum Beispiel mit außergewöhnlichen Geburtstagskarten, die aus mehreren Seiten bestehen. Sein langes, außergewöhnliches und interessantes Leben aufzuschreiben würde ein ganzes Magazin füllen. Wenn Sie mehr über den kochenden Künstler erfahren möchten, einen individuellen Geburtstags- oder Hochzeitsgruß oder eines seiner beiden Bücher bestellen möchten, schreiben Sie ihm eine Mail.

Das 80-seitige Katzen-
buch mit Zeichnungen und u. a. Aussagen von Prominenten über Katzen hat ein Format von 15x21 cm
(Verkaufspreis 20 Euro).

Bücher sind nur zu beziehen über:
 niklausr©gmail.com

SeMa: Wie viel Zeit benötigten Sie, um diese Schönschrift so perfekt zu lernen?

Angefangen habe ich in der Schule. Ich war schon damals fasziniert von dieser stillen und meditativen Arbeit, bei der jeder Buchstabe einzeln gemalt wird. Man muss sich sehr auf die Aufgaben konzentrieren. Die Buchstaben sollten immer gleich groß sein und in einer Linie.

SeMa: Schreiben Sie immer mit Federhalter und Tinte?

Es gibt Füllfederhalter für Kalligrafie in verschiedenen Stärken. Die Arbeit damit ist eine Erleichterung, da die Tinte direkt im Stift ist. Ich benutze beides.

SeMa: Können Sie sich  immer spontan an diese Arbeit machen?

Nein, dafür muss ich in der Stimmung sein und Lust haben, sonst wird es nichts. Wenn ich nur mit der Feder schreibe, würde ich bei Unkonzentriertheit vielleicht auch klecksen, und das wertvolle Papier ist dann nicht mehr zu gebrauchen.

SeMa: Hören Sie Musik bei diesen Arbeiten oder ist es besser, wenn es still im Raum ist?

Meist höre ich klassische Musik beim Malen und Schreiben.

SeMa: Sie haben auch ein Buch über Katzen in Kalligraphie veröffentlicht. Leben auch welche bei Ihnen?

Ich hatte schon früher viele Jahre Katzen bei mir und jetzt noch zwei. Die Katze heißt Minka und den Kater Sammy, nach Sammy Davis Jr. In meinem Katzenbuch sind Zeichnungen von den früheren und auch von den beiden, die  seit zwei Jahren mit mir hier in der Wohnung leben.

SeMa: Was mögen Sie an Katzen?

In erster Linie die Stille. Sie laufen einfach durchs Leben, ohne laut sein zu müssen. Ich finde es auch schön, dass sie zu mir kommen, wenn ich sie rufe, fast wie ein Hund. Wir sind eine Einheit.

Das kunstvoll gestaltete
Kochbuch „Koch-Kunst”
umfasst 140 Seiten, hat ein Format von 21x30 cm
und enthält ca. 130 Rezepte – u. a. für Suppen, Salate, Haupt- und Nachspeisen – inklusive Zeichnungen (Verkaufspreis 30 Euro).

SeMa: Wo haben Sie die beiden, die jetzt bei Ihnen sind, gekauft?

Die Katzen, die ich vor Minka und Sammy hatte, waren verstorben, und ich suchte nach ihren Seelen. Dabei durchforstete ich das Internet, um junge Katzen zu finden. Sie sollten zu mir sprechen, und mein Bauchgefühl musste zustimmen. Diese beiden fand ich etwas weiter weg. Um Minka zu holen, benötigte ich einen Tag. Sammy war etwas näher von Hamburg auf einem Bauernhof. Beide haben die Eigenarten ihrer Vorgänger. Darüber bin ich sehr froh.

SeMa: Sie haben viele Jahre auf Lanzarote gelebt. Würden Sie jetzt gern die Insel besuchen?

Nein. Mit der Insel ist viel geschehen. Es führen jetzt Schnellstraßen von einer Seite zur anderen. Der Süden ist inzwischen zugebaut. Früher gab es drei Buchten zum Baden. Es war abenteuerlich, dort hinzugelangen, aber romantisch und schön. Jetzt stehen über den Buchten viele Hotels. Ende der 70er flog man mit einem Propellerflugzeug auf die Insel. Die Landebahn war eine Sandpiste. Der Pilot stellte die Koffer ab und flog wieder zurück. Es gab nur ein einziges Taxi. Ich habe früher in meinem Garten vor allem Kräuter angebaut, die ich für viele Speisen verwenden konnte. Ich eröffnete auch ein Restaurant und kochte gern für die Gäste.

SeMa: Haben Sie alle Rezepte ausprobiert, die in Ihrem Kochbuch veröffentlicht sind?

Ja, im Laufe des Lebens. Es sind einfache Rezepte. Wenn ich für mich koche, brauche ich kein Rezept. Ich lege mir die Zutaten zu-recht, aus denen ich etwas kreiere. Aus denen mache ich was. Kochen muss im Kopf stattfinden. Wichtig ist, dass man den Geschmack trifft, wenn man Rezepte aus meinem Kochbuch umsetzt.

SeMa: Auf Lanzarote hielten Sie auch Seminare ab. Haben Sie diese später auch in Hamburg durchgeführt

Niklaus Renth mit Kater Sammy.

Bisher nicht. Das würde ich gern machen, vielleicht mit zwei oder mehreren Teilnehmern. Zehn Menschen wären ideal. Ich vermittle den Seminarteilnehmern unter anderem, Wege zu sich selbst zu finden. Ich habe aber auch noch andere Themen, die ich den Menschen näherbringen möchte. Die passende Örtlichkeit zu finden ist nicht ganz einfach. Räume in einem Kloster oder in einer ruhig gelegenen Seminar-Location wären ideal, da ich ungestört von Hektik und  Lärm arbeiten möchte.

SeMa: Was würden Sie mit einem großen Lottogewinn machen?

Ich würde mich um Obdachlose kümmern. Vor Kurzem unterhielt ich mich mit einem, der unter seinem Mantel einen Hund hatte. Er hätte gern eine Unterkunft. Das wäre eine Aufgabe für mich, wenn ich das Geld dafür hätte, flache Häuser mit Wohneinheiten für diese Menschen zu bauen, damit auch Obdachlose, die schon Jahre auf der Straße leben, ein Zuhause bekämen. Vielleicht mit einem kleinen Garten, um Gemüse und Kräuter anbauen zu können. Außerdem würde ich mich um junge Menschen kümmern, die in Armut leben, und ihnen eine ausgezeichnete Ausbildung in einem Internat finanzieren. Es werden dort auch Kontakte geknüpft, die dann im späteren Leben hilfreich sein können. Es gibt genügend Menschen und Projekte, die Unterstützung benötigen.

SeMa: Vielleicht haben Sie auch noch einen persönlichen Wunsch, den Sie sich erfüllen würden.

Ich würde mir eine schöne, etwas größere Wohnung gönnen, weil ich gern zu Hause bin.    

 

Text und Fotos Marion Schröder © SeMa

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