Schrift ändern:AAA

Familientreffen auf dem Balkon

Zu ihrem 83. Geburtstag begrüßte die dänische Königin seit langer Zeit mal wieder ihr Volk – das SeMa war unter den Gästen

Margrethe II. zeigte dann noch ihre große Familie – von Söhnen bis zu Enkelkindern.

Ein Meer von dänischen Nationalflaggen, kreischende Kinder auf den Schultern ihrer Eltern, alle  Blicke auf den Balkon des Schlosses gerichtet. Zum ersten Mal seit fünf Jahren (Corona-Pause, Rücken-Operation, weitere Krankheiten) empfing die beliebte dänische Königin Margrethe II. jetzt ihr Volk standesgemäß auf dem großen Platz des Schlosses Amalienborg in Kopenhagen. Das Senioren-Magazin (SeMa) schnupperte die einmalige Atmosphäre anlässlich des 83. Geburtstages der Monarchin, die ihre gesamte Familie mit auf den Balkon gebracht hatte.

„Da ist sie, da ist sie.“ Mit strahlenden Augen sitzt die fünfjährige Anna-Lena auf den Schultern ihres Vaters, den kleinen Dannebrog (dänische Nationalflagge) in der Hand. Nicht nur das dänische Mädchen, auch die rund 3000 erwartungsvollen Menschen auf dem großen Platz des Schlosses Amalienborg in Kopenhagen empfingen „ihre“ Königin Margrethe II. anlässlich ihres 83. Geburtstages. So war es eigentlich immer gewesen, bevor Corona, Krankheiten und auch familiäre Krisen dieses Zeremoniell unterbrachen.

Viele dänische Kinder hatten sich auf die Schultern ihrer Väter gesetzt, um die Königin gut sehen zu können.

Wer den Feiertag auf dem Kopfsteinpflaster vor dem königlichen Balkon miterleben durfte, spürte aber: Margrethe II. – und wohl auch ihre große Familie – haben an Popularität nichts eingebüßt.

So war es dann auch nicht überraschend, dass weniger ausländische Touristen als vor allem die rein dänische Bevölkerung schon 75 Minuten vor dem großen Auftritt der Monarchin im Nieselregen Kopenhagens stand. Eine Männercrew aus Aarhus war nicht zu überhören, und auch eine junge – natürlich blonde – Damen-Gesellschaft, die an Schlagerstar Gitte Hænnings beste Jahre erinnerte, hatte sich im Wald der dänischen Fahnen versammelt. So fühlten sich dann vereinzelte Franzosen oder auch Deutsche wie bei einem Auswärtsspiel in Sachen Geburtstagsfeier. „Es ist ja toll, das mal zu  erleben, aber verstehen tue ich nichts“, sagte eine etwa 70-jährige Touristin aus Hamburg zu ihrem Partner. Beide waren auch mehr zufällig zu diesem Termin gekommen – unterbrachen für zwei Stunden ihre Kopenhagen-Radtour.

Die dänische Sprache musste man auch nicht beherrschen, um Spaß mit der Königsfamilie zu haben. Nachdem die royale Kapelle ihren Auftritt gehabt hatte, rückten Margrethes Untertanen im Sprint immer näher an den Balkon heran, auf dem das Oberhaupt dann tatsächlich um Punkt 12 Uhr erschien. Zunächst allein, dann  aber folgte die große Familie auf zwei Nebenbalkonen. Das Geburtstagskind in einem hellblauen Kleid, die Familie einheitlich von Söhnen bis zu Enkeln festlich gekleidet. Was nun folgte, war eine Fähnchen-Orgie in Rot-Weiß.

Bärenfellmützen und schicke Kleidung. Die Kapelle leitete die Feierlichkeiten ein.

Die Dänen, die sich bis dato vorbildlich und diszipliniert verhalten hatten, legten beim Feiern ihrer Königin alle emotionalen Fesseln ab, immer wieder riefen sie „hurra, hurra (diesmal für jeden zu verstehen), anschließend sangen sie noch lauthals die dänische Nationalhymne im rot-weißen Fahnenmeer. Groß und Klein hatten in den Feiermodus geschaltet, Margrethe II. und ihre Famile winkten, was die königlichen Hände hergaben – und das war an diesem Tag sehr viel.
Und Anna-Lena, die fünfjährige Dänin auf den Schultern ihres Vaters, durfte sich noch viermal freuen. Immer wieder wurde die Gardine am Fenster hinter dem Balkon von einem rausgeputzten Butler aufgezogen, Margrethes Zugaben wurden geradezu inszeniert. Niemand hatte in diesen 30 Minuten Gedanken an die aktuellen Probleme der königlichen Familie verschwendet wie etwa an das Titel-Drama der Söhne oder die schwere Rücken-Operation der Monarchin, es gab nur eine Botschaft: Margrethe ist wieder da, hoch lebe die Königin.     

Ein neues Erbrecht für Margrethe

Am 16. April 1940 wurde Margrethe Alexandrine Þórhildur Ingrid auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen geboren. Dass „Daisy“, wie ihr Spitzname lautet, eines Tages auf dem dänischen Thron landen sollte, ahnte damals noch niemand. Grund: Als die älteste Tochter von König Frederik IX. und Königin Ingrid geboren wurde, galt noch die männliche Erbfolge. Da das dänische Königspaar jedoch nur Töchter hatte, musste ein neues Erbrecht geschaffen werden. Am 27. März 1953 wurde ein neues Thronfolgegesetz verabschiedet, das zwar weiterhin männlichen Erben den Vorzug gab, doch auch Töchtern den Weg auf den Thron ermöglichte. Von diesem Zeitpunkt an wurde Margrethe konsequent auf ihre Rolle als künftige Königin vorbereitet.

Zunächst kam Geburtstagskind Margrethe II. allein auf den Balkon des Schlosses Amalienborg.

Mit bei den Feierlichkeiten auf dem Balkon des Schlosses Amalienborg vertreten waren Kronprinz Frederik (54) und Prinz Joachim (53) sowie Kronprinzessin Mary (51) und Prinzessin Marie (47) mit ihren Kindern.

Streit und Zigaretten

• Irritationen wegen Prinz Joachims Kindern: Nikolai (23), Felix (20), Henrik (13) und Athena (10) dürfen sich ab 2023 nur noch Graf oder Komtess von Monpezat nennen. Damit wollte die Königin ihren Enkelkindern (Vater ist Prinz Joachim) ermöglichen, ein „eigenes Leben zu gestalten.“. Die Entscheidung sorgte innerhalb und außerhalb des Königshauses für Diskussionen.

• Geliebte Zigaretten: Margrethe II. gilt als passionierte Raucherin und soll einst pro Tag etwa 60 Zigaretten genossen haben – teils auch ganz ungeniert öffentlich. Doch 2007 führte Dänemark ein Anti-Raucher-Gesetz ein; die Königin zog zähneknirschend mit und verzichtet seitdem bei Auftritten nun auf den Glimmstängel. Privat soll auf Schloss Amalienborg allerdings weiter gepafft werden.

 

Klaus Karkmann © SeMa

Analyse Cookies

Diese Cookies ermöglichen eine anonyme Analyse über deine Webseiten-Nutzung bei uns auf der Seite

Details >Details ausblenden