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Happy end auf sechs Beinen

– immer mehr Senioren setzen auf Hunde als Partner!

Ob nun einsam, allein, ohne Freunde oder gar ohne Verwandte. Ein Großteil der Senioren 70plus fürchten sich  weniger vor Gebrechen, sondern wollen bis ins hohe Alter vor allem ein glückliches und erfülltes Leben führen. Aber wie? Immer mehr setzen in Sachen Lebensglück auf Vierbeiner, bauen ein inniges Verhältnis zu Tieren auf. Ob nun Waldi, Micki, Hope oder auch Lilly: Können Hunde im Alter eine Lösung sein? Wo liegen die großen Vorteile, wo die Nachteile, und was muss der Senior auf dem Weg zum Happy End auf sechs Beinen beachten? Das „Senioren-Magazin“ (SeMa) hat sich umgehört.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das altbekannte Sprichwort mag stimmen – oder auch nicht. Sie kann aber vor allen Dingen zu neuem Leben erwecken. Wer Hope (zu Deutsch eben „Hoffnung“) in ihr lustiges Gesicht schaut, kann zwar keine übersinnlichen Kräfte bei der fünfjährigen Malteser-Dame erkennen. Glaubt man aber ihrem Frauchen, der Hamburgerin Daniela F., hat der lustige kleine Hund ihr ein neues Leben geschenkt. Das ist durchaus möglich. Spezialisten, Tierärzte und Psychologen sind sich  einig: Ein Hund macht gerade für Senioren Sinn, im besten Fall sogar einen neuen Lebenssinn. Da wundert es kaum, dass mehr als ein Viertel  aller Haustierbesitzer in deutschen Landen älter als 60 Jahre sind. Dabei sind mehr als 2,5 Millionen Hunde von groß bis klein an der Leine von Herrchen/Frauchen im Senioren-Alter (Angaben Statista aus den Jahren 2018 bis 2021).

Der Weg zu einem Partner mit der kalten Schnauze ist nicht immer einfach. Schlagzeilen von in der Wildnis ausgesetzten Vierbeinern oder gar verkommenen Tieren sind auch bei uns leider an der Tagesordnung. Sie zeugen davon, dass sich so mancher Hundeliebhaber überfordert fühlt, nicht mehr weiter weiß oder sich schlichtweg vor der Anschaffung nicht genügend Gedanken gemacht hat. „Generell sind unsere Anforderungen an Adoptanten hoch, denn wir möchten, dass unsere Tiere (die es früher oftmals nicht gut hatten) ein fürsorgliches Für-immer-Zuhause finden“, schildert Dagmar Lüdke-Bonnet vom Hamburger Tierschutzverein die Zusammenarbeit mit den Tierheimen. Es müssten einige Kriterien erfüllt sein (siehe zu dieser Frage auch im Kastentext). Dass ein Tier aber gerade für ältere Menschen eine große Bereicherung sein sollte und auch ist, stehe außer Frage.

Lilly kam aus dem Iran nach Hamburg zu ihrem Frauchen.  Die Crainterrier-Mischlings-Dame ist noch sehr schüchtern, wird aber von Experten „trainiert“.

Viele Vierbeiner-Fans kommen nicht erst in fortgeschrittenem Alter auf den Hund. So zum Beispiel Cornelia Metscher. Die rüstige Senioren aus Hamburg-Stellingen blickt dabei mit einem lieben Lächeln auf Susi (Riesenschnauzer-Bobtail-Mischling), Paula (Dackel-Yorkshire-Mischling), Emma (Terrier-Mischling) zurück, heute ist Lilly an ihrer Seite. Die Crainterrier-Mischlings-Dame hat noch Probleme sich in das deutsche Hunde-Leben zu finden, Artgenossen wie Menschen gegenüber fremdelt sie gleichermaßen. „Ich werde auch Lilly integrieren, das mag nicht immer einfach sein, ist aber eine lohnende Aufgabe“, sagt die 67-Jährige mit einem Blick hinunter auf ihren aktuellen Schatz. Kurze Bedenken, Lilly nicht in den Griff zu kriegen und gar wieder abzugeben, habe sie schnell verworfen. Nein, Lilly wird fit gemacht, sie erhält jetzt ein Sondertraining.

Dabei muss man die struppige Hundedame und ihre verängstigten tierischen Kollegen verstehen. Sie kommen meist aus fernen Ländern (zum Beispiel Iran, Mallorca, Andalusien) zu uns, haben von schlechten Zeiten bis zu Katastrophen alles erlebt. „Sie sollen zur Ruhe kommen, das ist wichtig“, nennt Expertin Dagmar Lüdke-Bonnet den Grund für die Suche nach langfristigen und sicheren Lösungen. Ob die Frage der Versorgung im Ernstfall, das richtige Umfeld oder gar den festen Willen, an dem Tier auch in unbequemen Zeiten festzuhalten, vieles spiele bei den Vermittlungen eine Rolle. (siehe auch im Kastentext). Dann aber könnten beide – Hund und (älterer) Mensch – absolute Gewinner sein.

Überhaupt: Die Liebe zu Tieren scheint bei Menschen die Herzen zu öffnen – auch außerhalb von Tierheimen. So hat zum Beispiel der ASB-Landesverband Hamburg eine Initiative ins Leben gerufen, mit der selbst im Notfall eine Unterbringung der Vierbeiner im Tierheim verhindert werden soll, dazu werden ehrenamtliche Kräfte vermittelt. Das Projekt mit der Verbindung der Einsamkeitsprävention mit dem Tierschutz stößt dabei auf großes Inte- resse (siehe zum Projekt „Pfoten-Buddies – Haustierhilfe in Hamburg“ auch den Kastentext).

Es macht also Sinn, sich auf  Paula, Emma, Lilly oder wie sie alle heißen zu freuen und keine Angst vor der Last im Fall der Fälle mit ihnen zu haben. Nur sollte einem die große Aufgabe mit allem Für und Wider schon vorher klar sein. Dann aber kann für alle Beteiligten ein zweites Leben im Alter beginnen – und auch die kleine Hope ihrem Namen alle Ehre machen.         

Welcher Hund passt zu mir?

Wenn die Entscheidung für einen Hund im Alter prinzipiell gefallen ist, stellt sich die Frage nach der Rasse bzw. Größe des vierbeinigen Kameraden. Für Senioren weniger gut geeignet sind dabei sehr aktive, bewegungsfreudige Hunde wie Border Collie, Australian Shepherd oder Jagdhunderassen. Mittelgroße und kleine Gesellschafts- und Begleithunde dagegen sind für alte Menschen auch mit wenig Hundeerfahrung optimal. Dazu gehören zum Beispiel Bichons, Bologneser, Havaneser, Coton de Tuléar und Löwchen. Auch Pudel sind für Senioren gute Begleiter. Wer gern mit seinem Hund spielt, hat an der Französischen Bulldogge seine Freude und findet auch im Mops einen munteren Zeitgenossen. Weitere für Senioren geeignete Hunderassen sind: Pekinesen, Shi Tzus, Papillons, Japan Chins, Kromfohrländer, Chihuahuas und Cavalier-King-Charles-Spaniel (Angaben Provita). Auf jeden Fall sollte man kompetente Hilfe bei der Auswahl in Anspruch nehmen. Aber es sieht gut aus. „Im Tierheim warten immer wieder ältere, gemächliche Tiere darauf, ihre letzten Jahre in einem ruhigen Zuhause verbringen zu dürfen“, sagt Expertin Dagmar Lüdke-Bonne und greift auf Erfahrung im Hamburger Tierheim an der Süderstraße zurück.

Was, wenn der Hund weg muss?

Nicht nur die eigene körperliche und mentale Fitness, auch Krankheiten, ein plötzlicher Unfall, der Tod oder auch andere Umstände können das Schicksal eines eigenen Haustieres von heute auf morgen besiegeln. Was passiert dann? Klar ist, dass diese Fälle vor der Anschaffung eines Tieres bedacht werden sollten. In Betracht kommt:

• Bekannte, Verwandte oder Freunde, die das Tier übernehmen, der Hund bleibt im vertrauten Umfeld. Aber die Bereitschaft der infrage kommenden Personen sollte vorher eingeholt werden.

• Es gibt zudem zahlreiche Pflegeheime oder Seniorenresidenzen, in die Tiere mitgenommen werden können.

• Zur Not können Tiere vorläufig in Hundepensionen untergebracht werden.

• Kontakt zum Hamburger Tierschutzverein: – Süderstraße 399, 20537 Hamburg,        E-Mail: kontakt@hamburger-tierschutzverein.de – Nachfragen zu Tieren: 0 40/211 10 60 – 24-Stunden-Tierrettungsdienst für verletzte Tiere ohne Halterinnen bzw. Halter: 040/22 22 77 (Nottelefon)

Hilfe durch die „Pfoten-Buddies“

Not macht erfindersich – ob Mensch oder Tier. Nach diesem Grundsatz ist vom Allgemeinen Samariter Bund (ASB), Landesverband Hamburg, jetzt ein neues Projekt gestartet worden. Es soll älteren und/oder erkrankten Haustierbesitzern mit ihren Vierbeinern eine kostenlose Unterstützung bringen.

So funktioniert es:

• Hamburger mit Herz für Mensch und Tier können sich beim ASB registrieren lassen
• Auch ältere oder erkrankte Menschen können sich an das Projekt wenden
• Wird ein Hilfebedarf geltend gemacht, vermittelt der ASB freiwillige Ehrenamtliche, die aus der betreffenden Region stammen.
• So wird gleichermaßen gegen die Isolation älterer Menschen und für die Geundheit und Pflege der Tiere gearbeitet Kontakt: Formular im Internet unter www.pfotenbuddies.hamburg.de oder über die ASB-Zeitspender-Agentur 040/25330504 bzw. E-Mail: pfoten.buddies@asb-hamburg.de

Spenden für das Projekt sind gern gesehen: an die Hamburger Sparkasse (Haspa), BIC: HASPDEHHXXX, IBAN: DE35 2005 0550 1002 2457 91, Verwendungszweck: Pfoten-Buddies

„Ein Hund erfüllt das Leben von Menschen“

Dagmar Lüdke-Bonnet vom Hamburger Tierschutzverein gab dem SeMa Auskunft zu Tieranschaffungen in Alter und die aktuelle Situation.

SeMa: Sieht es im Zuge der Energiekosten und ähnlichen Problemen dieser Zeit  wirklich so schlecht bei den Tier-Vermittlungen aus?

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Die Vermittlungen laufen besser als erwartet – nur bei den Hunden sind sie zurzeit eher schleppend. Es gibt Abgabeanfragen und Aussetzungen aufgrund wirtschaftlicher Sorgen  – noch halten sich diese jedoch in Grenzen. Aber wir sind in Sorge, dass mit fortlaufender Krise die Aussetzungen von Tieren zunehmen werden.“

SeMa: Was bedeutet ein Hund generell für ältere Leute? Ihre Erfahrungen.

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Es kann eine Chance für beide Seiten sein: Ein Hund erfüllt das Leben der Menschen, fordert sie, hält sie fit. Andersherum haben Rentner/innen viel Zeit, sind finanziell womöglich abgesichert und im Idealfall hundeerfahren – und haben damit mehrere Vorteile jungen Leuten gegenüber.“

SeMa: Sollten sich ältere Leute noch Tiere anschaffen und was für welche?

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Im Prinzip ja. Aber jedes Tier muss gut versorgt werden, auch der Mensch sollte  dazu eine gewisse Fitness aufweisen. Es braucht darüber hinaus ein Back-up für den Notfall“

Die gut fünfjährige Hope kam total entkräftet und schwach aus Spanien nach Hamburg. Heute ist sie ihrem Frauchen ein treuer Begleiter und ist immer lustiger geworden.

SeMa: Was, wenn ein Senior sich nicht mehr um sein Tier kümmern kann? Ist das nicht eine Falle für die Tiere?

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Wenn Menschen mit ihren Tieren alt werden, sich dann aber nicht mehr kümmern können – und über kein Back-up verfügen – landen die Tiere meistens bei uns im Tierheim. Das ist zunächst dramatisch für das Tier, muss aber keine „Falle“ sein, denn wir finden für die meisten Tiere ein neues Zuhause.

SeMa: Gibt es sinnvolle Alternativen, sich einen Hund nicht ganz anzuschaffen und trotzdem einen guten Kameraden für das Alter zu haben?

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Dog Sharing (also das „Teilen“ eines Hundes mit anderen Halter:innen) oder ein Ehrenamt im Tierheim (zum Beispiel Gassigehen) können Senioren und Hunde zusammenbringen. Außerdem kann ein Familienhund stunden- oder tageweise bei den Großeltern „Urlaub“ machen – wenn diese rüstig genug sind. Das kann für alle Beteiligten schön sein.“

SeMa: Wie sehen sie die kurze, mittelfristige Arbeit der Tierschützer/Tierheime. Werden sie bald aus allen Nähten brechen und ihre Funktion noch erfüllen können?

Dagmar Lüdke-Bonnet: „Wir können nur für das von unserem Verein betriebene Tierheim Süderstraße sprechen:  Gestiegene Tierarzt- und Haushaltskosten haben schon Menschen veranlasst, ihr Tier bei uns abzugeben. In den meisten Fällen kommen Exoten (die hohe Energiekosten verursachen) sowie kranke oder alte Tiere (die Tierarztkosten verursachen) aber als Fundtiere zu uns – oftmals eindeutig von ihren Menschen einfach ausgesetzt. Wie bereits oben gesagt, befürchten wir, dass die Zahl ansteigen wird.“

 

Klaus Karkmann © SeMa

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