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BERNHARD PAUL – seine Reise zum Regenbogen

In der gerade im Verlag Brandstätter erschienenen Biografie erzählt der Erfinder und Chef vom Circus Roncalli, Bernhard Paul, auch von den Abgründen seiner Kindheit und seiner Rettung. Wie in vielen Familien in der damaligen Zeit gab es kein Badezimmer in der Wohnung, nur eine größere Waschschüssel und eine Sitzbadewanne aus grauem Zinkblech. Das Wasser wurde auf dem Ofen erwärmt und anschließend in den Kübel gegossen. Am Wochenende gab es dann einen Badetag für die ganze Familie. Ein eigenes Kinderzimmer hatte der kleine Bernhard damals auch nicht. Er schief zwischen den Eltern im Ehebett.

Die Familie von Bernhard Paul mit seiner Frau Elina den Kindern Lili + Vivian +
Adrian. Foto © privat

Der gebürtige Österreicher nimmt die Leser mit auf die Reise durch sein aufregendes Leben und in das Wien der 70er Jahre. Er berichtet u. a. über die Freundschaft und den Bruch mit seinem ehemaligen Freund und Mitbegründer von Roncalli, André Heller, über seine Begegnungen mit Stars und Politikern und darüber, wie seine Träume Gestalt annahmen. Der Name Roncalli wurde vom Nachnamen des Papstes Johannes XXIII. übernommen, der mit bürgerlichem Namen Angelo Giuseppe Roncalli hieß. Auf 287 Seiten schreibt der Autor über Menschen und Artisten aus der ganzen Welt und über die Kreativität und den Zusammenhalt der Mitarbeiter vor und hinter dem roten Vorhang. Er erinnert sich auch daran, dass ihn besonders die Wohnwagen der Zirkusse interessierten. Inzwischen besitzt er davon ca. 200 alte Prachtstücke. Die etwa 140 Fotos, Plakate, Poster und Zeichnungen verdeutlichen das Geschriebene. 

Gruppenbild auch mit Bernhard Paul und André Heller 1976. Foto © privat

Bernhard Paul, geboren 1947 als Arbeiterkind in der österreichischen Provinz, ist studierter Grafiker, geborener Clown Zippo, berufener Zirkusdirektor, Reiseleiter auf der Reise zum Regenbogen, Hüter längst verloren gegangener Schätze, Direktor der Poesie und Professor für Fantasie. Der Zirkus ist sein Lebenselixier. Schon seit seiner Kindheit zog ihn der Geruch der Manege und die bunte Welt der Artisten und Attraktionen magisch an. 1976 legte er den Grundstein für sein Zirkus-Theater namens Roncalli. In seinem Buch ist auch zu lesen: ,,Roncalli ist meine eigene Reise zum Regenbogen, aber durchaus über die Jahrzehnte fast selbst zum Regenbogen geworden. So schwierig es ist, ihn zu übersehen, so schwierig ist es auch, Roncalli festzumachen und zu definieren. Das ist ungefähr so wie der Versuch, den Schatz am Ende des Regenbogens auszuheben – auch für mich, und so reise ich noch heute Richtung Regenbogen, habe zumindest das Gefühl, mich anzunähern, auch wenn das Ziel ein fantastisches bleibt, denn käme man dort an, dann wäre die Reise vorbei.“ Er ist auch der Meinung, dass man aufgehört hat zu leben, wenn man keine Träume mehr hat.

Früher gehörten auch kleine und große Tiere zum Circus Roncalli. Inzwischen wurde auch die letzte Pferdenummer aus dem Programm genommen. Statt lebendiger Tiere ist heute modernste Technik (Holografie) im Einsatz, um Elefanten wie durch Zauberhand durch die Manege schreiten zu lassen. Weltklasseartisten und auch Clowns sind  zur Freude aller Besucher im Programm. 

Bernhard Paul als Clown Zippo + Clown Martin Ender + Clown Fredi Codrelli
backstage. Foto © privat

Das multimediale Spektakel vereint die großen Künste der Unterhaltung. Es ist eine Inszenierung zwischen Nostalgie und Moderne.  

Vom 11. Mai bis 15. Juni gastiert Bernhard Paul mit seiner Zirkusfamilie auf der Moorweide am Dammtor. Wir möchten aber auch den Betreibern der ca. 200 kleinen Zirkusse in Deutschland, die noch mit Tieren arbeiten, einige Zeilen widmen.

Wenn kleine Ponys in die Manege geflitzt kommen, Hunde mit Freude durch Reifen springen, sind strahlende und lachende Gesichter zu sehen. Ralf Huppertz, Vorstandsmitglied im Verband deutscher Circusunternehmen e.V., sagt zu dem Thema Tiere im Zirkus: ,,Im Gegensatz zu den Millionen Tieren in der Nutztierhaltung leben die in den Zirkussen wie im Paradies. Die meisten sind in Zelten oder ihren Wagen geboren und gehören zur Familie. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Menschen, die keine Tiere in ihrem Zirkus haben möchten. Unsere Tierlehrer sind Experten, die 24 Stunden mit ihren Tieren verbringen. Sie quälen sie auf keinen Fall, wie leider geschrieben wird. Sie erkennen sofort, wenn sich eines ihrer Tiere nicht wohlfühlt.

Cover seines Buches.

Auch die Veterinäre kontrollieren die Zirkustiere jede Woche. Sie beschäftigen sich intensiv mit Zoo- und Zirkustieren und sagen, dass die Arbeit mit den Tieren im Zirkus sehr wichtig ist – auch für die Psyche. Die Vierbeiner werden körperlich und auch geistig gefordert, aber auf keinen Fall in die Manege gezwungen. Das Training muss auch für das Wohl der Tiere stattfinden. Den engen Kontakt zwischen Tier und Mensch gibt es besonders stark im Zirkus. Ein Reitpferd freut sich, wenn der Reiter kommt und es aufsattelt. Es wartet schon darauf, dass es endlich losgeht. Auch die Hunde freuen sich, dass mit ihnen etwas unternommen wird. Sie wollen und haben engen Kontakt zu den Menschen. Auch meine kleinen Enkelkinder wollen in die Manege und zeigen, was sie gelernt haben und den Erfolg spüren. Ich möchte Menschen anregen, nicht nur den Zirkusgegnern ihr Gehör zu schenken.“

Besonders die kleinen Familienzirkusse, die auch in und um Hamburg ihre Zelte aufgeschlagen haben, brauchen die Unterstützung der Besucher. Die Artisten bringen Höchstleistungen, und die Clowns und Tiere erobern die Herzen von Klein und Groß. Übrigens, die in Hamburg lebende und arbeitende Zirkusfamilie Frank existiert seit 1812.

 

Textauszüge aus dem Buch + Text Marion Schröder  – Fotos Marion Schröder (2) und privat

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