Heinz Emmrich ist der Herr der Rosen

Für unseren Bericht im „Senioren Magazin“ im Februar 2021 zeigte uns Lieselotte Emmrich ihren Lieblingsplatz, der an der Nähmaschine in ihrem Haus ist. Dort entwirft und erarbeitet sie mit viel Fantasie und Kreativität aus verschiedenen Stoffen sowohl Gebrauchsgegenstände für ältere Menschen als auch Spielsachen für Kinder. Ihr Meisterstück aber ist ein Wandteppich aus 15 Vierecken, den sie für ihren Mann in über 80 Stunden nähte und mit Rosenmotiven bestickte. ,,Wenn Sie den Lieblingsplatz meines Mannes kennenlernen möchten, müssen Sie im Sommer noch einmal zu uns kommen, denn dann stehen seine 430 Rosen in voller Blüte,“ erzählte sie uns mit einem Lächeln.

Wir nahmen die Einladung an und konnten das Blumenparadies von Heinz Emmrich bestaunen. Jetzt ist die Zeit, in der Rosen üppig blühen und betörend duften. Gleich im Eingang stehen zwei Rosenbögen, die auf das Hobby des Hausherrn hinweisen, der uns ausführlich und gern über seine Leidenschaft berichtete.

,,Alles fing im Juni 1996 an. Meine Frau, unsere beiden Kinder und ich verbrachten die Urlaubszeit an der Ostsee. An einem badefreien Tag fuhren wir nach Glücksburg, um das historische Wasserschloss zu besichtigen. Danach führte unser Weg in das nahe gelegene Rosarium des Rosenzüchters Jensen. Die Blumen waren zauberhaft. Meine Frau und ich schauten auf eine barocke Bank und darüber einen großen Strauch einer Ramblerrose namens Maria Lisa. Diese Blütenpracht faszinierte uns und löste Glücksgefühle aus. Ich sagte damals zu Lieselotte, wie schön es doch wäre, wenn wir in unserem Garten auf einer Bank mit einem Glas Sekt in der Hand unter so einer schönen Hecke sitzen und den Moment genießen könnten. Mir war sofort klar: Wir brauchen Rosen!

Jetzt entstand das Problem, die geeigneten Standorte dafür zu finden. 1965 gestalteten meine Eltern unseren Garten und pflanzten 19 verschiedene Edeltannen. Nach dem Tod meines Vaters dauerte es noch zwei Jahre, bis meine Mutter ihre Zustimmung zum Fällen gab. Sie können sich sicher vorstellen, wie schnell ich die Bäume entfernen ließ. Endlich hatten wir keinen Schatten mehr im Garten und viel Platz für Rosen. Die erste Bestellung fand vor Ort in Glücksburg statt. Danach orderte ich bei Kordes Rosen, 37 km nördlich von Hamburg, eine meiner Lieblingsrosen. Es war eine englische namens Crown Princess Margareta. Sie hat wunderschöne große Blüten, farblich in strahlendem Apricot-Orange, und einen zauberhaften Duft.“

Viele Jahre, Zeit und Geduld benötigte der fröhliche Rosen-freund, um diese Blütenpracht in seinem Garten genießen zu können. Auch er hat aus seinen Fehlern gelernt, die man automatisch als Anfänger auch auf diesem Gebiet macht. Inzwischen hat er ein fundiertes Fachwissen und kennt alle seine 330 Rosensorten mit Namen, die u. a. Händel, Mozart, Brüder Grimm, Augusta Luisa, Leonardo da Vinci oder auch Raubritter heißen.

Herr Emmrich, der schon als Kind den Wunsch hatte, Gärtner zu werden, aber auf Verlangen seiner Eltern einen kaufmännischen Weg einschlug, und jetzt im Rentenalter viel seiner Zeit für die Königin der Blüten hat, gibt unseren Lesern einige Tipps aus seinem Erfahrungsschatz:

1. Den richtigen Standort wählen.

2. Die Pflanzlöcher tief graben, da die Wurzeln der Rosen senkrecht in den Boden wachsen und bis 80 cm lang sein können.

3. Wenn Sie im Herbst wurzelnackte Rosen in den Garten pflanzen möchten, verwenden Sie am besten strukturierte Rosenerde, da viel mehr Kraft in ihr steckt. Mischen Sie diese vorsichtig mit der Gartenerde. Die Veredelungsstelle muss mindestens 5–6 cm tief sein. Die Rose bildet bis zum Frost noch Wurzeln und ist im Frühjahr schon zeitig für den Austrieb bereit.

4. In den Trockenphasen lieber einmal gründlich gießen als mehrmals nur oberflächlich. Das ist wichtig, da sich die Blume ihr Wasser aus der Tiefe des Bodens holt.

5. Im Frühjahr die Rosen kräftig schneiden, damit sie einen buschigen Austrieb bekommen.

6. Nur mit flüssigem Bio-Rosendünger düngen. Gut ist auch Kaffeesatz, der entweder auf den Komposthaufen gegeben wird und später als Erde auf den Boden der Rosen oder direkt um den Stamm gestreut werden kann. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge danken es Ihnen.

7. Sie sollten auch die Dornen an den Hecken und Büschen lieben, denn diese schützen die Rosen vor Tieren  und die Menschen vor Einbrechern.

8. Sie können auch gern mit Ihren Rosen sprechen und Ihnen sagen, wie prächtig sie sind. Sie werden es Ihnen mit üppigen Blüten danken.

Übrigens hat die Nelkenrose Grootendorst ganz viele Dornen und eine interessante Geschichte. Früher, an den Höfen zur Zeit Ludwig des XIV. , schenkten die Herren ihrer Auserwählten Nelken, um damit ihre Zuneigung zu gewinnen. König Ludwig wollte eine Rose besitzen, die aussah wie eine Nelke, weil die Tradition erhalten bleiben sollte. Der Sonnenkönig ließ dann viele Rosenzüchter aus ganz Europa nach Versailles kommen. Nach zehnjähriger Forschungszeit konnte der Niederländer Jan Grootendorst diese Strauchrose liefern, die dann auch seinen Namen bekam. Die Blüte sieht den Federnelken sehr ähnlich. Es gibt sie in Weiß, Pink und Rot.

Übrigens ... das Ehepaar Emmerich erfüllte sich den Traum von 1996. Eine Bank steht seit längerer Zeit im Garten unter der Ramblerrose Maria Lisa. Das ist nun der Lieblingsplatz für beide.

Herr Emmrich ist unter der Telefonnummer 05766-1590 zu erreichen, wenn er sich nicht gerade in der Natur mit seinen Rosen beschäftigt. Ein Tipp noch für Rosenfreunde: in 26365 Klein Offenseth-Sparrieshoop – 37 Kilometer nördlich von Hamburg Richtung Elmshorn, ist ab Juli auf den Feldern der Firma Kordes Rosen eine üppige Rosenpracht zu bewundern und auch vor Ort zu kaufen.                  

Text + Fotos Marion Schröder © SeMa