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Ein Gedicht – Wenn der Lotos blüht in Ellerhoop

Wer den Lotos auf den wasser- und schmutzabweisenden Effekt seiner mikrorauen Blätter reduziert, tut der Pflanze unrecht. Vor 200 Jahren hat Heinrich Heine der geheimnisvollen Pflanze ein Gedicht gewidmet. Beim Anblick des Lotossees in Ellerhoop kommt eine Ahnung auf, warum.

Sie blüht und glüht und leuchtet – Lotosblüte in Ellerhoop.

Die Lotosblume ängstigt sich
vor der Sonne Pracht,

Und mit gesenktem Haupte
erwartet sie träumend die Nacht.

Der Mond, der ist ihr Buhle,
Er weckt sie mit seinem Licht,

Und ihm entschleiert sie freundlich
ihr frommes Blumengesicht.

Sie blüht und glüht und leuchtet,
Und starret stumm in die Höh;

Sie duftet und weinet und zittert
vor Liebe und Liebesweh.

 

Eigentlich ist man von Heine – 1797 in Düsseldorf geboren; gestorben 1856 in Paris – dem geistreichen Spötter und Freund von Karl Marx, solche Töne nicht gewöhnt. Aber er konnte auch anders, wie dieses 1822 entstandene und 1823 in Hamburg erschiene Gedicht belegt. Robert Schumann, verstorben im gleichen Jahr wie Heine, hat dessen Gedicht zu einem wunderschönen Lied gemacht, voll Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Erfüllung. Im Jahr seines Todes griff Heine das Thema seiner Verse aus jungen Jahren erneut auf und spann es resigniert in der für ihn typischen Art ironisch weiter:

 

Wahrhaftig, wir beide bilden ein kurioses Paar,
Die Liebste ist schwach auf den Beinen,
Der Liebhaber lahm sogar.

Sie ist ein leidendes Kätzchen,
Und er ist krank wie ein Hund,

Ich glaube, im Kopfe sind beide nicht sonderlich gesund.

Sie sei eine Lotosblume,
Bildet die Liebste sich ein;

Doch er, der blasse Geselle,
vermeint der Mond zu sein.

Die Lotosblume erschließet ihr Kelchlein dem Mondenlicht.

Doch statt des befruchtenden Lebens
empfängt sie nur ein Gedicht.

 

Mehr als ein Gedicht

Nicht nur der Dichterworte wegen – es gibt gleich mehrere Gründe, das Arboretum in Ellerhoop zu besuchen. Die Besucher erwartet dort mehr als eine in unseren Breiten exotischen Pflanze. Bis weit in den Oktober hinein ist Saison im Arboretum. Der Schwerpunkt Sommerblumen beginnt Ende Juni, die Seerosen entfalten ihre Pracht im Juli, und der Lotos begeistert von Juli/August bis in den September hinein. Und Mitte Oktober schließt der Indian Summer den Kreis. Für Kinder sind der Spielplatz und die Bäume und Pflanzen der Saurierzeit ein höchst attraktiver Anziehungspunkt. Der Tast- und Duftgarten, der Garten des Südens und etliche andere Themengärten mehr laden ein zum Schlendern, Schauen und Verweilen. Die Hauptwege sind mit Rollstühlen befahrbar. Mobilitätshilfen wie Rollatoren, Rollstühle oder Scooter stehen zum Ausleihen bereit. Deren Verfügbarkeit muss vorher telefonisch (vormittags 04120 -218) oder per E-Mail angefragt werden. Das Dielencafé im Münsterhof bietet zwischen 11 und 18 Uhr Getränke, Kuchen, Waffeln und Würstchen an.     

Arboretum Ellerhoop, Thiensen 4, 25373 Ellerhoop. Alle Informationen im Internet: www.arboretum-ellerhoop.de. Der Garten ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. 

 

Bildtexte/Fotos: F. J. Krause © SeMa

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