Das Comeback der Kerze?
Leuchtdeko und Energiekrise: Welches Licht passt zur Weihnachtszeit 2022?

So lieben es nicht nur Hamburger Senioren. Auf die richtige Adventsstimmung mit ihren Lichtern stehen immer noch viele Menschen – auch Ende des Jahres 2022.
Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen. Alles klar, aber welche? Als Folgen des Ukraine-Krieges ist nicht nur bei uns das Energiesparen das große Thema. Also hat die gute alte Wachskerze wieder eine Chance? Die Meinungen dazu sind gemischt, viele Senioren fürchten das Feuer. Auch über die ansonsten selbstverständliche Weihnachtsbeleuchtung in den Innenstädten gibt es verschiedene Meinungen. Das SeMa hat sich umgehört.
Weiße Weihnacht erwartet eigentlich niemand mehr. Dem Klimawandel sei Dank, dass wir auch für Mitte Dezember ab und zu den leichten Pullover zurechtlegen können. Nun aber auch noch Dunkelheit statt heller Sterne über den Straßen, Weihnachtsmärkte ohne das passende Lichtambiente dazu? Die Aussichten für das Fest passen zur Stimmung – oder doch nicht? Viele Senioren wollen auf die gewohnte Atmosphäre nicht verzichten, aber wie geht das anno 2022 mit all seinen Problemen? „Irgendwie können wir uns doch die Weihnacht nicht auch noch nehmen lassen“, sagt eine Hamburger Seniorin mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung in den Augen; ihr bedeutet die Stimmung zum Jahreswechsel wie vielen ihrer Freundinnen noch viel. Und im vergangenen Jahr sei das doch bei Corona ähnlich gewesen.
Und dieses Jahr? Wird die ältere Dame so wie wir alle wieder darauf verzichten müssen? Aus der Umwelthilfe kommen dazu harte Töne. „In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten und auch in den Häusern und Wohnungen verzichtet wird“, sagt Jürgen Resch, Chef der deutschen Umwelthilfe, in einem kürzlich veröffentlichten Interview. Es sind also im wahrsten Sinne des Wortes düstere Zeiten angesagt. Für die Hamburger ist in dieser Hinsicht die große Tanne auf der Binnenalster ein Symbol. Und die wird wohl trotz aller Appelle leuchten, es sei alles auf energiesparende LEDs umgestellt worden, heißt es aus dem City-Management. Und man kann sich ja auch auf halbem Wege treffen. „Mir würde es schon reichen, wenn die Tannen-Lichter ab 17 Uhr für ein paar Stunden Atmosphäre schaffen würden“, sagt zum Beispiel die Hanseatin Inge Kleinow, 84. Und so wird es laut der Verantwortlichen wohl auch kommen.

Viele Menschen wollen auf das Licht der guten alten Wachskerze zurückgreifen. Das ist gemütlich und energiesparend zugleich.
Während sich also in der Öffentlichkeit eine Mischform andeutet, bleibt der gute alte Weihnachtsbaum zu Hause umstritten. Dunkel oder hell, natürlich oder mit Strom? Dieses Thema ist eigentlich nicht auf das Fest 2022 oder auf die Energiekrise beschränkt. „Ich habe von jeher zu viel Angst, verzichte auf Wachskerzen am Weihnachtsbaum“, mein Ingrid Wiebe, 82. Gisela Harke, 72, stimmt ihr zu. Ihr seien brennende Kerzen am Weihnachtsbaum prinzipiell zu gefährlich, wohl aber habe sie sich eine sicherere kleine Kerzenheizung für ihre Blumen gebastelt. Auf Naturkerzen nicht ganz verzichten möchte dagegen Helene Bahr, 75, aus Norderstedt. Das sei einfach gemütlicher.
Die Gemütlichkeit könnte freilich auch mit dem Blick auf die Stromrechnung Anfang des neuen Jahres weichen. Um eine hohe Energierechnung zu vermeiden und die Umwelt auch in der Weihnachtszeit respektvoll zu behandeln, ist daher ein Umdenken gefragt. Das sei in der Tat ein Problem, geben die meisten der befragten Hamburger Senioren zu. In der eigenen Geldbörse liege die klare Grenze der festlichen Begehrlichkeiten – ob nun Geschenke oder Energie. Aber auch das Problem sei letztlich nicht neu.
Was sich niemand nehmen lassen möchte, ist die Vorfreude auf die Adventszeit und das Fest. So sind die Erwartungen dann doch nicht so gedämpft wie es manches Licht hier und da vielleicht sein wird. Gerade in der Generation 70plus will sich die Adventszeit mit allen ihren Randerscheinungen niemand nehmen lassen, das Fest schon gar nicht. Die Gemütlichkeit soll siegen, ob nun hell, dunkler, mit LEDs oder traditionell mit Wachskerzen.
Klaus Karkmann © SeMa
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