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My home is my castle?

Wohnen im Alter: Sorgen und Angst sind Untermieter

Früher hieß es: Auf diese Steine können Sie bauen. Staat und Bausparkassen propagierten, Geld zurückzulegen, um sich den Traum von eigenen vier Wänden zu erfüllen. Heute haben Senioren Sorgen und Ängste, wie es weitergeht. Mit der Wohnungsnot, die stärker wird durch die Rentner der geburtenstarken Jahrgänge, durch das Heizungsgesetz oder durch Vorschläge wie: „Wer auf vielen Quadratmetern wohnt, sollte auch mehr Steuern zahlen“. Online-PDF: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen 2019-09-05_texte_104-2019_energieverbrauchsreduktion_ap1_wohnen_final.pdf

Wohn-Riester, Baukindergeld oder zinsgünstiges Darlehen: Der Staat ist dabei, wenn es um den Traum vom Eigenheim geht. Wer bauen will, kann auf staatliche Förderung bauen. Auch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) schreibt: „Mit Wohn-Riester will der Staat Bürgern dabei helfen, dass ihre Immobilie schneller schuldenfrei dasteht und somit sich als Altersvorsorge lohnt.“ Und vor fünf Jahren riet der Wirtschaftsweise Peter Bofinger noch, die staatlich geförderte Altersvorsorge weniger in teure Versicherungen als in Wohneigentum zu lenken. Für manche ist das Schnee von gestern – gerade für Ältere taut das einst als Altersvorsorge gedachte Betongold wie Schnee in der Sonne. Anlass dafür gibt das Heizungsgesetz, wonach ab 2024 jede neue Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen soll, oder eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover. Eine Aussage, der landauf, landab von „Abendblatt“ („Desaster am Wohnungsmarkt“) bis „Tagesschau“ („Wohnungsmangel für Ältere“) zitierten Studie: „Menschen mit relativ viel Wohnraum, und das sind oft Ältere, sollten mehr Steuern zahlen.“

Graue Wohnungsnot

Da Bauen teuer ist und der Wohnungsbau zurückgeht – fehlen, so die Studie, 2023 etwa 700 000 Wohnungen – so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und es geht weiter: Viele Babyboomer, die Kinder der Jahrgänge 1955–1964, gehen in Rente, viele barrierefreie Wohnungen werden gebraucht. Aber der Markt ist nicht auf diese neue Rentnergeneration vorbereitet. Bis 2040 sind bundesweit die meisten Babyboomer in Rente. Experten rechnen mit einem Bedarf von 2,2 bis 3,3 Millionen barrierefreien Wohnungen. Selbst das Bundesbaublatt warnt vor einer  „Grauen Wohnungsnot der Baby-Boomer.“

Jana Lunz, Programm-Managerin im Bereich Alter und Demografie bei der Körber-Stiftung, verweist indessen darauf, dass ältere Menschen zwar generell  über mehr Wohnfläche als jüngere verfügen. Allerdings „leben fast zwei Drittel der Babyboomer im Eigentum.“ Von den Babyboomer-Haushalten, die zur Miete wohnen, zahlen fast zwei Drittel (63,2 Prozent) eine Warmmiete von bis zu 750 Euro monatlich, ein Viertel (24,7 Prozent) höchstens 500 Euro. „Das zeigt sehr deutlich die Schieflage bei der Verteilung des Wohnraums wie auch die enorme Flächenbelegung der Älteren.“ Die Gründe:

Mehr Ältere

Ältere leben heute nicht nur länger und werden mehr. Sie wohnen auch auf mehr Fläche als früher. Der läge daran, so das Umweltbundesamt, dass Eltern nach dem Auszug der Kinder häufig in der großen Familienwohnung bleiben: „Vor allem Wohnungseigentümer sind wenig geneigt, nach der Familienphase in eine kleinere Wohnung zu ziehen.“ Aber: Laut  Mikrozensus 2010 hatten von den über 65-Jährigen 56 Prozent  Wohneigentum. „Offenbar soll die Hälfte der Älteren ein gesamtgesellschaftliches Problem der Wohnungsnot  lösen. Das verleitet das Pestel-Institut dazu, auf einen Vorschlag des Umweltbundesamtes zu verweisen. „BILD“  und das Magazin „Focus“ schreiben: „Wer auf besonders vielen Quadratmetern wohnt, sollte auch mehr Steuern zahlen müssen.“   

Besonders Ältere, deren Kinder aus dem Haus sind, wohnen also offenbar auf zu großem Fuß – und „blockieren große Wohnungen, die junge Familien dringend brauchen“, so das Magazin „Focus“.   Aber: Laut Umfragen ist zwar jeder zweite Senior umzugswillig, sieht aber wegen hoher Mieten davon ab:  Bestandsmieten stiegen in  den letzten Jahren deutlich geringer als Neuvermietungen. Wer also die Altbauwohnung gegen einen Neubau tauscht, muss tiefer  in die Tasche greifen. Der Umzug kostet Geld und Nerven, ebenso Bürokratie bei der Ummeldung. Und so fort.

Marielle Eifler, stellvertretende Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, berichtet von Senioren, die sich sorgen, künftig die Wohnkosten nicht mehr tragen zu können, aber auch von denen, die keine Ausweichmöglichkeit haben, die barrierefrei und bezahlbar ist. Dabei haben Senioren zwar eine höhere Heiz-Rechnung als Berufstätige, die morgens das Haus verlassen und die Wohnung nur moderat heizen. „Allerdings hat sich dies ein wenig seit der Pandemie verändert, da nach wie vor viele Menschen von zu Hause aus arbeiten und entsprechenden Heizbedarf haben.“  

Eigentum

Und Eigentümer? Wer es nach dem Arbeitsleben in schuldenfreie eigene vier Wände geschafft hat, wollte einen sorgenfreien, mietfreien Lebensabend, mehr Lebensqualität, Unabhängigkeit, keine Streithanseln nebenan ... Das abgezahlte Heim war Trutzburg gegen Inflation: My home is my castle,  gerade wenn die Rente nicht mehr so üppig ist wie der vorherige Lohn. Und noch ein Motor trieb Häuslebauer: Die Immobile gilt als krisenfeste Wertanlage, die an Kinder weitergegeben werden kann.

Graue Panther

Zwar wird nicht alles so heiß gegessen, wie es am grünen Tisch behandelt wird, aber Ältere erinnern sich an das Wohnraumbewirtschaftungsgesetz von 1953. Es stellte den Wohnraum unter Regie der Wohnungsämter, die nicht nur leerstehende Wohnungen, sondern auch vermeintlich unterbelegte Wohnungen zuweisen konnten. Das ist Geschichte. Wie aber sieht es mit Wohnen in Hamburg heute aus? Dazu sagt Jürgen Stiefele, Graue Panther Hamburg, und seit 1986 Bewohner des „Pantherhauses“, einem Wohnprojekt in der Lerchenstraße:
„Was soll man dazu sagen? In Hamburg mangelt es wie überall an bezahlbarem Wohnraum. Der Mangel betrifft aber nicht nur alte Menschen. Da etwa ein Fünftel  der Rentner von Altersarmut betroffen oder bedroht ist, hat diese Gruppe auch Angst um den Verlust der Wohnung. Sollte ein alter Mensch Leistungen nach dem SGB XII benötigen, seine Miete aber nicht den Richtwerten des Sozialhilfeträgers entsprechen, kann er aufgefordert werden, sich einen Untermieter oder eine billigere, kleinere Wohnung zu suchen. Er hat im Alter ein kaum zu lösendes Wohnungsproblem.“

Der Graue Panther schaut über den Tellerrand und sieht ein Wohnungsproblem für alle Generationen. Dr. Holger Langhof, Referent Pflege und Senioren, Der PARITÄTISCHE Hamburg / KISS Hamburg, wertet die Wohnsituation Älterer rigoros ab: „Sie ist bereits jetzt katastrophal, und wir befürchten, dass sich die Situation in den kommenden Jahren noch verschlechtern wird.“ Langhof fordert – wie andere Sozialverbände auch – eine Wohnungsbaupolitik, die die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt und beim Neubau nicht nur quantitativ zulegt: „Wir fordern, dass neu gebaute Häuser grundsätzlich vollständig barrierefrei gebaut werden müssen. Dazu zählen neben Aufzügen und Rampen  auch Badezimmer, die ausreichend groß sind, damit bei Bedarf Pflegende unterstützen können. Aber wir brauchen zusätzlich ein Wohnumfeld, welches inklusiv gestaltet ist. Das bedeutet, dass auch der Weg von der Wohnung zu Bus und Bahn, zur Apotheke und zur Arztpraxis barrierefrei gestaltet sein muss.“

Umzug aufs Land

Rückenwind erhält „Der Paritätische“ von Torsten Flomm, Vorsitzender, Grundeigentümer-Verband Hamburg von 1832 e.V. Auch er reklamiert, dass es wenig bezahlbare, altengerechte Wohnungen in Hamburg gibt: „Die Diskussion um zu große Wohnungen für alte Menschen  ist gespenstisch. Denn es kann doch nicht erwartet werden, dass alte Menschen noch einmal in eine fremde Umgebung umziehen, sich von vielen lieb gewonnenen Dingen trennen und am Ende für mehr Miete in einer deutlichen kleineren Wohnung leben. Aufs Land zu ziehen, wo die Kultureinrichtungen weiter entfernt und Einkaufsmöglichkeiten schlechter sind, ist keine Alternative für alte Menschen. Umziehen im gleichen Haus oder Quartier kann eine Lösung sein. Es bleibt die Frage: Wohin mit dem Besitz? Und die Frage: Was soll die Ersatzwohnung kosten? Das Land ist nur eine Lösung für denjenigen, den in der Stadt nichts hält.“

Wechseln – wohin?

Die Kritik der Sozialverbände aber auch der Grundeigentümer kon- tert Daniel Posselt, Sprecher der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen: Stets habe man in den großen Stadtentwicklungsgebieten darauf geachtet, dass Wohnraum für alle Generationen mit kurzen Wegen zu den unterschiedlichen Versorgungsangeboten entsteht. Dazu gehören auch Stadtteiltreffs, Seniorentreffs, Servicewohnungen oder Wohnpflege-Einrichtungen: „Im Rahmen der Wohnraumförderprogramme des Senats gibt es ein breites Angebot für die Schaffung geeigneten Wohnraums gerade auch für ältere Menschen. So sind seit 2015 grundsätzlich alle neu zu bauenden Sozialwohnungen obligatorisch mit einer barrierereduzierten Ausstattung zu errichten. Es gibt zudem erhöhte Zuschüsse, wenn Sozialwohnungen vollständig barrierefrei oder sogar rollstuhlfahrergerecht gebaut werden. Das ist altersgerechter Wohnraum, der uneingeschränkt von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen mit Rollator genutzt werden kann, aber auch für Familien, etwa mit Kinderwagen, nützlich ist. So entstehen  Wohnungen für ein möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden ...“

Senat fördert

Zudem biete der Senat eine umfassende Wohnraumförderung. Es gibt, so Posselt, Programme für besondere Wohnformen wie Wohngemeinschaften für ältere Haushalte, Hilfen für den barrierefreien Umbau bestehender Miet- und Eigentumswohnungen sowie für die Modernisierung von Wohnraum mit Mietpreis- und Belegungsbindungen, damit diese weiter günstige Mieten hätten. Außerdem habe der Senat schon vor vielen Jahren festgelegt, dass Neubauten ab vier Wohneinheiten barrierefrei erreichbar und selbst auch in sich barrierefrei sein müssen.

Doch auch das Projekt „Wohnungswechsel“ steht auf der Agenda der Behörde. Sie unterscheidet fein zwischen Wechsel und Tausch. Beim Wohnungstausch zieht ein Haushalt in die Wohnung des zweiten Haushalts, dieser zieht in die des ersten Haushalts – ein zeitgleicher Tausch eins zu eins. Beim Wohnungswechsel geht es um den Umzug von der einen Mietwohnung in eine andere freie, die neu bezogen wird. Die bisherige wird durch den umziehenden Haushalt frei und kann gänzlich neu vermietet werden.  Die Behörde spricht grundsätzlich von Wohnungswechsel und hat dazu eine Koordinierungsstelle Wohnungswechsel eingerichtet. Posselt: „Die Gründe für oder gegen einen Wohnungswechsel sind vielschichtig und sowohl von den jeweiligen Lebenssituationen der Menschen als auch von individuellen Wünschen geprägt. Momentan prüfen wir, ob weitere Unterstützungs- und Förderinstrumente geeignet wären, um Menschen in großen Wohnungen zum Umzug in eine kleinere Wohnung zu bewegen sowie für Wohnungsunternehmen, wenn sie diese Wohnungen an entsprechend geeignete Haushalte wiedervermieten.“

Wenig Wechselwille

Jana Lunz blickt über Hamburg hinaus in andere Städte. Hier macht sie Wohnungstauschbörsen aus, die zum Teil von der Kommune getragen oder von Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften angeboten werden. „Wir führen regelmäßig Workshops mit kommunalen VertreterInnen durch, etwa zu altersgerechten Quartieren. Hier hören wir leider, dass die Angebote zur Unterstützung beim Wohnungstausch kaum angenommen werden. Laut Verwaltung tun sich die Älteren schwer damit, ihr gewohntes Wohnumfeld zu wechseln.“

Wechsel ist keine Lösung

Sie kommt zu dem Schluss: „ Angebote der Kommune und Wohnungsgenossenschaften sind zu begrüßen, aber mir ist kein Modell bekannt, das die Schieflage entschärft. Im Grunde besteht für die meisten SeniorInnen keine Notwendigkeit, umzuziehen. Und selbst beim Umzugswunsch: Bei Eigentum verhindern Fehlanreize wie die steuerliche Behandlung und das Miet- und Erbschaftsrecht den Umzug in eine kleinere Wohnung.“ Interessant findet Lunz den Vorstoß des Deutschen Mieterbundes, im Mietrecht eine Option auf Wohnungstausch zwischen Senioren und jungen Familien zu verankern.

Dazu merkt Eifler vom Mieterverein zu Hamburg an: „Wir sehen in der Tat Potenzial darin, dass SeniorInnen bei entsprechendem Wunsch unterstützt werden sollen, ihre Wohnung gegen eine kleinere zu tauschen, damit eine größere wieder zugänglich gemacht wird. Nach unserem Kenntnisstand erfolgt dies bisher noch nicht in nennenswertem Umfang, sollte aber mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht werden. Die SAGA berichtete von Versuchen, welche jedoch an dem erheblichen organisatorischen Aufwand scheiterten. Hier ist im Zweifel die Politik gefragt.“

Klimawandel Alt und Jung 

Die Politik lässt sich dabei beraten von Studien wie der des Pestel-Institutes, das mehr Steuern für mehr Wohnfläche in den Raum stellt, oder von Studien des Umweltbundesamtes, die die Verantwortung der Älteren für das Klima fokussieren. Für den Steuer-Plan hat der Graue Panther aus Hamburg nur übrig: „Populistisch“ und „bezogen auf das Problem Wohnungsnotstand nicht relevant.“ Auch Eifler vom Mieterverein zu Hamburg rückt weit davon ab, Wohn- und Heizkosten von Jung und Alt wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. So waren 2021 nach Angaben des Statistik- amts Nord von den rund 1,9 Mio. Hamburgern 343 631 älter als 65 Jahre. Das sind 18 Prozent der Bevölkerung. Eifler: „Damit handelt es sich um eine große Gruppe, welche wir jedoch nicht alleine in der Pflicht sehen, ihren Anteil an der Verringerung des CO2-Ausstoßes beizutragen. Ebenso ist der Pro-Kopf-Flächenbedarf für alle Hamburgerinnen und Hamburger zu überdenken!“

Klimawandel und Wohnen sind zwei Seiten einer Medaille. Aber alle Generationen zahlen auf den Klimawandel ein. Es sind zwar meist Jüngere, die auf Straßen kleben, gebrauchte Hosen kaufen oder Lebensmittel aus der Supermarkt-Tonne retten. Wer aber den CO2-Fußabdruck nach Alter vermessen will, erkennt: Mit steigendem Alter zieht es junge Leute hinaus in die Familienwelt; der Wohnraum wächst. Ältere heizen zwar ab dem Lebensjahr 50  mehr, dafür verbrauchen Junge Menschen beim Duschen, Kochen, beim Reisen in die Welt oder bei der Mediennutzung etwas mehr Strom und stoßen mehr CO2 aus, so das Umweltbundesamt. Und keiner käme auf die Idee, dass Menschen, die große SUV-Autos fahren, mehr duschen oder mehr Filme per Internet gucken, auch mehr Steuern zahlen müssen.

Christa Möller-Metzger

„Niemanden zwingen“

SeMa-Interview mit Christa Möller-Metzger, GRÜNE Bürgerschaftsfraktion, Sprecherin für Senior*innenpolitik

SeMa: Was sagen Sie dazu, dass Ältere ihre große Wohnung gegen eine kleinere tauschen“?

Christa Möller-Metzger: Wir dürfen niemanden zwingen, die Wohnung aufzugeben, auch nicht mit moralischem Druck, dazu haben wir kein Recht. Aber das ist nach meiner Erfahrung auch nicht notwendig, weil viele diesen Schritt gehen würden. Besonders Ältere mit geringen Renten sorgen sich um steigende Mieten und Nebenkosten und würden gern in kleinere, barrierefreie Wohnungen umziehen, wenn die günstiger wären. Wohnungstausch wäre eine gute Lösung, Familien würden sich über die großen frei werdenden Wohnungen freuen.

SeMa: Wie soll der Tausch funktionieren?

C. M.-M.: Wir brauchten Tauschprogramme, die beim Umzug und Finden einer neuen Wohnung unterstützen.  Besonders Hochaltrige fragen sich: Was sortier ich aus, was nehme ich mit, wenn ich mich verkleinere? Wie organisiere ich den Umzug, damit er nicht zu teuer wird? Dabei müssen wir helfen.

SeMa: Einen alten Baum verpflanzt man nicht, haben viele Ältere im Kopf?

C. M.-M.: Oft ist eine kleinere Wohnung teurer als die alte, die lange bewohnt wird. Und natürlich will man im Alter im gleichen Quartier bleiben. Der persönliche Bewegungsradius wird kleiner, da möchte man Freunde, Geschäfte, die man kennt, die Sparkasse oder den Markt weiter in der Nähe haben. Wir brauchen altersfreundliche Quartiere, um Wohnen in den eigenen vier Wänden auch im hohen Alter möglich zu machen. Und es ist am Ende auch viel preiswerter, als teure Pflegeheime zu bauen.

SeMa: Sind Neubauten am Stadtrand eine Lösung?

C. M.-M.: Neubauen verbraucht viel CO2.Besser wäre es, wenn Tauschprogramme funktionieren oder flexibel gebaut wird, so- dass große Wohnungen verkleinert, kleine vergrößert werden können. Viele Ältere wollen nicht mehr so gern mit dem Auto fahren, sehen aber keine Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zur Ärztin oder zu den Enkeln zu kommen. Wir brauchen On-Demand-Shuttles. Wenn uns preiswerte Rufbusse abholen und zurückbringen, ist das bequemer als mit dem Auto. Das wird zum Glück auch bald kommen.

SeMa: Mehr Steuern für mehr QM?

C. M.-M.: Ein Zwang, auszuziehen oder die Verpflichtung, mehr Steuern zu zahlen sind, ist Unsinn. Manche schaffen den Umzug einfach nicht, und in Quartieren mit vielen Einfamilienhäusern gibt es wenige Alternativen. Kommt Demenz dazu, ist es schwierig, die gewohnte Umgebung aufzugeben. Da wären Programme wie „Wohnen für Hilfe“ sinnvoller: Student*innen oder Auszubildende wohnen bei Älteren für eine sehr geringe Miete und helfen. In Hamburg hat das bisher leider nicht geklappt. Wir brauchen genügend kleine barrierearme und barrierefreie Wohnungen. Zusätzlich müssen wir Programme anbieten und dürfen ältere Menschen nicht einfach unter Druck setzen, ohne Lösungen zu haben. Außerdem sind es ja durchaus nicht nur die Älteren, die in großen Wohnungen, Häusern leben. Auch jüngere Singles oder Double-Income-no-Kids-Paare mit entsprechend hohen Gehältern leisten sich die.

 

Dr. H. Riedel © SeMa

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