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Mobil dank Fahrrad-Rikscha

Senioren unterwegs!

Beseelt von den schönen Eindrücken: Hildegard Höttemann (vorn) nach der Fahrt mit Tobias Claus und der Fahrrad-Rikscha.
Foto: martini.erleben

Rikscha-Fahren gehört ja nicht richtig in die Rubrik „Bewegung“. Und doch kommen die Gefahrenen mit dem besonderen Gefährt in Bewegung, müssen hier aber sozusagen nichts selbst tun. Einsteigen, es sich bequem machen und die Gegend begutachten: Bewohner der Einrichtungen Anscharhöhe Eppendorf, Agaplesion Bethanien-Höfe, der Tagespflege Mole44 Hamburgische Brücke und vom Elim Seniorencentrum Eppendorf werden gefahren. Mit der Fahrrad-Rikscha „Luise“.*

Im vergangenen Monat war es nach langer Vorbereitungszeit soweit: Unter der Federführung des Quartiersnetzwerks martini. erleben konnte die erste Fahrt stattfinden. Am „Steuer“ sitzt einer der aktuell rund 14 Fahrerinnen und Fahrer: Tobias Claus ist seit zehn Jahren Eppendorfer und genießt es, mit dem Rad in Hamburg-Eppendorf unterwegs zu sein. „Meine Großeltern waren auch in Pflegeeinrichtungen, und ich hatte dort selbst häufig erlebt, wie gering die Abwechslung im Alltag ist. Als ich die Anzeige für das Rikscha-Projekt sah, war ich sofort begeistert und sehe es als super Möglichkeit, meine Leidenschaft, mit dem Rad in Hamburg unterwegs zu sein, zu teilen, und so dem Alltag der Damen/Herren eine andere Facette hinzuzufügen“, so der IT’ler, der sonst bei Lufthansa für einen Bereich bei Data Analytics zuständig ist.  

EHRENAMTLICHE PILOTEN FAHREN FAHRRAD-RIKSCHA FÜRS PFLEGEHEIM

Als weiterer Impuls galt für den 37-Jährigen, dass „man, bedingt durch die Pandemie, persönlich weniger unterwegs ist und seine Zeit auch gerne sinnvoll nutzen möchte.“

Bitte anschnallen! Zur Sicherheit schnallen sich Hildegard Höttemann (r.) und Pflegekraft Milena Matthies an, Chauffeur Tobias Claus hilft.

Foto: martini.erleben

Als er das Plakat „PilotInnen gesucht“ am Marie-Jonas-Platz sah, fand er das Projekt sofort cool. Und wie wird man Rikscha-Fahrer? „Man durchläuft einen sehr aufwändigen Auswahlprozess, den nur die besten der besten Rikschafahrer meistern“, sagt Claus lachend mit einem Augenzwinkern. „Nein, nach einem super netten Austausch mit der Projektkoordinatorin Elisabeth Kammer trifft man sich zu einem ‚Probefahren‘. Zunächst fährt man als Gast vorne mit und darf anschließend die Rikscha selbst steuern. In meinem Fall war das eine sehr nette Tour mit Veit Buttler, ‚Rikscha-Fahrlehrer‘ und Pastor bei der St. Martinus-Eppendorf, Gemeinde, an die Alster.“ Danach werde abgeschätzt, ob das etwas für einen sei, was bei mir der Fall war. Und zack: fertig sei der Rikscha-Führerschein!“, so der Eppendorfer.

„JUNGER MANN, WENN SIE  MAL LANGEWEILE HABEN,  KÖNNEN WIR GERNE WIEDER EINE FAHRT MACHEN!“

Bei seinem ersten Einsatz im Mai absolvierte Tobias Claus gleich zwei Touren. „Das war spannend und hat Spaß gemacht“, begeistert sich der Fahrrad-Fan. „Die erste Dame war sehr nervös, da sie nicht 100-prozentig einschätzen konnte, was das so auf sie zukommt, wurde aber im Laufe der Fahrt im lockerer, bis sie sogar entspannt und freudig vor sich hinsummte und sang. Sie fand es wohl sehr gut und meinte auch mehrmals: ‚Dass ich das in meinem Leben noch erleben darf ...‘, so Claus. „Die zweite Dame war ähnlich nervös und wurde auch schnell entspannter. Sie verabschiedete mich mit den Worten: ‚Junger Mann, wenn Sie mal Langeweile haben, können wir gerne wieder eine Fahrt machen!‘“

Die Fahrstunde: Tobias Lang sitzt am Steuer, Pastor Veit Buttler ist der Fahrlehrer ... und lässt sich fahren.

Foto: cc

Je 50 Minuten dauerten die beiden Fahrten, die vom Marie-Jonas-Platz über Kellinghusen-Straße, Alsterufer bis zur US-Botschaft und über den Leinpfad zurück gingen. Bei einer Fahrt war sogar noch ein kurzer Abstecher vorbei am alten Wohnhaus möglich. Tobias Claus: „Die Dame hat dort mehrere Jahrzehnte gewohnt, und sie hat sich sehr gefreut.“

Die Einsatzzeiten suchen sich die Rikscha-Fahrer selbst aus. Tobias Claus fährt jetzt immer Montagnachmittag seine Tour oder Touren. Er ist für die Bewohner der Agaplesion Bethanien-Höfe im Einsatz, andere Fahrerinnen und Fahrer sind für die anderen Häuser zuständig.

Wer selbst einmal fahren möchte, meldet sich bei seiner Einrichtungsleitung.

 

„Radeln ohne Alter“ heißt das Projekt, das das Quartiersnetzwerk martini.erleben und mit finanzieller Unterstützung vom Bezirk Hamburg-Nord ins Leben gerufen wurde.
Die speziell für Senioren entwickelte Rikscha wurde in Dänemark gekauft.

Corinna Chateaubourg © SeMa
*Noch ist die Rikscha nicht offiziell „getauft“ – das soll aber in infektionsärmernen Zeiten nachgeholt werden.

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